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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Blenderwie Roman? Würde sie mit ihm etwa auch eine böse Überraschung erleben? Bei Roman waren es ja eigentlich gleich mehrere gewesen, aber Eli hatte beschlossen, sie als Gesamtpaket zu betrachten. All inclusive.
    David kam zu ihr und wirbelte sie herum.
    Nein, sie brauchte sich keine Sorgen zu machen. Es lief alles gut, wie am Schnürchen sogar, und sie wollte wirklich, dass diese Beziehung funktionierte. Eli fühlte sich, als sei sie in einen Hafen eingelaufen. Hier wollte sie Anker werfen. Alles war in bester Ordnung.
    »Sollen wir mal mit dem Müllemer Böötche fahren?«, fragte David plötzlich. »Ich kenne das Lied darüber, seit ich ein Erstklässler war, aber wirklich damit über den Rhein gegondelt bin ich noch nie.«
    »Nein«, sagte Eli. »Komm, lass uns woanders hingehen.«
    »Aber, was …?«
    »Ich hätte jetzt Lust auf einen Kaffee mit Rum. Ob’s den hier wohl irgendwo gibt?«
    David zuckte mit den Schultern, nahm sie dann in den Arm und gab ihr einen Schmatzer auf die Wange. »Ich erschnuppere dir einen. Sieh mich als deinen ganz persönlichen Kaffee-Spürhund.«
    »Such, mein Espresso-Hasso!«, sagte Eli. »Aber nicht wieder an irgendeiner Laterne das Beinchen heben.«
    Sie grinste ihn an, doch das ungute Gefühl lag immer noch wie ein schimmliges Brötchen im Magen.
    Es ging den ganzen Mittag nicht weg.
    Als sie zurück zur Buchhandlung kamen, überschlugen sich die Ereignisse. Genau genommen überrannten sie Eli. Ein heulender Roman, die Jacke nur halb angezogen, stürzte an ihr vorbei. Er musste sie aus den Augenwinkeln erkannt haben, denn nach einigen Metern drehte er sich um. » Du! Du verdammte …!« Mehr bekam er nicht heraus.
    AlsNächster rannte Disselbeck aus der Buchhandlung auf den Neumarkt. »Da sind Sie ja! Ich habe Ihnen etwas zu sagen. In meinem Büro. Ach was, das können wir auch gleich hier regeln. Sie werden versetzt oder entlassen, was Ihnen lieber ist. Die Sache mit Herrn Holz nehme ich Ihnen persönlich übel, Frau Spatzner. Eine solche Intifada gegen einen Kollegen zu starten! Und mich so vor der Zentrale bloßzustellen. Ich habe bereits mit der Filiale in Bonn gesprochen, die haben akute Personalnot, dort können Sie anfangen, schon morgen. Denn ich will Sie hier nie mehr sehen. Haben Sie mich verstanden? Was sind Sie nur für ein Mensch, einen Kollegen so fertigzumachen? Ich hatte sie anders eingeschätzt, ganz anders. Aber so kann man sich in einem Menschen täuschen!«
    Er rauschte wieder hinein und zog scheppernd die Tür hinter sich zu, obwohl sie eigentlich für den Kundenverkehr aufstehen sollte. Das Schild »Geöffnet« wirbelte herum auf »Geschlossen«.
    »Was war das denn jetzt?«, fragte David. »Geht es dir gut? Soll ich meinen Anwalt rufen? Das war ja unmöglich.«
    Eli sagte nichts, sie blickte durch die Glasfront in die Buchhandlung. Denn dort baute sich Löschi mit hochrotem Kopf vor Disselbeck auf und brüllte ihn tatsächlich an. Worte konnte man nicht verstehen, doch der Luftdruck ließ die Scheiben vibrieren. Jetzt nahm er sein Namensschild ab und knallte es auf den Fußboden, sprang sogar darauf herum. Disselbecks Wangen blähten sich auf, und er sah aus wie ein Kugelfisch kurz vorm Platzen. Gerne hätte Eli mit einer spitzen Nadel hineingepikst. Dann wäre er bestimmt wie ein kaputter Luftballon durch den Laden gerauscht. An Löschis Händen konnte Eli erkennen, dass er wütend etwas aufzählte – es waren viele Punkte. Danach stürmte er hoch erhobenen Hauptes hinaus, wo er Eli sah und ihr heulend um den Hals fiel.
    »Liebelein, es tut mir so leid! Ist alles meine Schuld, ganz alleinmeine Schuld. Aber der Disselbeck wollte ja nicht hören, der blöde Sturkopf. Er denkt immer noch, du hättest die Strippen bei Romans Mobbing gezogen. Weil der Roman ihm gesagt hat, das alles wär nur wegen eurer schiefgelaufenen Beziehung. Der hat alle Schuld auf dich geschoben, die Judith hat mir das heute erzählt. Dieses hinterfotzige Schwein!« Er kramte ein Taschentuch hervor und tupfte seine Tränen fort. »Mein ganzes Make-up muss jetzt ja verlaufen sein. Ich sehe vermutlich aus wie ein altes Klageweib.«
    »Du siehst selbst ungeschminkt aus wie eine griechische Gottheit«, beruhigte ihn Eli. Sie verstand es selbst nicht, aber all das machte ihr nichts aus. Sie war sogar froh, wegzukommen. Das hier war ihr altes Leben, und mit David hatte ein neues begonnen. Es war an der Zeit, Brücken abzubrechen. Bonn klang wunderbar. Sie hatte die Stadt immer schon

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