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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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zu halten, und dem Typ sogar noch ein wenig zugesetzt hat, scheint er mir ein rechter Cowboy zu sein. W ä re er f ä hig, Willis umzubringen, nachdem der Fall zu den Akten gelegt worden war? «
    » Vielleicht «, sagte Art. » Die Grenze zwischen gutem Polizisten und b ö sem Polizisten ist zuweilen sehr leicht zu ü berschreiten. Man setzt sich hier und da mal ü ber ein Gesetz hinweg, und bald bricht man sie links und rechts. Es w ä re jedoch ein m ä chtiger Satz von der Ermordung eines P ä dophilen zum Mord an einem Medical Examiner – um die Sache dann einem forensischen Anthropologen in die Schuhe zu schieben.«
    » Hm. Das ist wirklich ein ziemlicher Schritt.«
    » Wei ß t du was «, sagte er. » Ich setze mich mal auf seine Spur und unterhalte mich mit ihm. Wenn sonst nichts dabei rauskommt, dann hat er vielleicht ein paar Ideen ü ber andere Leute, die Willis vielleicht den Tod gew ü nscht haben, und ob einer von ihnen zu all dem anderen f ä hig w ä re.«
    » Soll ich mitkommen? «
    » Nein «, sagte er. » Lass mich von Polizist zu Polizist mit ihm reden. Glaubst du, es w ü rde etwas bringen, wenn du zu Mrs. Willis f ä hrst und mit ihr redest? «
    Der Gedanke machte mich nerv ö ser, als ich es zugeben wollte. » Sicher «, sagte ich und hoffte, Art w ü rde es sich noch einmal ü berlegen und versuchen, es mir auszureden. Doch das tat er nicht.
    » Lass uns nach dem Mittagessen noch einmal telefonieren «, sagte er. » Ich rufe dich gegen eins an, falls ich vorher nichts von dir h ö re. Wei ß t du ü brigens, wo Mrs. Willis wohnt? «
    » Ähm, nein.«
    » Kein Problem. Ich habe ihre Adresse zuf ä llig gerade zur Hand.« Er las sie mir vor – sie lebte in einer Stra ß e mit kleinen Bungalows in der N ä he der West High School, ich kannte die Gegend gut.
    Erleichtert, dass ich den Tag nicht damit verbringen musste, meine Augen zu ü beranstrengen, a ß ich eine Sch ü ssel Cheerios (Honey Nut, die ich gegen Jeffs Einspruch in den Einkaufswagen getan hatte), duschte rasch in der Camp-Dusche und zog f ü r die Fahrt nach Knoxville eine Khakihose und ein Poloshirt an. Ich war immer noch der bestgekleidete Mensch im Park – und das war f ü r mich wirklich ungew ö hnlich –, aber wenigstens hatte ich von Beerdigungskleidung (und Gef ä ngniskluft) zu salopper B ü rokleidung runtergeschraubt.
    Eine Spur der I-75 Richtung S ü den war wegen Reparaturarbeiten gesperrt, also kroch der Verkehr nur dahin. Die Fahrt nach Knoxville, f ü r die man normalerweise drei ß ig Minuten brauchte, dauerte diesmal fast eine Stunde. Ich fuhr an der Ausfahrt Papermill Exit raus – ebenfalls ein Engpass, und zwar inzwischen schon seit zwei Jahren, weil das ganze Autobahnkreuz neu gemacht wurde – und kurvte durch schmale Wohnstra ß en zur Sutherland Avenue, der Hauptdurchgangsstra ß e, die nach West High und in Mrs. Willis’ Wohngegend f ü hrte. Ich hatte gerade auf der Stra ß enseite gegen ü ber geparkt, da trat sie aus der Haust ü r. Sie trug Arbeitskleidung – Bluejeans, ein schmuddeliges T-Shirt und Stiefel – und hatte eine Baumschere in der Hand. Sie ging zu einer Buchsbaumhecke, die das Grundst ü ck zur Stra ß e hin begrenzte, und machte sich wie der Teufel daran, die neuen Triebe abzuschneiden.
    Meine Kamera steckte in einer Kiste unter dem Beifahrersitz, und aus einem Impuls heraus holte ich sie heraus und zoomte ihr Gesicht heran. Sie sah fast so w ü tend aus wie an dem Tag, an dem sie in mein B ü ro gest ü rmt war, und dieser Blick rief mir die heftige Auseinandersetzung wieder lebhaft in Erinnerung. Ich wette, die Frau ist voller Zorn, dachte ich. Eine Mutter, deren Sohn sich als Kindersch ä nder herausstellt und der dann ermordet wird … das reicht ja wohl, um jeden mit Hass zu erf ü llen. Ich machte ein paar Fotos, verstaute die Kamera wieder und stieg aus dem Wagen.
    » Mrs. Willis «, rief ich, als ich die Stra ß e ü berquerte, »k ö nnte ich einen Augenblick mit Ihnen reden? «
    Sie drehte sich langsam um, und als sie mich erkannte, blitzten ihre Augen auf. » Was wollen Sie? «
    » Ich w ü rde gerne mit Ihnen ü ber Dr. Carter reden «, sagte ich.
    » Dr. Carter ist tot «, fuhr sie mich an, » und ich bin froh dar ü ber. Und Sie gehen in den Knast, weil Sie sie umgebracht haben, und dar ü ber bin ich auch froh.«
    » Ich habe Dr. Carter nicht get ö tet «, sagte ich. » Ich hatte keinen Grund dazu.«
    » Ist mir doch schei ß egal «, sagte sie. » Ich bin

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