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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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schien. Doch schon sprang der Hausherr wieder auf und drängte uns zur Besic h tigung einer Waldkapelle, und wir zwängten uns gerade zurück in den Peugeot, als der Sohn des Mannes nach Hause kam, der von dem ungewöhnlichen Tre i ben des Vaters wohl etwas überrascht war, dennoch nichts sagte und gute Miene zum bösen Spiel machte. „Gurten Sie sich an,“ warnte der Mann besorgt, „mein Sohn ist bei der Polizei. Das ist mir zwar nicht ganz recht, aber was soll man machen, er ist der einzige Sohn.“ Es klang fast so, als würde uns der Sohn gleich einen Strafbefehl ausstellen, hätten wir uns nicht wie vorgeschrieben angegurtet, und der Mann schien das Mißgeschick, einen leibhaftigen Flic im Hause behe r bergen zu müssen, ehrlich zu bedauern. Und ich mußte daran denken, wie ganz anders, gewichtig, ja gar angeberisch es in Deutschland gesagt sein würde: „Schaut her, ich bin wer, mein Sohn ist bei der Polizei, ein Beamter mit Pension, ein Hüter der öffentlichen Ordnung und der Volkssicherheit, nehmt euch in acht!“ Ich sprach dem Herrn Dank, daß ich noch so etwas erleben dürfte, und faßte ab sofort volles Vertrauen und große Sympathie zu diesem großherzigen, weisen Mann, auch wenn sein Sohn ansonsten ein echt sympathischer Kerl war, mit dem ich ohne weiteres noch drei Dosenbier hätte trinken mögen. Und so fuhren wir unbequem, doch ordentlich angegürtet ab und suchten dann im wi l den Urwaldgestrüpp nach der Kappelle, was mich wegen der borstigen Lianen und düsterer Stimmung stark an den Film „Die Jagd nach dem verlorenen Schatz“ erinnerte. Auch die moosbewachsene Kapelle sah von außen durchaus imstande, den verlorenen Indianergoldschatz des Christoph Columbus zu behe r bergen, und ich sah mich unauffällig um, ob nicht irgendwo der Indiana Jones herumlungern würde, mit dem abgewetzten ledernen Waffengurt und der gri m migen Parabellum P08 darin. Aber dem war nicht so. Doch waren es an diesem Tage ganz und gar unübliche Orte, an die mich der Herr führte, wozu später noch auch eine Pumpstation kam, von welcher aus die Gegend mit Trinkwasser versorgt wurde, wie ein Bunker von drei Seiten mit Erde zugeschüttet und mit einer niedlichen Parkanlage rundherum. Beim Sonnenuntergang rasten wir z u rück zu Barbecue mit Pferdesteaks und Wein aus dem gut sortierten Weinkeller, in dem jede Flasche gut und teuer schien. Und es kam, wie ich hoffte, daß es kommen wird, daß wir um Mitternacht noch ein Zimmer bekamen und sauber geduscht tief und komfortabel bis zum Frühstück schliefen. „Wenn ihr noch Durst habt, holt euch einfach was aus dem Weinkeller,“ sprach uns der Mann gut zu. Es war sehr leichtsinnig von ihm, aber wir waren zu müde, um noch den Weinkeller zu plündern.
    Beim Frühstück am frühen Morgen frisch und munter aßen wir gut und reic h lich. Selbstredend ging auch viel guter Käse über den Tisch, und ich bewunderte die Fähigkeit der Schweizer, immer und überall uneingeschränkt loyal zum i h rem Nationalprodukt zu stehen. Auch andere Völker verstehen sich auf Käse, Schwaben, Bayern, Italiener, Franzosen, Holländer oder Dänen, im Konsum dessen aber können sie nicht mithalten. In der Schweiz wurde mir Käse schon vor der Suppe serviert, dann in der Hauptspeise und schließlich als Nachtisch, zum Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Immer und überall Käse. Es fügte sich, daß der Sohn zurück vom Nachtdienst in der Kantonhauptstadt zurückkam und von einer großangelegten Razzia gegen die albanische Mafia berichtete. So etwas hört und liest man freilich gerne zum Frühstück, denn nichts ist schöner, als sich den Bauch vollzuschlagen und zu wissen, daß sich das Böse woanders Opfer sucht. Doch habe man die Festgenommenen später gleich wieder freig e lassen, ihnen aber wenigstens gezeigt, das „wir uns nicht alles bieten lassen“. Von uns drei wagte niemand nach dem Sinn einer Aktion zu fragen, die lange im voraus geplant, gründlich vorbereitet und unter Gefahren ausgeführt wird, bei der alle Täter gleich wieder frei kämen. Aber wer würde an der Weißheit der Obrigkeit zu zweifeln wagen? Doch nicht wir! Trotzdem gefiel uns besser die Geschichte von dem gefaßten serbischen Einbrecher, der vom diensthabenden Polizeihund in den Oberarm gebissen wurde. Bravo, es lebe Rex! Wir kauten weiter an dem guten Käse, und die Staatsmacht ging zu Bett. Sie wachte ja die ganze Nacht über unseren Schlaf, daran gab’s nichts zu deuteln. Nun aber waren wir an der Reihe,

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