Birne sucht Helene
Niemand würde Fragen stellen. Genial!
Sein Handy blökte.
gehe noch dessous kaufen für heute abend. sahne + erdb. schon da!
Eswar erstaunlich, was Tine alles mit Obst anstellen konnte. Paul aß es am liebsten von einem Teller – aber sie hatte da ganz andere Vorstellungen.
Ein Mann trat auf den Flur. Er sah aus wie ein Geier. Spitze Nase, Haare streng nach hinten gekämmt und ein Blick, als wolle er Pauls Eingeweide verschlingen.
»Darf ich erfahren, wer Sie sind?«
»Andy, der neue Praktikant, hab heute erst angefangen.«
»Andreas und wie weiter?«
»Äh …« Verdammt, er musste sich etwas einfallen lassen, schnell, etwas Glaubwürdiges. Aus irgendeinem Grund dachte er an seine Oma. »Gerti. Andreas Gerti.«
Der Geier kam näher, noch näher, in Hackdistanz. »Heute hat aber kein Praktikant bei uns angefangen, und schon gar kein Andreas Gerti.«
»Ist wahrscheinlich vergessen worden auszuhängen. So was geht ja schnell mal unter.«
»Bei mir nicht! Ich bin nämlich der Geschäftsführer, Eduard Disselbeck. Und wenn Sie heute hier als Praktikant angefangen hätten, wüssten Sie, dass Handys am Arbeitsplatz nichts verloren haben. Ich stelle also fest, dass Sie hier unbefugt eingetreten sind und mich fürderhin belogen haben.«
Oha, das war jetzt doch irgendwie schiefgelaufen. Paul wurde es mulmig. Wie konnte er sich »fürderhin« da herausreden? Denk, denk, denk! Treffer! »Aber das ist doch hier die Kölner Eselsohr-Filiale?«
»Es gibt insgesamt fünf Filialen im Kölner Stadtgebiet. Zu welcher wollten sie denn?«
Wo gab es noch eine? Er war doch letztens an einer vorbeigekommen.
»In Deutz?«
»Hm.« Der Geier schien nicht zufrieden. »Ich werde bei den Kollegenanrufen – und Sie kommen mit. Falls Ihre Geschichte nicht stimmen sollte, wovon ich ausgehe, werde ich umgehend die Polizei informieren.« Pauls Handy blökte wieder. »Und stellen Sie endlich das verfluchte Ding aus!«
Er würde nur schnell genug rennen müssen. Bis der alte Geier seine Flügel ausgebreitet hatte, wäre er längst über alle Berge. Haha!
Doch dann versperrte ihm jemand den Fluchtweg.
Es war die Buchhändlerin vom Infostand. »Was machen Sie denn hier?«
»Sie kennen diese Person?«, verlangte Disselbeck zu wissen.
»Er hat eben nach Frau Spatzner, Herrn Löschmeyer und Herrn Holz gefragt. Wollte einfach nicht akzeptieren, dass wir keine Auskunft über die neuen Arbeitsstellen geben dürfen.«
Okay, er war aufgeflogen. Also raus mit der Wahrheit.
»Ich bin ein … Exfreund von Eli und wollte sie unbedingt wiedersehen. Das ist alles. Ganz harmlos. Sie liegt mir immer noch sehr am Herzen. Sehr sogar.«
Paul war es unangenehm, diesen Fremden seine Gefühle zu offenbaren, doch es fühlte sich irgendwie auch richtig an. Die Worte wollten schon so lange aus ihm heraus.
»Diese Frau beschert mir selbst dann Ärger, wenn sie entlassen ist.« Disselbeck schüttelte den Geier-Kopf. »Ich gebe Ihnen einen guten Rat, junger Mann: Halten Sie sich von dieser Frau fern. Sie bedeutet nur Unglück. In Liebesangelegenheiten genauso wie im Berufsleben. Und jetzt scheren Sie sich aus meiner Buchhandlung! Ich will Sie hier nie wiedersehen.«
Paul hatte nach einem Schlussstrich gesucht.
Fettgedruckter konnte er wohl nicht ausfallen.
Birne (neuerdings nebenberuflich Einbrecher) sucht Helene. Aber nur, um mit ihr zu reden! Gefunden hat er Aphrodite. Ist das Glück? Oder Schicksal? Oder einfach nur der Lauf der Dinge? Ratlos. 965938 Chiffredienst, 50590 Köln. -Chiffre 0900 / 5000958 - 78591 .
NEUNTERGANG
Das schärfste Chili der Welt
Eli war gerade auf dem Weg zum Lastenaufzug und bog um die Ecke, als sie plötzlich auf eine Frau stieß, die den Kopf Richtung Mekka geneigt auf einer pinkfarbenen Yogamatte aus dem Dekolager kniete. Es war Erva aus Indonesien. Bonn, die Stadt, die niemals aufhörte, einen zu überraschen! Erva durfte während des Betens nicht gestört werden. Also musste Eli warten. Doch das fiel ihr verdammt schwer. Sie wollte endlich eine Etage höher fahren in den fensterlosen Raum mit Weihnachts-, Oster- und sonstiger Deko, der in dieser Filiale als »Der Knast« bekannt war. Denn sie hatte bei Schichtbeginn eine Mail von ihrer Schwester aufs Handy bekommen und nur Zeit gehabt, den Anfang anzuschauen, doch der war ihr wie Pfeffersauce durch die Blutbahn geschossen. Sie musste weiterlesen – was in dieser neuen Eselsohr-Filiale gar nicht so einfach war.
Disselbeck mochte ein Despot sein, doch er war
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