Birne sucht Helene
nachdem er wieder Luft bekam, »aber ich hätte nicht gedacht, dass ihr so gut zusammenpasst.«
Dave nickte. »Ja, da hast du vollkommen recht. Wir sind total verschieden. Aber genau das macht es ja so besonders mit ihr. Weißt du, wenn man als Koch in einem Restaurant arbeitet und immer bis spätabends zu tun hat, gibt es nur zwei Chancen für eine Beziehung. Entweder findest du eine nette Frau, die genau wie du im Gastgewerbe tätig ist, oder eine Frau, die gar nicht arbeitet. Was anderes funktioniert nicht.« Dave wickelte das Besteck aus der mit Baobab-Bäumen bedruckten Serviette. »Aber jetzt, als Fernsehkoch, hab ich die Abende frei. Endlich kann ich mit einer Frau wie Eli zusammen sein, sie ist so völlig anders als die, mit denen ich bisher zusammen war. Das ist total … erfrischend. Eigentlich hättet ihr super zusammengepasst. Ich verstehe echt nicht, warum du es nie bei ihr versucht hast. Ah, die Vorspeisen! Sehen gut aus.«
Dassihn einmal kleine, panierte Fleischbällchen vor einer peinlich gestotterten Antwort retten würden, hätte Paul nie gedacht. Leider sahen sie besser aus, als sie schmeckten – fettig und fad, dabei trotzdem scharf. So liebte es scheinbar der Südafrikaner. Lag vermutlich an der heißen Sonne.
»Und wie läuft es bei dir und Tine? Sieht aus, als würde sie dir richtig guttun. Ich hab dich selten so ausgeglichen und entspannt erlebt.«
Aha, Daves Menschenkenntnis war so ausgeprägt wie seine Fähigkeit, übers Wasser laufen zu können.
»Merkt man das?«
»Und wie! Na ja, die ist auch echt ein Geschoss. Bei euch geht wahrscheinlich schwer was in den Laken ab, also bei mir und Eli …«
Paul hob die Hand. »Will ich gar nicht wissen! Ist eure Sache.«
»Oh, so spießig?«
»Ein Gentleman genießt und schweigt.«
»Wir kommen aber aus dem Bergischen Land! Der letzte Gentleman, der sich dort hat blicken lassen, war Teil eines erfolglosen Auswilderungsprogramms.«
»Darauf trinke ich!« Paul hob sein Glas. Mit Alkohol ließ sich immer so wunderbar das Thema wechseln.
Die Hauptspeise stellte sich als etwas erfreulicher heraus, doch ohne die fabelhaften Cocktails hätten sie das Zeug trotzdem nicht herunterbekommen. Der Springbock war elend zäh. Da zeigte sich mal wieder, dass Springen zu nichts Gutem führte.
Am Ende des Abends lehnte Dave sich vor und senkte die mittlerweile lallende Stimme.
»Paul, ich will dir was sagen. Das habe ich noch niemandem gesagt.« Er hob den Finger. »Nie-man-dem! Aber du sollst der Erste sein, weil du mein Liebesbote warst. Wenn das mit der Eli und dem Zusammenleben klappt, woran ich keinen Zweifel hege, dann …«
Ohnein, bitte nicht! Bitte, bitte, bitte nicht! Lieber Gott, dachte Paul, ich werde auch jeder Oma über die Straße helfen, selbst wenn es eine sechsspurige Autobahn ist und auch nie wieder etwas Schlechtes über südafrikanische Speisen denken! Doch Gott hörte ihn nicht. Er war wahrscheinlich gerade auswärts essen.
»… also dann, werde ich ihr noch dieses Jahr die große Frage stellen.«
Hatte da gerade jemand eine rotglühende Grillgabel in sein Herz gejagt? Aber ja doch. Es fühlte sich bereits verkohlt an.
»Und du bist dir sicher, also völlig sicher«, Paul brachte die Frage kaum raus, »dass sie mit ja antworten wird?«
Dave hob feierlich sein Glas. »Sonst würde ich sie nicht fragen!«
David holte Eli mittlerweile jeden Tag in der Mittagspause ab, und sie gingen in Köln spazieren – wobei es sich plötzlich viel eleganter, französischer anfühlte. Flanieren war das richtige Wort dafür. Sie betrachteten gemeinsam die Auslagen der Geschäfte, redeten darüber, wie sie ihre gemeinsame Wohnung einrichten würden, tranken dann irgendwo einen Espresso und zurück vor der Buchhandlung verabschiedete David sie immer mit einem langen Kuss.
Heute war das Wetter großartig, fast mediterran, der Wind ein erfrischender Hauch auf der Haut, die Sonne am Nivea-blauen Himmel schickte schmeichelnd warme Strahlen hinab, und all das satte Grün der Bäume flüsterte von Aufbruch und Leben. Der Weg führte sie, ohne dass sie es geplant hatten, auf den Karl-Berbuer-Platz. Und Elis gute Stimmung war dahin, als sie das Denkmal sah, welches sie an den Reinfall mit Roman erinnerte. Es stellte ein Narrenschiff dar und wurde »Müllemer Böötche« genannt. David war ganz begeistert davon, schoss Fotos mit seinem Handy und nahm davor sogar Kapitänspositur ein.
War das etwa ein schlechtes Omen? War David genauso ein
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