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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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bin Paul.«
    »Freut mich.«
    »Mich …«, er stockte, lächelte dann, »… auch. Wirklich. Sie sind die Polo-Fahrerin, oder?«
    »Ja,Sie erinnern sich! Ich habe Ihnen doch die Nummer von meinem Kollegen gegeben, Löschi. Sie sollten ihm wirklich, also du solltest ihm wirklich eine Chance geben. Ich bin heute seine Kupplerin – nicht, dass er das nötig hätte.« Ruhig durchatmen, Eli! Du redest dich um Kopf und Kragen. Und Löschi gleich mit. »Aber du hast ihn noch nicht angerufen, und da wollte ich mal nachhorchen. Ich hab so ein gutes Gefühl bei euch beiden.«
    »Sollen wir ein Stück gehen?«, fragte Paul. »Ich bin während der Mittagspause immer gern an einem Platz, von dem aus ich das Amt nicht sehen muss. Dann kann ich mir einreden, ich würde gar nicht hier arbeiten.«
    »Klar, gerne.«
    Und so schlenderten sie fort von dem roten Gebäude mit den vier lebensgroßen Pferde-Skulpturen. Den Taubenholzweg entlang, denn dort gab es ein wenig Grün. Idyllischer, erklärte Paul, wurde es hier nicht.
    Plötzlich holte er tief Luft. »Ich glaube, ich muss etwas klarstellen: Ich bin überhaupt nicht schwul.«
    »Ich wusste, dass du das sagst! Ich wusste es. Nur um dich herauszureden. Ihr Männer seid doch alle gleich, ob schwul oder nicht.«
    »Ehrlich. Wie soll ich es dir beweisen?«
    Er schien nachzudenken. Plötzlich wurde Paul rot, er lächelte sie zaghaft an, beugte sich blitzschnell zu ihr und küsste sie. Es war ein Kuss von der guten, von der sehr guten Sorte. Ganz natürlich, wie eine Welle, die über den Strand spülte.
    Danach schien Paul von sich selbst überrascht, als könne er nicht glauben, dass er sie gerade geküsst hatte. »Das hätte ich an keinem anderen Tag getan«, brachte er stockend hervor. »Aber heute ist ein ganz besonderer. Ich fühl mich gerade wie ein anderer Mensch. Kennst du so was?«
    Eli sagte nichts. Es war das erste Mal, dass sie ohne Vorwarnunggeküsst worden war. Diesen Kuss hatte sie überhaupt nicht kommen sehen. Sie wünschte sich, er würde noch mal … nein! Sie war doch wegen Löschi hier!
    »Das ist kein Beweis. Auch ihr Schwulen könnt küssen.«
    »So?«
    Er küsste sie wieder. Diesmal war es keine Welle mehr, diesmal war es eine Brandung. Und sie war meterhoch, der Traum jedes Surfers. Nur ganz sachte legte sie sich, bis das Meer wieder spiegelglatt war und die Sonne darüber ihr Licht ergoss.
    »Jetzt weiß ich erst recht, dass du schwul bist. So küsst kein normaler Mann.«
    Paul beugte sich wieder vor, doch diesmal hielt sie ihm den Zeigefinger auf die Lippen. Obwohl es sehr schön war, ging das jetzt doch zu weit. Denn wenn Paul tatsächlich nicht schwul war, dann waren es irgendwie echtere Küsse.
    »Okay, nehmen wir an, ich glaube dir. Könntest du dich trotzdem mit Löschi treffen? Er braucht jetzt einen schönen Abend.«
    Paul schmunzelte. »Der würde aber nicht schön werden, dein Löschi wäre am Ende ganz enttäuscht.«
    »Hast du vielleicht einen Schwulen im Bekanntenkreis?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Tut mir leid.«
    »Auf der Arbeit?«
    »Passe.«
    »In der Familie?«
    Paul überlegte. »Der ist aber schon tot.«
    Sackgasse, dachte Eli. Und wusste nichts, was sie noch sagen konnte. Stattdessen balancierte sie auf der Bordsteinkante, wie zuletzt in der Grundschule.
    »Wie schade. Du wärst so ein netter Schwuler!«
    »Das hast du schön gesagt.«
    Sie sah ihn an. Er wäre nicht nur ein netter Schwuler. Und diese Küsse!Vielleicht konnte sie ihn dazu bringen, noch einmal? Nur noch einmal?
    Ihr Handy piepte. Eine SMS . Von Roman.
    Hallo, Traumfrau, gleich ist es so weit. Freu mich sehr! Ich bin schon da und warte auf dich! In 15 Min. geht’s los. Roman.
    Oh, Gott! Wie hatte sie das nur vergessen können! Sie musste sofort los. Wo stand bloß Sumpfi?
    »Ich muss ganz schnell weg. War trotzdem nett«, sagte sie und reichte Paul die Hand. Wobei sie sich augenblicklich blöd vorkam.
    »Fand ich auch«, antwortete Paul. »Und alles Gute für dich und deinen Traummann!«
    »Meinen Traummann ? Was weißt du denn von meinem …«
    Wenn Eli sich nicht täuschte, wurde Paul bleich im Gesicht.
    »Falls … du einen hast«, brachte er stotternd hervor. » Das meinte ich! Aber so eine Frau wie du hat sicher einen.«
    »Du bist ein komischer Kauz, Paul. Aber küssen kannst du gut.«
    Er schaute nervös auf die Uhr. »Oh, schon so spät, da muss ich schnell zurück. Sonst kann ich heute Abend nicht früher gehen und einen Zeppelin kochen.«
    »Du bist sogar

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