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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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bereits entschieden, nie wieder am Arbeitsplatz über Fernsehköche, Rezepte oder Essen zu reden. Eher würde er sich auf die Zunge beißen und sie im ganzen Stück runterschlucken. Zu seinem Pech bedrängte ihn gleich nach der Ankunft Kollege Günther wegen einer richtig geilen Grill-Marinade und kurze Zeit später seine Chefin, die genaue Informationen über ein ausgefallenes Dessert mit Erdbeeren zu erfahren begehrte.
    Und irgendwann klingelte auch noch Andy durch, von dem er seit Tagen nichts mehr gehört hatte, und wollte wissen, wie man eine superleckere Herrentorte hinbekam. Andy plante ernsthaft zu backen.
    Die Apokalypse stand wohl kurz bevor.
    Und dann geriet Pauls Welt wirklich ins Wanken. Da saß Eli. Im Warteraum. Gerade sprach sie mit dem neben ihr sitzenden Mann und reichte ihm irgendeinen Zettel. Was hatte das zu bedeuten? Hatte sie ihm gerade ihre Nummer gegeben? Egal. Er wollte sie sehen. Um alles in der Welt!
    Nein. Er wollte sie nicht sehen. Niemals mehr. Sie war vergeben. Das hatte ihm Andy nach seinem Besuch in der Buchhandlung klipp und klar mitgeteilt. Paul würde sicherstellen, dass jemand anders sie bediente. Außer Sicht, am anderen Ende der Schalterreihe. Dort saß Brömser. Der würde keine Fragen stellen, stattdessennur eine Packung Zigaretten, filterlos, in Rechnung stellen. Das war es Paul wert. Und mehr. Brömser hätte sogar eine ganze Tabakplantage fordern können. Nur schnell zu ihm rüberflitzen und Bescheid sagen, mehr brauchte Paul nicht. Gleich nach dem nächsten Antragsteller würde er das tun.
    Es wurden zwei Kunden.
    Und dann stand sie vor ihm.
    »Hallo, Paul. So schnell sieht man sich wieder.« Sie presste die Lippen aufeinander, aber ihre Augen lächelten.
    »Setz dich.«
    Paul war nervös, und wenn er das war und nicht wusste, was er sagen sollte, machte er häufig Komplimente. Schlechte, ungelenke, unpassende. Aber sie sprangen einfach so aus seinem Mund.
    »Das ist aber ein lustiges T-Shirt, das du da hast. Schön eng.«
    Ohgottohgottohgott!
    If it has a face, don’t eat it , stand darauf, und darüber war ein lächelndes Schwein.
    »Das hab ich schon Ewigkeiten, ist eins von meinen Liebsten.«
    »Sieht man ihm gar nicht an, also wirkt nicht verwaschen oder so. Strahlendes Schwarz! Bestimmt nur Handwäsche und Feinwaschmittel, oder?«
    »Du bist doch schwul.«
    »Nein, Quatsch. Vergiss einfach, was ich gesagt habe. Tun wir einfach so, als hätte ich keine Ahnung von Textilreinigung.«
    »Textilreinigung?«
    »Ist das nicht der Oberbegriff?«
    Eli schüttelte den Kopf. »Was bist du nur für ein merkwürdiger Mann?«
    »Merkwürdig gut oder merkwürdig schlecht?«
    »Weiß ich noch nicht …«
    Das Telefon klingelte. Paul blickte darauf.
    »Ich bin Vegetarierin, deshalb das Shirt.«
    WiederOma Gerti! Die konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. »Ja, klar«, sagte Paul und drückte das Gespräch weg. Er merkte, wie er sich schon wieder Hoffnungen machte. Sie war so zauberhaft, so lustig und unwahrscheinlich süß. Yu war mit einem Mal völlig vergessen, eigentlich alle Frauen, mit denen er jemals zusammen war. Mit einem Mal gab es nur noch Eli. Aber es war ja vergebens. Er versuchte, ihr nicht in die Augen zu blicken. In diese schönen, dunklen Augen.
    »Und, wie geht’s Löschi?«
    »Du erinnerst dich noch an seinen Namen?«
    »Hast du ihn mittlerweile unter die Haube bekommen?«
    Eli schüttelte den Kopf. »Er steht immer noch im Regal und setzt Staub an.« Sie pustete in die Luft vor sich. »Aber nicht mehr lange, da bin ich mir sicher.« Sie rückte mit ihrem unbequemen Plastikstuhl näher. »Du fragst ja gar nicht nach meinem Traummann.«
    Nein, das tat er nicht. Natürlich nicht. Er wollte nicht hören, wie toll dieser Hengst war. Da würde er lieber einen Löffel Glasscherben essen. Mit Löwensenf und Chilipulver. »Geht mich ja nichts an.«
    »Ach?« Eli schien enttäuscht, ihre Gesichtszüge entgleisten etwas – aber es war nur ein kleineres Schienenunglück. »Na, dann, wenn’s dich nicht interessiert.«
    Durfte er zugeben, dass es ihn interessierte? Oder sah das dann gleich so aus, als wolle er etwas von ihr – was ihm dann einen Korb einbringen konnte?
    Elis Augen bewegten sich nervös. »Er ist Geschichte, hat sich als Idiot herausgestellt.«
    Pauls Herz machte einen Sprung. Er versuchte, seine Freude zu unterdrücken.
    »Du hast gelächelt!«, sagte Eli. » Wieso hast du gelächelt?«
    »Oh, mein Computer spinnt, jetzt nicht abstürzen, Junge!«
    Eswar

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