Birne sucht Helene
verstand das Monster die Schafskommandos. Drei kurze Pfiffe: R 2 -D 2 standauf. Lang, kurz, lang: R 2 -D 2 drehte sich im Kreis. Ein ganz langer: Der Kater stieß die Wohnungstür zu. So wie die Schafe das Gatter.
»Wie machst du das?«
»Ich kann einfach gut mit … Katzen.«
Der Andy in seinem Kopf hatte soeben einen verdammt unanständigen Witz vorgeschlagen – aber Paul bekam gerade noch die Kurve.
Yu zog den Glückskeks-Zettel aus ihrer Jackentasche. »Wage ein Abenteuer – du wirst es nicht bereuen!« , las sie vor und warf sich aufs Sofa. »Küsst du mich jetzt endlich, oder muss ich mir anderswo ein Abenteuer suchen?«
Es gab Fragen, die nur eine Antwort zuließen. Und in diesem Fall bestand sie nicht aus Worten.
Als Paul am nächsten Morgen erwachte, wollte er die Augen gar nicht öffnen und seinen Arm nicht ausstrecken, um die andere Seite des Bettes abzutasten. Die Nacht mit Yu war einzigartig gewesen. Dalia liebte wild und leidenschaftlich, Yu dagegen so genießerisch, wie sie aß. Sie hatte sich für alles Zeit gelassen, und das einzige Geräusch war oft ihr tiefes Atmen gewesen.
Nun hörte er nichts neben sich.
Paul beschloss liegen zu bleiben, sich an der Illusion festzuhalten, Yu schliefe noch neben ihm.
Dann berührte ihn etwas an der Fußsohle. Das Glück schoss wie eine Adrenalinspritze in seinen Körper, bevor er begriff, dass Yu unmöglich so spitze Zehennägel haben konnte. Es sei denn, sie hätte diese heute Morgen stundenlang gefeilt.
Nein, es war nicht Yu, es war R 2 -D 2 , der nun über das Bett stampfte, um sich auf sein Gesicht zu legen, voll mit dem Wanst, so dass Paul kaum noch Luft bekam. Als Paul ihn beiseiteschieben wollte, fauchte er wie von Sinnen. Katzenfolter par excellence.Er sah schon die Express -Schlagzeile vor sich: Kölner ( 29 ) an Katze erstickt! Tier überlebt Todeskampf unverletzt . Da sich R 2 -D 2 jetzt auf Pauls Mund niederließ, fiel Pfeifen leider flach. Die einzige Rettung war, irgendetwas aus der Schreibtischschublade zu ziehen und Richtung Gardine zu werfen. Wenn die sich bewegte, schoss das Ungetüm bestimmt dorthin, in der Hoffnung, einem Tier, das kleiner war als es selbst, zum Beispiel einem Elefanten, den Garaus zu machen.
Willkommen in der schrecklichen Realität, Paolo Birnbaum.
Plötzlich fuhr eine warme Hand unter der Bettdecke zu ihm, strich über seine Brust und langsam die Hüfte entlang bis zu seinem Po – wo sie ihn kniff.
Yu war noch da! Yu-hu! , dachte Paul – und fand den Kalauer für diese Uhrzeit annehmbar.
Wenige Augenblicke später hatten sie wunderbaren Morgensex mit bettwarmen Körpern, und als Zugabe Frühstück im Bett inklusive piksenden Baguettekrümeln.
Danach sprang Yu unter die Dusche, und Paul machte sich daran R 2 -D 2 zu füttern, bis er bemerkte, dass dieser sich bereits selbst verpflegt hatte. Wie war es nur möglich, Tupperdosen aufzubeißen? Dieser Kater wusste es. Und wenn R 2 -D 2 noch länger hierblieb, würde er es vermutlich Freddy und den Goldfischen beibringen. Paul räumte den Schlamassel auf, und plötzlich stand Yu neben ihm, schon komplett angezogen, ihre Handtasche unterm Arm und eine Sonnenbrille auf. Paul wollte sie ihr abnehmen, um Yus schöne Augen wieder sehen zu können, doch sie hielt das Gestell fest. Es war wohl Zeit für die Verabschiedung – aber nicht ohne ein neues Treffen auszumachen!
»Hast du Samstag ganz früh am Morgen schon was vor? Ich möchte dir gern was zeigen.«
Rainers Herde würde noch auf den Poller Wiesen stehen. Paul plante, eine Thermoskanne voll heißem Grog mitzunehmen und gemeinsammit Yu durch den Morgennebel zu spazieren. Sie gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Danach brauchte sie einige Zeit, um wieder zu Atem zu kommen.
»Nein.«
Es war nicht bloß ein Nein für Samstagmorgen, das wusste Paul sofort, es war ein Nein für immer.
»Aber warum?«
»Es liegt an mir, nicht an …«
»Sag’s nicht, bitte. Das hab ich nicht verdient.«
»Nein, hast du nicht.«
»Dann sag mir die Wahrheit. Und wenn ich danach eine Flasche Zhalgiris köpfen muss.«
»Zhalgiris?«
»Du willst es nicht wissen.«
Yu strich mit den Außenseiten ihrer Finger zärtlich über Pauls Wange. »Die Wahrheit ist«, sie zog einen Ring aus ihrer Hosentasche und steckte ihn sich an die linke Hand, »ich bin verlobt. Und ich wollte noch einmal, bevor ich heirate, ein letztes Abenteuer, weißt du, mich noch einmal frei fühlen, bevor ich meinem Mann für immer treu sein werde.
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