Birne sucht Helene
gemocht, außerdem wäre sie näher bei ihrer Mutter.
»Das Schlimmste ist«, sagte Eli und strich Löschi über die Wange, »dass wir uns nicht mehr täglich sehen werden.«
Jetzt konnte Löschi wieder lächeln, obwohl seine Augen immer noch feucht von Tränen waren. »Du Dummerchen! Ich hab natürlich den ganzen Kram hingeworfen und geh mit dir nach Bonn. Das ist eh viel weltstädtischer da, alles so gepflegt auf ganz exklusivem Niveau und die haben auch tolle Museen. Die Bonner sind wunderbar herzliche Menschen, schon immer gewesen.«
»Seit der Steinzeit.«
»Genau! Das ist meine Eli!« Jetzt erst bemerkte Löschi, dass sie nicht allein waren. »Oh, hallo, David.« Er umarmte ihn. »Die Sache tut mir wirklich leid, dass musst du Eli immer wieder sagen, ja? Versprichst du das?«
Doch David schüttelte nur den Kopf. »Löschi, warum hast du das Mobbing nicht seinlassen? Eli hat es dir doch tausendmal gesagt. Wie steht sie denn jetzt da? Du hast ihr doch alle Aufstiegschancenverbaut. Ich geh da jetzt rein und klär die Sache auf.«
Doch Eli hielt ihn zurück: »Danke, dass du mein Ritter sein willst. Aber ich brauch keinen, wirklich. Ich brauch einen Mann, der mit mir nach Bonn zieht. Je eher, desto besser. Am liebsten würde ich jetzt schon dort eine Wohnung suchen gehen. Mit Blick auf den Rhein, geht das? Dann ist der Abschied von Köln nicht so schwer.«
»Okay«, sagte David und holte sein Handy hervor. »Ich sag gleich meinem Makler Bescheid. Der hat mir eh ein paar Objekte in Bonn ans Herz gelegt. Eins sogar direkt am Rheinufer.«
Das Leben meinte es gut mit ihr. Was zuerst wie eine Katastrophe aussah, stellte sich auf einmal als Segen heraus. Es war wie damals beim Abendessen mit Paul. Doch eine Frage brannte Eli noch auf den Lippen. »Warum hat Roman denn so geheult? Er ist mich doch jetzt los.«
Löschi griente: »Auf den ist der Disselbeck sogar noch saurer, weil der nämlich einen Beschwerdebrief an die Zentrale geschrieben hat. So was kommt gar nicht gut. Jetzt wird er auch versetzt, aber natürlich nicht nach Bonn.«
»Sondern?«
»Nach Schirgiswalde – die Perle der Oberlausitz.«
Das Treffen mit Dave war schon einige Zeit her, doch Paul konnte einfach nicht aufhören an Eli zu denken. Warum hatte es nur so unglücklich enden müssen? Ohne dass er eine Chance bekommen hatte, alles zu erklären und sich zu entschuldigen. Jetzt wollte er von ihr persönlich hören, dass sie Dave liebte, ihre Augen dabei sehen, ihre Stimme hören – erst dann würde er es glauben. Dann wäre dieses Kapitel im Buch seines Lebens abgeschlossen. Er wusste, dass er trotzdem immer wieder darin lesen würde, doch so hätte es einen Schluss. Keinen guten, aber immerhin.
Zuerstwollte er die Mittagspause für sein Vorhaben nutzen. Aber die war elend kurz, und Paul wollte kein Fast-Food-Treffen, sondern endlich Zeit haben, ihr alles zu sagen, was zu sagen war, und sich alles anzuhören, was es zu hören gab. Also fuhr er erst nach Arbeitsschluss über den Rhein zum Neumarkt. Am Vorabend hatte Paul extra Pralinen gemacht. Weiße Schokoladentrüffel mit Frühling darin: Mascarpone mit Limetten- und Mangomousse. Er hatte beim Kochen die ganze Zeit über an Eli gedacht – und die Schokoladen-Kuvertüre dreimal neu einschmelzen müssen. Dank des neuen Gasherdes hatte Paul sogar Feuer gefangen. Die original Julius-Eichendorff-Kochschürze war nun kohlschwarz, und seine Jeans sah aus, als sei er durch einen Meteoritenschauer gelaufen. Immerhin hatte in der Küche nur der Beistelltisch Feuer gefangen. R 2 -D 2 dagegen nicht. Obwohl der Kater die ganze Zeit seelenruhig zugeschaut hatte.
Paul hatte nun begriffen, dass Liebe und Kochen eine enorm gefährliche Kombination war. Um nicht zu sagen: Multitasking höchster Schwierigkeitsstufe.
Doch nicht halb so kompliziert wie eine Antwort auf die Frage zu finden, wie er Eli gleich ansprechen sollte. Gab es einen Satz, bei dem er sich nicht unwohl fühlen würde? Ihm fiel keiner ein. Jeder klang in seinen Ohren saublöd.
Er ging trotzdem in die Buchhandlung. Stille Betriebsamkeit legte sich sogleich wie ein kühlender Schatten auf seine brodelnden Gedanken. An einem Infopunkt vor ihm stand eine Buchhändlerin, die er jetzt einfach fragen würde, auf welcher Etage Eli heute Dienst hatte. Doch bevor er zur Tat schreiten konnte, verkündete sein Handy mit leisem Schafsblöken das Eintreffen einer SMS .
keinen ibiza-reiseführer kaufen. null plätze frei. meld mich gleich
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