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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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kaufswagen spazieren fährt, frei und leicht und ein wenig gelangweilt, wie es ein aufgeklärter, vollmundiger Westeuropäer zu tun pflegt.
    Nichtsdestotrotz schimpften wir schon kurze Zeit später ungeniert wie die Spa t zen über die „gierigen Krämer“, die den Supermarkt „natürlich genau auf den Camino“ setzten, ohne sich um die Wegzeichnung zu kümmern, die wir nun mühsam suchten, dann freilich sowieso den falschen Weg nahmen und lange Zeit auf einer schnöden, schnurgeraden Landstraße unter praller Sonne, immer Autos, Busse und Traktoren im Nacken, marschieren mußten. Erst am Abend erreichten wir eine Ortschaft und fragten in einer Bar nach dem Weg. Verwi r rung, Ratlosigkeit, Schulterzucken. Keiner schien je vom Camino gehört zu h a ben. Wir hätten genauso fragen können, wo es hier zum Mond gehe. Am Ende stand fest, daß wir bereits fünf Kilometer von der eigentlichen Route abwichen und kaum noch eine Chance hatten, an diesem Tag das Etappenziel zu erreichen. Wir beratschlagten. Den ganzen Weg zurückgehen? Christoph gab mir nur recht, daß der Fluß und der Pilger nur vorwärts fließen dürfen. Zur Wahl stand noch eine stark frequentierte Schnellstraße, wo wir vermutlich schon nach zehn Min u ten überrannt worden wären, und ein saftig grüner Sportplatz bot sich als Nach t lager an, aber dort ging es bei einem Fußballspiel der Dorfjugend noch hoch her. Auch wäre die nächste Etappe unverhältnismäßig lang. So standen wir echt ra t los vor der Bar. Christoph äußerte sich kritisch, irgendwann hätte man durch „das ständige Schmatzen“ den Weg sowieso verlieren müssen, insofern sei es der Pilgerschaft generell abträglich. Da war was dran, und ich schämte mich meiner Geschwätzigkeit. Also machte ich mich daran zu erklären, ich sei „e i gentlich sehr überrascht über das Mißgeschick“, da der Herr ja immer mitgeht und auf uns achtet und uns überhaupt an nichts fehlen läßt, und ich dies ganz konkret und gegenständlich meine im Sinne eines gepflegten Supermarktes mi t ten auf den Weg genau zur Mittagspause unter das Kreuz gestellt. Und Chr i stoph wollte schon eine Schnute ziehen und vielleicht gar eine unkluge En t scheidung treffen, wie etwa doch auf der Schnellstraße weiter zu gehen, da lief aus der Bar ein Mann auf uns zu und machte den hastigen Vorschlag, mit zu ihm nach Hause zu fahren, um dort „ein paar Bierchen zu trinken“, das sei ein wenig abseits von hier, doch er bringe uns wieder zurück, keine Sorge.
    Sogar Christoph, der seinen Leib stets dem Beton der Schulhöfe und anderorts anzuvertrauen bereit war, bekam Zweifel, ob dies nicht irgendeine „miese A n mache“ sei, ich aber sah darin den ultimativen Beweis des eben Gesagten und war gleich bereit, selbst mit einem mir zuvor unbekannten Schweizer Franzosen „ein paar Bierchen“ in seinem Heim zu leeren. Auch dann, wenn es in der Schweiz sonst ganz und gar ungewohnt sein mag, verschwitzte, verstaubte Fremde von der Straße zu sich nach Hause zu schleppen, um ihnen Alkohol a n zubieten. Außerdem, was hatten wir noch zu verlieren?
    Wir stiegen also in einen klapprigen, rostigen Peugeot ein, was nicht so einfach war, weil die französische Autofirma bei der Planung nicht die Länge meines Pilgerstabes mit einbezog, und nun ragte ein gehöriges Stück davon frech und verkehrswidrig aus dem Fenster, immer bereit, vorbeiziehende Passanten ni e derzumähen. Aber der Herr achtete darauf, daß keine kamen, und vielleicht fiel es ihm gar nicht so schwer, weil die Gegend, durch die wir fuhren, immer ei n samer und einsamer wurde, und bald überhaupt kein Mensch und kein Rad zu sehen waren. Wir wußten längst nicht mehr, wo wir uns befanden, und wie wir da wieder herauskommen könnten, und Christoph machte ein finster nachden k liches Gesicht, während der Fahrer sich um lockere Konversation bemühte. Dann aber, ganz unverhofft und vermutlich kurz, bevor Christoph in Panik aus dem Wagen hätte springen können, tauchte auf einer niedlichen Anhöhe eine wirklich adrett aussehende, schmucke Villa auf, die absolut nicht zu unserem Fahrzeug paßte. Gleich danach wanden wir uns verwundert aus dem alten Pe u geot und nahmen Platz auf einer großen Veranda vor dem Gartenteich, in we l chem einige für uns unsichtbare, doch der Sage nach eingeschleppte amerikan i sche Riesenfrösche wie wild quakten und tobten. Wir tranken je drei feine, kühle Biere aus Blechdosen, was Christoph von den schlimmsten Zweifeln zu befreien

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