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Bis ans Ende des Horizonts

Bis ans Ende des Horizonts

Titel: Bis ans Ende des Horizonts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Sayer
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Trupp Aussies?«
    Rudolph zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich einer von den Eingeborenen. Jetzt reißen Sie sich zusammen, Willis. Ich will Sie morgen wieder fit sehen und nicht mehr im Bett. Schließlich haben Sie keine Malaria.«
    Rudolph ließ sich auf einem Stuhl neben der Tür nieder, zündete sich eine Zigarette an und zog heftig daran.
    Pearl starrte an die Decke und überlegte, was das alles bedeuten konnte. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass es sich bei dieser australischen Einheit um diejenige handelte, zu der James gehörte, obwohl es eher unwahrscheinlich war. Aber es gab leider keine Garantie, dass er seine Desertion aus der amerikanischen Armee überlebt hatte. Auf der anderen Seite war sie selbst ohne konkrete Aussichten auf Erfolg immerhin bis hierher gekommen.
    Pup sprang auf ihr Bett, wackelte mit dem Schwanz und leckte ihr übers Gesicht. Der Welpe wirkte so unternehmungslustig und frohgemut, dass Pearl sich schämte, wie sie zögerte und sich selbst bemitleidete. Auch Charlie hätte sie sicher ermuntert und sie gedrängt, dieser Spur nachzugehen.
    Am nächsten Tag stellte Rudolph im Verpflegungszelt seinen gefüllten Blechteller demonstrativ neben ihren auf den Tisch, setzte sich zu ihr und schlug ihr auf den Rücken. Obwohl er nichts weiter sagte, spürte Pearl, dass er bereit war, ihren gefährlichen Amoklauf vom Tag zuvor als vergeben und vergessen zu betrachten. Sie spürte, dass auch Rudolph eher Musiker als Soldat war, eher konstruktiv als destruktiv dachte.
    Beide sahen auf ihre Teller und aßen wortlos weiter. Es war geplant, dass sie mit Wanipe nach dem Mittagessen nach Mount Hagen flog, aber sie war sich alles andere als sicher, wie sie diese Herausforderungen meistern sollte. Ihre alte Uniform stank, und die Säume fransten aus; an den Knien war die Hose mehr als fadenscheinig, und am Hemd fehlten die beiden unteren Knöpfe. Dennoch war die ganze Uniform für sie zu einer Art zweiten Haut geworden, einem Schutz gegen die tropische Hitze, die Moskitostiche, die täglichen Regengüsse, die Nebel im Hochland und die Blicke sämtlicher alliierter Soldaten, denen sie bisher begegnet war.
    Rudolph unterbrach sein Essen und wischte sich den Mund am Hemdsärmel ab. »Eins will ich dir sagen, Willis. Ich halte dich für einen verdammt guten Musiker. Wenn du erst mal wieder daheim bist, hast du sicher noch eine große Zukunft vor dir.«
    »Falls ich irgendwann mal wieder daheim bin.«
    »Du bist reif für einen Heimaturlaub. Solange du oben in Mount Hagen bist, leite ich alles in die Wege.«
    Schlagartig kamen die Kopfschmerzen zurück. Ein unbestimmtes Gefühl in ihrem Innern – sei es Instinkt oder Angst – warnte sie davor, in diese zivile, normale Welt zurückzukehren. Wie könnte sie sich in den Rahmen ihres früheren Lebens wieder einordnen, wenn sie jetzt ganz neue und vollkommen andere Anstrengungen und Erfahrungen machte? Vor den Soldaten zu spielen und zu musizieren war zu einer Art unabdingbaren Notwendigkeit geworden, nicht nur für die Männer im Einsatz, sondern auch für sie selbst. Der Gedanke, einfach nur Tanzmusik als gesellschaftliches Vergnügen für die Leute in Sydney zu spielen, hatte aus dieser Warte etwas Banales und sogar Frivoles – eine Zeitverschwendung. Für diese Menschen war es nichts Besonderes, es bedeutete keinen signifikanten Einschnitt in ihrem Alltag. Ihr war klar geworden, dass sie lieber in einem stinkenden Schützenloch vor einer Handvoll erschöpfter Soldaten spielte , als auf der Drehbühne im Trocadero zu stehen und Hunderten von müßigen Paaren in Abendroben und Dinnerjacketts die Zeit zu vertreiben.
    »Ich weiß nicht so recht«, murmelte sie.
    Rudolph zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen, Willis. Aber so oder so, nach der Mission nach Mount Hagen ist der Heimaturlaub fällig.« Er wischte sich wieder den Mund ab, nahm seinen Teller und ging zur Essensausgabe, um sich noch einen Nachschlag zu holen.
    Die Stinson Reliant nach Mount Hagen sollte kurz vor dem Versorgungsflugzeug abheben, mit dem Rudolph nach Bundi weiterfliegen sollte. Die Maschine, mit der Pearl und Wanipe transportiert werden sollten, wurde vor allem mit Büchsenfleisch beladen. Vor allem die vermissten Soldaten waren sicherlich halb am Verhungern und litten an Mangelernährung.
    Wanipe kümmerte sich um das, was von ihrer Ausrüstung und ihrem Gepäck noch übrig war, während Pearl dem Hund hinter dem Verpflegungszelt etwas zu fressen gab. Sie hatte sich von ihrem

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