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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Denn das will ich. Er ist ganz wunderbar, und wir kennen uns schon sehr lange, seit der Schulzeit, es hat immer nur ihn gegeben. Aber auf einmal hatte ich Angst, dass mir etwas fehlen würde im Leben, und dann kamst du mit deiner Picknick-Idee, und ich dachte, ja, warum nicht, der gefällt dir, mit dem möchtest du eine Nacht verbringen. Ich war so unglaublich aufgeregt – und du hast es so schön werden lassen.« Sie senkte den Kopf. »Aber jetzt ist es nur viel schwerer geworden. Es wäre besser gewesen, wenn du ein ganz schrecklicher Liebhaber wärst, wenn du nicht so gut küssen würdest, und wenn du nicht so tolle Sachen kochen könntest. Ich hab noch nie so gut gegessen.«
    »Ich würde dich gerne wiedersehen.« Paul küsste sie, und es war wie ein Anker, den er auswarf, um sie hier zu halten. Zuerst trafenseine Lippen auf Widerstand, aber dann gab Yu nach. Doch plötzlich schmeckte dieser lange Kuss salzig und Paul stoppte, sah Tränen auf Yus Wangen glitzern.
    »Es geht nicht, mach es mir nicht so schwer. Bitte, Paul.«
    Das Telefon klingelte. Und das Handy. Und auch sein Notebook. Wie war das überhaupt möglich?
    »Geh ran«, sagte Yu. »Ich bin weg, so ist es am besten. In Abschiedsszenen bin ich eh nicht gut.«
    »Dann … nimm aber wenigstens das hier mit.« Er rannte schnell zur Küchenzeile, wo Yu den Zettel aus dem Glückskeks hingelegt hatte. »Als Erinnerung an unsere Nacht.«
    Sie küsste ihn noch einmal flüchtig auf die Wange und verschwand, ohne sich umzublicken.
    Wie in Trance hob Paul das Telefon ans Ohr.
    »Hallo.«
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Herr Birnbaum.«
    »Fish-Mac.«
    »Höchstselbst.«
    »Warum klingelst du überall, du verdammter Idiot!«
    »Hey, ganz ruhig. Ich geh halt gern auf Nummer sicher. Wollte unbedingt wissen, wie es meiner Miezekatze geht.«
    »Gut.«
    »Frisst er auch genug?«
    »Ja.«
    »Ist alles okay mit dir? Sonst ist Herr Birnbaum doch nicht so maulfaul.«
    »Lass mich einfach in Ruhe.«
    »Ich hab dich doch nicht beim Tête-à-Tête mit einer Playboy -Schönheit gestört?«
    »Was ist so schwer daran zu verstehen, wenn ich sage: Lass mich einfach in Ruhe?«
    »Ich frag ja schon nicht mehr.«
    »Gut.War’s das?« Paul wollte allein sein. Er wusste nicht, was er von Yus Abgang halten sollte. Hatte sie sich die Sache mit der Verlobung nur ausgedacht, um ihn zu beruhigen? War das ihre Masche? Hatte sie immer einen Ring in der Tasche? Aber diese Tränen waren echt gewesen, und das Zittern ihrer Lippen auf seinem Mund. Diese Nacht war auf eine merkwürdige Art und Weise ein Kompliment an ihn gewesen, irgendwie, und hatte doch auch die schmerzhafte Erkenntnis gebracht, dass es einen gemeinsamen Weg gegeben hätte. Und diesen nicht gehen, nicht auskosten zu können, tat verdammt weh.
    »Eine Sache habe ich noch. Du glaubst ja nicht, wen ich gestern im Internet aufgespürt habe: David Lindenhof!«
    »Ach, ist der wieder im Land?«
    »Zurück aus Abu Dhabi.«
    David Lindenhof. Oder Dave, wie ihn alle nannten. Der kleine Pummelige aus ihrer Klasse, der in einem Jahr häufiger in den Mülleimer gesteckt worden war als die ganzen fünften Klassen zusammen. Paul und Fish-Mac hatten mit ihm eine Bande gegründet, zu so einer gehörte schließlich auch ein Dicker – wie Klößchen bei TKKG . Sie waren Daves einzige Freunde gewesen. Und hatten zusammengehalten. Doch nach dem Abi war er als Berufssoldat zur Marine gegangen, und sie hatten nie wieder von ihm gehört.
    »Und was ist aus ihm geworden?«
    »Das ist es ja gerade: Koch! Er hat Smutje gelernt, ist dann bei irgendeiner Hotelkette eingestiegen und hat sich hochgearbeitet. Wir haben gestern noch ewig miteinander gechattet. Und jetzt ist er zurück in Köln, weil er demnächst eine eigene Kochsendung im Fernsehen bekommt. Ist das zu fassen? Die drehen in Ossendorf, und er ist der Star. Unser Dave. Er hat direkt nach dir gefragt, und ich hab ihm erzählt, dass der Herr Birnbaum jetzt auch wie ein Wahnsinniger kocht. Dave hat Riesenohren gemacht und gesagt,dass er dich demnächst mal besucht, um dir auf die Finger zu schauen. Ich hab ihm deine Adresse gegeben. Ist das zu fassen, Dave! Ich glaub es immer noch nicht.«
    R 2 -D 2 maunzte so laut, als sei er der Tiger von Eschnapur.
    »War das mein Kater? Was ist mit ihm?«
    Paul sah nach. Der Brocken stand auf der Küchentheke neben ein paar leeren Schalen.
    »Er will mehr Austern.«
    Als Paul seine Stechkarte in den Stempler der KFZ -Zulassungsstelle schob, hatte er

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