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Bis ans Ende des Horizonts

Bis ans Ende des Horizonts

Titel: Bis ans Ende des Horizonts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Sayer
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Sir.« Sie zog die Schultern zurück und richtete sich stramm auf. »Ich bin bereit weiterzumachen. Ich folge unseren Männern gern. Natürlich nur mit Ihrer Erlaubnis.«
    Er sah ihr direkt in die Augen. »Darüber haben Sie nicht zu befinden, Gefreiter.«
    »Sergeant Thomas hält uns alle für Deppen, Sir. Er meint, Musiker hätten im Krieg nichts zu suchen.«
    Rudolphs Lippen wurden schmal. »Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung.«
    »Er sagte, was er brauche, seien Soldaten und keine Clowns, die singen und tanzen.«
    Rudolph wollte etwas sagen, doch er hielt inne. »Gehen Sie zurück und helfen Sie den anderen. Ich kümmere mich um Thomas.« Er wollte schon weitergehen, blieb aber dann noch einmal stehen. »Ach ja«, sagte er, drehte sich um und zog etwas aus seiner Brusttasche, »das ist für Sie gekommen.«
    Er gab Pearl einen zerknitterten Umschlag. Er war an den Gefreiten Martin Willis adressiert. Sie riss ihn auf und erkannte sofort Martins schwungvolle Handschrift.
    Lieber Martin,
    im Pfauenparadies ist alles in bester Ordnung. Ich habe gelernt, wie man Kühe melkt. Hier gibt es so viele Hennen, dass ich selbst bald anfange, Eier zu legen. Leider kann man in Katoomba keine anständigen Mieder kaufen, und der Frost hat meine hochhackigen Wildlederschuhe ruiniert. Aber davon abgesehen bin ich ein ganz braves Mädchen wie immer.
    Die allerliebsten Grüße von Deiner Schwester
    Pearl
    Kisten und Schachteln, die mit dicken Seilen umwickelt waren, füllten den Laderaum des Flugzeugs. Charlie, Pearl und Farthing entluden alles, so schnell sie konnten, und stapelten alles etwas wirr durcheinander. Farthing fieberte und schwitzte noch immer und bewegte sich ziemlich träge. Als Erstes kamen Munitionskisten, dann Büchsenfleisch und anschließend Milchpulver. Die Abenddämmerung senkte sich durch die Wolkendecke. Die Zikaden begannen zu zirpen, Frösche quakten, und für kurze Zeit wurde die Welt um sie herum so still, dass Pearl dachte, dieser Ort könnte in allen möglichen Gegenden sein, selbst in Australien irgendwo im Busch.
    Sie hatten erst etwa ein Drittel aller Kisten ausgeladen, vorwiegend die Munitionskisten, als Farthing sich plötzlich an den Bauch griff, sich vornüberbeugte und sich auf den Boden erbrach. Er richtete sich einen Moment wieder auf, doch dann begannen seine Knie zu zittern. Charlie und Wanipe fingen ihn gerade noch rechtzeitig auf, bevor er umfiel.
    »Wir bringen dich erst mal ins Lazarett«, sagte Charlie. »Da kannst du Marks Gesellschaft leisten.« Wanipe und er stützten Farthing und führten ihn durch das Camp. Pearl wusste, was ihm als Nächstes bevorstand: Gliederschmerzen, hohes Fieber, Schüttelfrost, Durchfall. Sie fragte sich, was noch alles kommen würde. Wenn es so weiterging, würden sie nie von Nadzab aus wegkommen, vor allem, falls Sergeant Thomas das zu verhindern wusste.
    Gegen neun Uhr sank sie erschöpft auf ihre Bettstelle, Charlie und Wanipe saßen neben ihr, und der Welpe hatte seine Schnauze unter ihre Achsel gesteckt, als unerwartet Sergeant Thomas persönlich erschien, in Begleitung eines grinsenden Rudolph. Die drei standen auf, um zu salutieren, doch Thomas winkte ab.
    »Rührt euch, Männer«, sagte er, den Blick insbesondere auf Pearl gerichtet.
    Als sie seinen Blick erwiderte, war ihr einziger Gedanke, dass dieser Dreckskerl versucht hatte, James zu erschießen. Sie hätte am liebsten ihre Hände um seinen Hals gelegt und ihn langsam, aber sicher erwürgt.
    Thomas schmollte etwas, wie ein Kind, das ein kleines Vergehen zugeben muss. »Das war gute Arbeit gestern Nacht, Willis«, sagte er schließlich. »Styles natürlich auch. Wir können es nicht zulassen, dass uns unsere Vorräte gestohlen werden.«
    Der Welpe bewegte sich etwas und gähnte. Dies war die Gelegenheit – das spürte Pearl ganz genau –, die sie nutzen musste. Der richtige Zeitpunkt war enorm wichtig – in der Musik wie im richtigen Leben. »Vielen Dank, Sir. Aber da wäre noch etwas.«
    Thomas seufzte ungeduldig, als hätte er schon geahnt, was jetzt kommt.
    »Hören Sie, Gefreiter, das ist ausgeschlossen.«
    »Warum nicht?«
    »Mal ganz davon abgesehen, dass es hier von Japanern nur so wimmelt, sitzen überall in den Bergen auch noch jede Menge Kannibalen. Und Sie können darauf wetten, Gefreiter, dass die nicht auf Seiten der Alliierten kämpfen.«
    »Wir können uns jederzeit selbst verteidigen«, konterte Charlie. »Das wissen Sie ganz genau.«
    »Die halbe Band hat inzwischen

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