Birne sucht Helene
noch komischer, als ich dachte.«
Doch Eli mochte komisch. Immer schon. Komisch war gut. Komisch war nämlich überhaupt nicht langweilig.
In diesem Moment fuhren zwei Wagen hintereinander an ihnen vorbei. Das Kennzeichen des einen endete mit ES 270 , das des anderen mit PB 313 .
Doch Eli sah es nicht.
Birne sucht Helene. Beamter, 29 J./ 1 , 78 , interessant und lebendig, kann kochen (aber keine Soufflés!), sucht vielleicht keine Frau mehr, die ihren Traummann noch nicht gefunden hat. Vielleicht hat er sie längst gefunden. Morgen Abend weiß er mehr. Aber da er diese Annoncen für ein Jahr im Voraus bezahlt hat, schreibt er trotzdem etwas. Falls Du denkst, dass der Abend schiefläuft, kannst Du – eine attraktive Frau, mit Charme und Humor – schreiben. Aber wenn der Abend erfolgreich ist, wird er Deinen Brief nie öffnen. 965938 Chiffredienst, 50590 Köln. -Chiffre 0900 / 5000958 - 78591 .
VIERTERGANG
Darauf einen Zhalgiris
Eli schaute auf ihre Uhr. Viertel vor. Verdammt! Hoffentlich schaffte sie es, pünktlich da zu sein. Roman hatte genau beschrieben, wo, aber nicht, warum sie sich dort treffen würden. Eli liebte Überraschungen – aber nur, wenn sie vorher genau darüber Bescheid wusste.
Er wollte sie am Zoo treffen, das heißt am Rheinufer davor. Dort gab es glücklicherweise ein Parkhaus. Ohne es zu merken, fuhr Eli mit den Fingerspitzen über ihre Lippen. Sie konnte Pauls Kuss noch immer spüren. Solche guten, solche richtig, richtig guten Küsse waren selten. Am liebsten hätte Eli Pauls Küsse in ein kleines Schmuckkästchen gesteckt, um sie bei Bedarf hervorholen zu können. Und Bedarf gab es immer genügend.
Warum fuhr sie dann jetzt zu Roman, anstatt sich noch mehr davon für ihre Sammlung zu gönnen? Weil das erste Date mit ihrem Traummann so nicht stehenbleiben durfte. Es war ein Abend wie ein Elektroschock gewesen.
Er fing schon seltsam an: Roman öffnete nicht selbst die Tür. Sondern sein Kumpel Lars. Im Arm seine Herzdame Sabine. Ein Pärchen wie aus einem Werbespot. Für Bausparen. Beide hatte Eli nie zuvor gesehen. Und beide hatte sie nicht erwartet – zu diesem romantischen Candle-Light-Dinner bei Roman. Sabine drückte ihr ein Glas Prosecco in die Hand, weil »der Roman in der Küche was für uns zaubert, was Leckeres«.
Später stellte sich heraus, dass Roman nur ein paar Kleinigkeiten aus dem Delikatessengeschäft aufgewärmt hatte.
Eli hatte gelächelt, den ganzen Abend über. Sie hatte fast das Gefühl,die verkrampften Mundwinkel mit Botox wieder wegspritzen lassen zu müssen.
Ein Viererdate, ohne Vorwarnung! Die anderen wussten schon über sie Bescheid, über die nette Kollegin, die Roman direkt ins Auge gefallen war. Wenigstens hatte er sich soweit zusammengerissen und nichts von der Traummann-Episode erzählt. Dafür war Löschi das Thema des Abends. Die Welt der Schwulen war anscheinend ein unerschöpflicher Quell der Belustigung für die anderen drei.
Eli war sehr früh gegangen. Ihr ginge es nicht gut, hatte sie vorgeschoben. Doch beim Abschied an der Tür hatte sie Roman gesagt, dass sie sich diesen Abend ganz anders vorgestellt hatte – nicht als Fleischbeschau durch seine besten Freunde.
Da war endlich das Parkhaus!
Sie musste rennen, um rechtzeitig zum Treffpunkt zu kommen. Roman war bereits da – und hinter ihm lag die »Colonia 5 «, eines der kleinen, weißen Passagierschiffe, die Touristen über den Rhein schaukelten. Es hatte zwei Etagen, wobei die obere außer dem Steuerhäuschen nur Bänke ohne Überdachung bot. Verblasste Girlanden baumelten am Funkmast des Schiffes. Roman winkte ihr mit den Karten für die Fahrt zu. Heute trug er zum ersten Mal keine Designerjeans, auch kein Fred-Perry-Hemd und keine bunten Turnschuhe. Stattdessen waren seine Klamotten verwaschen, die Schuhe ausgelatscht. Er sah aus wie der Bassspieler einer Grunge-Band.
»Du hast gestern erzählt, du wärst noch nie mit dem Müllemer Böötche gefahren, und das wäre für eine waschechte Kölnerin wie dich ein Riesenmakel. Zeit, den zu beheben!«
Stimmt. Das hatte sie gesagt. In einem Nebensatz. Und Roman hatte es sich gemerkt.
»Sie mögen dich übrigens sehr. Lars und Sabine.«
Eli warf ihm einen tödlichen Blick zu. Ihre Geheimwaffe. Deren Beherrschungwurde in der Familie Spatzner seit Generationen von Mutter zu Tochter weitergegeben.
Roman lächelte entschuldigend. »Ich hab schon gemerkt, dass es dir nicht ganz recht war. Deshalb will ich es ja heute
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