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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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da Pot so scheißlang im Körper nachzuweisen war …
    Du hast gesessen?
    Jap. Sechs Monate. Ich bin seit drei Monaten draußen.
    Er wappnete sich für den leeren Ausdruck, den ihr Gesicht gleich annehmen würde; sie war ein nettes Mädchen, diese Mel, aber der Abend war in jenes Stadium getreten, wo sie feststellen würde, dass das hier ein Fehlgriff war – dass sie schleunigst zurück in ihr Wohnheim oder sonstwohin musste -, dass Brad nicht nur wie ein Krimineller aussah, sondern vielleicht wirklich einer war.
    Aber sie sagte: Die haben dich wegen Pot eingelocht?
    Mhm. So was von saublöd auch noch. Ich hab einem verdeckten Ermittler Stoff verkauft. Brad trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. Und alles für nichts und wieder nichts. Die wollten mich bloß, um an die Typen über mir ranzukommen. Die Bullen haben mir einen Deal angeboten – Namen gegen Bewährung. Aber die Typen, für die ich gearbeitet hab, hätten mich fertiggemacht, wenn ich den Mund aufgemacht hätte. Also hieß es Knast.
    Ach du Schande. War es schlimm?
    Wieder wusste Brad nicht so ganz, was er ihr sagen sollte.
    Er dachte an seinen Zellengenossen, Delroy, dumm oder debil oder vielleicht beides, der einsaß, weil er seine zehnjährige Kusine betatscht hatte. Delroy, der zwischendrin flennte, wenn er sich wieder mal einbildete, Gott wolle ihn umbringen; Delroy, der sich Nacht für Nacht in dem Stockbett unter ihm einen abwichste, unter lautem Gegrunze, manchmal unmittelbar vor dem nächsten Heulanfall. Delroy, der ihn gleich zu Beginn windelweich geprügelt hatte, nachdem Brad zu ihm runtergerufen hatte, er solle gefälligst leise sein. Du hast mir nichts zu befehlen, hatte Delroy hinterher gesagt, wobei er Brad an den Haaren gepackt und ihm den Schädel gegen die Zellenwand gerammt hatte. Oder willst du, dass ich dich auch noch ficke?
    Und Delroy war noch besser gewesen als der Rest. Bei ihm wusste Brad wenigstens, woran er war.
    Ja, sagte er Mel. Ziemlich.
    Mel betrachtete ihn, ruhig und stetig, und er begriff: Sie hatte vor zu bleiben.
    Gott, sagte sie. So was Mieses. Ich mag Pot. Ich finde es scheiße, dass es illegal ist. Ich kriege manchmal solche Beklemmungszustände, weißt du? Sie schüttelte den Kopf. Ich könnte jetzt welches vertragen.
    Ich auch, sagte er. Ich sag dir, sobald meine Bewährung vorbei ist, rauch ich den fettesten Joint, den die Welt je gesehen hat.
    Sie lächelte. Ich bring dich nicht auf dumme Gedanken. Versprochen.
    Mel hielt ihren Kaffeebecher hoch, und Brad hielt seinen hoch, und sie stießen an. Kaffee schwappte aus Brads Becher und in den Korb mit dem Salzstreuer und den Zuckertütchen. Meine Lebensgeschichte, sagte er.
    Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass er zwei Stunden durchgeredet hatte. Hey, sagte er, jetzt bist aber du dran. Erzähl mir was von dir.
    Später, sagte sie. Jetzt will ich erst mal heim.
    Sie berührte mit dem Fingernagel seinen Handrücken.
    Ich möchte gern, dass du mitkommst. Wär dir das recht?
    Er drehte die Hand um; sie strich mit demselben Fingernagel über seinen Daumenballen, dann drückte sie den Handteller flach an seinen.
    Ihre Iris hatte die Farbe von starkem, dunklem Kaffee.
    Er sagte: Ja, das wär mir recht.

III.
     
    Am späten Nachmittag ihres zweiten Tags in der Hütte hat Mel Brad schließlich soweit – sie drängelt schon den ganzen Tag, dass er endlich in die Gänge kommen soll -, und die beiden brechen zur nächsten Tankstelle auf, um ihre Vorräte aufzustocken, die langsam zur Neige gehen.
    Aber sie haben noch nicht die Hälfte des Weges geschafft – der Pick-up klappernd und rutschend bei jeder Biegung der Schotterstraße -, als der Motor zu stottern beginnt.
    Was ist jetzt los?, fragt Mel. Sie nimmt ihre Füße in den zerrissenen Turnschuhen vom Armaturenbrett.
    Keine Ahnung, sagt Brad. Das Warnlicht leuchtet auf, orangeglühend, und der Motor stirbt ab. Brad flucht und zieht den Wagen rechts ran, nur ein paar Meter vor der Einfahrt zu einer weiteren kleinen Hütte: zwei Furchen, die in einem Loch zwischen den Bäumen verschwinden.
    Sie haben schon auf der Herfahrt von Chicago festgestellt, dass die Tankanzeige nicht sehr präzise ist. Jetzt, wo sie stehen, sinkt die Nadel, die um den Viertelstrich hin und her gehüpft ist, bis ganz hinab unter die Null.
    Und Brad weiß, er hat es mal wieder verbockt – siedend heiß fällt es ihm ein, wie eine Rechnung, die er zu zahlen versäumt hat.
    Scheiße, sagt er. Kein Benzin.
    Mel späht auf die Anzeige. Aber

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