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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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Himmel.
    Der Junge sagt nichts. Sein Gesicht brennt immer noch. Draußen, hinter der Steinmauer, hört er die Autos auf der Straße, den Wind in den Bäumen rund um den Park.
    Ich weiß, dass du da drin bist, sagt der Mann. Ist ja nichts dabei. Du kannst mir ruhig antworten.
    Ich bin gleich fertig, sagt der Junge, zu laut. Seine Stimme klingt brüchig.
    Ja. Das denk ich mir.
    Der Junge schaut zur Tür, einen panischen Augenblick lang überzeugt, dass er nicht abgeschlossen hat. Aber der Riegel ist vorgeschoben. Als er den Blick von dem Riegel wegnimmt, sieht er einen Streifen vom Gesicht des Mannes. Ein Auge. Der Mann schaut durch den Spalt am Türrahmen zu ihm herein. Der Junge unterdrückt ein Wimmern; er krümmt sich vorn über.
    Kommt was?, fragt der Mann. Oder willst du dich bloß verstecken?
    Mein Vater ist draußen, sagt der Junge. Die Lüge kommt als ein halbes Flüstern heraus.
    Der Mann lacht. Ich hab dich beim Spielen beobachtet. Da war von deinem Papa nicht viel zu sehen.
    Er kommt. Jede Minute.
    Wie alt bist du?, will der Mann wissen, aber der Junge antwortet nicht.
    So acht, würde ich tippen, sagt der Mann. Stimmt’s?
    Der Junge hört ein Schlurfen, und dann rüttelt der Mann ganz plötzlich an der Kabinentür. Sie klappert laut gegen den Riegel; die Kabinenwände wackeln. Der Mann lacht in sich hinein.
    Pass auf, ich zeig dir was, sagt der Mann. Der Junge, der die Schuhe unter der Tür beobachtet hat, schaut auf und sieht wieder das an den Spalt gedrückte Auge. Das Auge ist braun; das Weiße darin hat einen Gelbstich.
    Schau her, sagt der Mann.
    Und ein Stück tiefer schiebt sich eine Messerklinge durch den Spalt in die Kabine. Der Junge blinzelt, ungläubig. Es sieht aus wie ein Küchenmesser, ein Steakmesser mit gezackter Schneide. Das Metall ist schmutzig und verfärbt. Der Mann wedelt damit zwischen Tür und Türrahmen hin und her, dann zieht er es mit einem Scharren heraus.
    Weißt du, was das ist?, fragt der Mann.
    Der Junge erwidert nichts. Er will raus hier, vielleicht kann er ja unter der Seitenwand durchkriechen und fliehen. Aber dazu müsste er erst die Hosen hochziehen; es dauert alles zu lang. Über seinem Kopf ist ein Fenster in der Mauer, aber es ist zu klein, selbst für ihn, und vor das Glas ist Maschendraht gespannt, der Mann bräuchte nur über die Kabinenwand zu langen, und er hätte ihn. Überhaupt kann er jederzeit rüberlangen …
    Das ist mein Schwanz, sagt der Mann. Willst du auch meinen Dolch sehen?
    Der Junge hört einen Reißverschluss aufratschen. Er kneift die Augen zu. Seine Hände und Füße sind taub.
    Jetzt schau, sagt der Mann. Der Junge wirft einen Blick hin, ohne es zu wollen, ganz kurz nur. Er kann ihn gerade ahnen, gegen den Spalt gepresst, rosa und braun.
    Du hast die Wahl, Kleiner, sagt der Mann. Welchen soll ich dir reinstecken?
    Gehen Sie weg, flüstert der Junge.
    Nein. Erst antwortest du mir. Welchen willst du? Du kannst es dir aussuchen.
    Nein.
    Der Mann rüttelt wieder an der Tür, und durch die Ritze sieht der Junge, wie er sich hinkniet. Schmutzige Finger biegen sich um die untere Türkante. Das bärtige Gesicht des Mannes beugt sich tief herab, schaut unter der Tür durch. Er grunzt. Sein Mund ist verzogen. Er lächelt, zeigt braune Zähne, hebt den Kopf kurz außer Sicht, schaut wieder, lächelt wieder.
    Kuckuck.
    In dem Moment hört der Junge, wie sein Name gerufen wird.
    Hier!, schreit er. Ich bin hier drin!
    Der Mann an der Tür rappelt sich ächzend auf.
    Verdammte Scheiße.
    Irgendwo draußen ruft der Mann wieder den Namen des Jungen.
    Ich krieg dich schon noch, du kleine Drecksau, sagt der Mann mit dem Messer. Der Junge sieht die ausgetretenen Schuhe abdrehen, hört eilige Schritte, hört im Raum Stille einkehren.
    Hastig steht er auf und zieht sich die Shorts hoch. Seine Hände und Arme schlackern. Wieder hört er seinen Namen, hört den Mann keuchend um die Betonwand kommen. Er stößt die Tür auf, stürzt aus der Kabine – eine Sekunde lang steht der Mann mit dem Rücken zu ihm, und er schreit fast auf, weil er denkt, es ist der Mann mit dem Messer, der doch auf ihn gewartet hat. Aber dann sieht er, nein, dieser Mann hier ist seiner, und ohne einen Gedanken wirft der Junge die Arme um ihn und schluchzt los, das Gesicht an den Bauch des Mannes gedrückt.
     
    Der Mann packt rasch noch ihre Sachen zusammen. Er lässt den Jungen nicht von seiner Seite. Sie haben beide nicht viel; der Mann stopft alles zurück in die Reisetasche, und dann

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