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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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gerückt und seine Hose drübergehängt. Der Junge weiß, warum. In der Hose sind die Schlüssel und Kleingeld; der Mann denkt, wenn der Junge zur Tür hinauswill, wird er es hören. Knifflig. Der Junge zieht den Stuhl zurück, Zentimeter für Zentimeter. Die Münzen klimpern ein bisschen, aber nicht sehr, und das Schnarchen kommt nicht aus dem Takt.
    Das eigentliche Problem ist die Tür selbst. Der Junge verordnet sich Geduld und hängt in Zeitlupe die Kette aus, bevor er so langsam und lautlos, wie es nur irgend geht, den Riegel zurückschiebt. Zur Ablenkung studiert er dabei die Anweisungen an der Türinnenseite, die Fluchtwege für die Motelgäste im Brandfall. Ein Lageplan der Zimmer ist dabei; ihres ist schwarz ausgemalt. Der Junge versucht sich vorzustellen, wie das wäre: ein Feuer. Verbrennen. Als er sechs war, ist sein bester Freund, der in derselben Straße wohnte wie er, bei einem Feuer ums Leben gekommen. Es war Brandstiftung, aber der Brandstifter wurde nie erwischt. Für seine Mutter ist das Thema tabu, obwohl er gefragt hat; er möchte ihr gern erklären, dass Nicht-Wissen viel schlimmer ist, selbst bei Dingen, vor denen sie ihn beschützen will, weil sie denkt, er ist zu jung. Der Junge kann sie manchmal nicht leiden, wenn sie so ist. Zweimal hat er sich die Finger schon absichtlich auf der Herdplatte verbrannt, weil er wissen wollte, wie es sich anfühlt. Gelegentlich hält er auch den Atem an und stellt sich vor, er würde Rauch einatmen, aber das ist schwieriger, ihm wird zu schwindlig.
    Seine Mutter hat ihn nicht zur Beerdigung gehen lassen.
    Gehört hat er trotzdem davon, durch den Mann; zu der Zeit war er gerade kurz da. Der Mann hat seine Fragen immer zu beantworten versucht, deshalb weiß der Junge, wenn er jetzt nicht antwortet, dass er lügt.
    Entweder das, oder seine Mutter ist wirklich schwer krank; es ist keine Lüge; es ist schlimmer, als der Junge glaubt, als der Mann zugibt. Der Junge weiß nicht, was er denken soll.
    Er hört den Riegel klicken, und dann kommt die Tür ihm auch schon entgegen. Er zieht sie gerade weit genug auf, um hinauszuschlüpfen auf den kühlen Korridor, wo es nach Reinigungsmitteln und der seltsamen Brenzligkeit frischgesaugter Teppichböden riecht. Als er draußensteht, zieht er die Tür hinter sich zu, langsam, und das Einschnappgeräusch erscheint ihm nicht allzu laut.
    Der Korridor ist leer. Aus ein paar Zimmern hört er im Vorbeigehen Fernsehgeräusche. Eine Zimmertür steht offen. Im Zimmer streicht eine dicke Frau die Bettlaken glatt.
    Eine offene Treppe führt hinunter zur Rezeption. Es ist kein sehr gutes Motel. Die Pflanzen sind aus Plastik und verstaubt, der Teppich ist zerschlissen. Zwei Kinder rennen im Foyer herum, beide kleiner als der Junge; ihre erschöpften Eltern stehen am Empfangstresen, und die Mutter fährt die zwei in einem Ton an, dass der Junge gleich mit zusammenzuckt. Sie laufen zu ihr und fangen an zu quengeln. Den Jungen juckt es, hinzugehen und sie zu kneifen. Das macht er in der Schule oft, bei Kindern, die jünger sind als er.
    Er mag andere Kinder nicht besonders. Er hat zwei Freunde in seinem Alter, die mit ihm Comics lesen, aber er geht nie mit zu ihnen nach Hause, wenn er es vermeiden kann. Beim Mittagessen in der Schule sitzen sie zusammen und hoffen, dass sie nicht die Aufmerksamkeit der größeren Schüler erregen, die mehr tun als kneifen. Seine Mutter weiß nicht, dass sie Spitznamen haben: Schwuchtel 1, 2 und 3. Der Junge ist S2. SI kriegt am meisten ab; er ist dick. S3 ist ein Feigling: Er rennt weg, aber sie holen ihn fast immer ein und stellen ihm ein Bein. Der Junge versucht sich nach Möglichkeit unsichtbar zu machen, und meistens geht die Rechnung auf. Er möchte mit keinem seiner Freunde tauschen.
    Als das Ehepaar mit Anmelden fertig ist, fragt der Junge die Frau am Empfangstresen, ob es irgendwo ein Münztelefon gibt, und sie zeigt auf eine dunkle Nische an der Wand gegenüber, gleich neben den Toiletten.
    Er wirft einen Vierteldollar ein und nimmt den Hörer ab, aber es kommt kein Freizeichen.
    Es ist kaputt, meldet er der Frau am Tresen.
    Oh, tut mir leid, das hatte ich vergessen. Ich wollte eigentlich einen Zettel dranhängen, aber dann war hier plötzlich so ein Rummel. Kannst du nicht aus deinem Zimmer anrufen?
    Er schüttelt den Kopf.
    Ich brauch mein Geld zurück, sagt er, und sie macht tss und gibt es ihm. Dann vertieft sie sich wieder in ihr Buch – einen Krimi, nach dem Einband zu schließen.
    Der

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