Bis an das Ende der Nacht (German Edition)
essen sie zwischen Brotscheiben. Brad macht eine Dose Limo auf.
Auf unser Zuhause. Er prostet ihr zu.
Auf unser Zuhause, sagt sie und lehnt sich an ihn.
Sie schlafen schubweise. Sie sind sich einig, dass sie den Grill nicht sich selbst überlassen sollten. Pass auf, sagt Mel, plötzlich leckt das Ding, und dann finden sie im Frühling zwei Skelette. Aber Mel schläft zu tief, und so bewacht Brad den Grill letztlich die ganze Nacht. Es macht ihm nichts aus. Er freut sich an dem Sausen, mit dem das Feuer anspringt, und am Anblick von Mel, wie sie in seinem Schein daliegt und schläft. Trotzdem hält er immer kurz inne, ehe er den Propanknopf auf Null zurückdreht – weil das Dunkel, das dann hereinbricht, so absolut ist. Ihre Körper verlöschen, als hätten sie beide nie existiert.
Aber umso schöner ist jedesmal, was gleich danach passiert – wie sie sich zueinander hintasten, wie Mel sich selbst im Schlaf dichter an ihn heranschmiegt.
Auch nach zwei Monaten mit ihr staunt er immer noch, wie froh es ihn macht – wie dankbar -, dass Mel ihn braucht: ihn braucht, so nah es nur geht.
II.
Gleich als er sie kennengelernt hatte, war Brad klar gewesen, dass Mel anders war.
Er war in einem Club auf der Near North Side zu ihr hingegangen. Mel tanzte wie eine Verrückte – allein, so wie es aussah, aber bester Dinge dabei. Was Brad von sich nicht behaupten konnte; er war bei zwei Mädchen nacheinander abgeblitzt. Sein Blick hatte Mel auch vorher schon gestreift, aber jetzt trank er ein Bier und beobachtete sie, wie sie immer weiter tanzte, ohne einen Moment an Schwung zu verlieren. Ohne sich um irgendwas zu scheren. Was soll’s, dachte er. Er schlängelte sich bis zu ihr durch, und als sie ihn tanzen sah, lachte sie, mit dem ganzen Körper, so schien es – so als wären sie alte Freunde und sie hätte nur darauf gewartet, dass er endlich auftauchte -, und drehte sich ihm zu und tanzte, als ob ihre Gelenke aus Gummi wären, und warf so heftig den Kopf hin und her, dass er ihre Augen nur ahnen konnte hinter dem glatten schwarzen Haar.
Ihr Aussehen haute einen nicht um, nicht wie bei vielen der anderen Mädchen im Club, aber als Brad erst einmal in ihrer Nähe war, musste er sie immerzu anschauen. Ihr Gesicht war schmal, aber sie hatte weit auseinanderstehende Augen und einen breiten Mund und trug, soweit er sehen konnte, kein Make-up. Alles, was sie anhatte, war schwarz: langärmliges Hemd, schwarze Samthose, knöchelhohe Turnschuhe – und obwohl ihr ganzer Körper verhüllt war, konnte Brad doch erkennen, dass unter den Kleidern nicht viel an ihr dran war.
Sie lachte ihn an beim Tanzen, eigentlich ununterbrochen, Brad wusste nicht, ob aus Freude, dass er da war, oder weil sie seinen Tanzstil so komisch fand, aber eine Abfuhr war es eindeutig nicht, also blieb er da und lachte einfach zurück.
Später packte sie ihn am Arm und schleppte ihn an die Bar. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schrie gegen die Musik an: Kaufst du mir ein Bier? Ich bin zu jung!
Er hätte erwartet, dass ihre Stimme dünn klingen würde, piepsig, aber sie war tief und heiser, so als hätte sie zwanzig Jahre Kette geraucht. Er versuchte sich vorzustellen, wie sie wohl klang, wenn sie irgendwo in Ruhe miteinander sprachen. Oder wenn sie stöhnte.
Wenn du mir sagst, wie du heißt, schrie er zurück.
Sie zog ein Gesicht. Mel.
Von Melanie? Melissa?
Noch schlimmer, sagte sie. Melody. Aber wehe, du nennst mich so, dann red ich nie wieder mit dir. Ich heiße Mel.
Er hielt ihr die Hand hin. Mel, sagte er, ich bin Brad.
Sie nahm sie und machte ein flehendes Gesicht. Brad, kaufst du mir bitte bitte bitte ein Bier?
Das tat er, und danach kaufte er ihr noch ein paar. Und als zwei Stunden später, schon ein ganzes Stück nach Mitternacht, Brads Mitbewohner Lou herankam und finster schaute und mit dem Kinn in Richtung Tür deutete, und Brad zu Mel sagte: Hey, meine Fahrgelegenheit will los, packte sie seine Hand und sagte: Nein, bleib, also zuckte Brad die Achseln, und Lou fragte nicht lang und zog ab.
Eine Stunde später machte der Club zu, und Mel sagte: Hast du Hunger? Ich lade dich ein. Das ist schließlich das Mindeste.
Sie glänzte von Schweiß. Ihre Haare waren vom Tanzen völlig zerrupft. Brad stank selber nach Schweiß und nach Rauch. In seinen Ohren dröhnte es. Und er konnte nicht aufhören zu lächeln. Daran erinnerte er sich: Vom ersten Augenblick an war es ihm mit Mel gutgegangen.
Ja, gehn wir, sagte er. Ich bin
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