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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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um den Weg zu finden.« Sie machte einen Schritt zur T ü r, blieb dann stehen und drehte sich noch einmal um. » Bill? Es tut mir leid, dass ich im Augenblick so durcheinander bin. Wenn ich dich an der Nase herumgef ü hrt habe, dann nicht mit Absicht, glaub mir. Bitte gib mich nicht auf.« Sie machte einen Schritt auf mich zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir rasch einen Kuss auf die Wange. Bevor ich reagieren konnte, war sie aus der T ü r des Sektionssaals verschwunden.
    Ich schaute auf den abgetrennten Kopf mit den blinden Augen auf der Fahrtrage, als w ä re er irgendwie Zeuge der Szene gewesen. » Also, im Gegensatz zu dir «, sagte ich, » bin ich noch nicht ganz tot.«
    Nachdem ich mir die H ä nde gewaschen und das Hemd angezogen hatte, das Amy mir gegeben hatte, ging ich zu Jess in ihr B ü ro am anderen Ende des Geb ä udes. Sie zog ihre Schreibtischschublade auf und holte einen Schl ü sselbund und ein tragbares GPS-Ger ä t heraus. Sie schaltete das Ding ein, und nach wenigen Sekunden flackerte auf einem LCD-Bildschirm von der Gr öß e einer Karteikarte ein Bild auf. Auf dem Bild waren ein Dutzend Punkte grafisch dargestellt; und von jedem der zw ö lf Punkte liefen Linien zu einem Punkt in der Mitte des Bildschirms zusammen.
    » Sieht aus wie ein Sternbild «, sagte ich, » au ß er dass die Punkte nicht zu einer Gestalt verbunden sind, die ein Tier darstellen soll, was sie aber nie tut.«
    » Da in der Mitte, das sind wir «, sagte sie. » Wir empfangen GPS-Signale von zw ö lf Satelliten. Je mehr Satelliten, desto gr öß er ist die Genauigkeit; du solltest keine Probleme haben, die Stelle ausfindig zu machen.«
    Ihre Finger flogen schnell ü ber die Kn ö pfe, und auf dem Bildschirm tauchte eine kleine, bunte topografische Karte auf, auf der zwei Punkte eingezeichnet waren: einer in der Mitte und einer links unten in der Ecke. » Der Punkt da unten links? Das ist ein Wegpunkt, der den Tatort markiert. Der in der Mitte sind wir. Das liebe ich an GPS am meisten: Es best ä tigt mir immer, dass ich im Zentrum des Universums bin.« Sie lachte ü ber sich selbst. » G ü tiger Gott, wie kann ich zur gleichen Zeit so ein gigantisches Ego und so wenig Selbstvertrauen haben? «
    » Nun, wie Thoreau sagte, Konsequenz ist eine Sache niederer Geister «, sagte ich.
    » Das war Emerson «, korrigierte sie mich. » Und er sagte ›kleiner Geister‹. Das Zitat hei ß t korrekt: ›Eine t ö richte Konsequenz ist der Fetisch kleiner Geister, kleiner Staatsm ä nner, Philosophen und Geistlicher. Eine gro ß e Seele hat mit Konsequenz gar nichts zu tun.‹ Falls ich mich recht erinnere.«
    » Sehr beeindruckend «, sagte ich. » Wie kommt es, dass ich dachte, es sei von Thoreau? «
    » Die waren gewisserma ß en vom selben Schlag «, sagte sie. » Thoreau hat die Formulierung ›ein anderer Trommler‹ gepr ä gt, und die ist sogar noch ber ü hmter. ›Warum m ü ssen wir uns wahnsinnig beeilen, Erfolge zu erringen, und wozu st ü rzen wir uns in solch verzweifelte Unternehmungen?‹ Leider zitiert fast niemand diesen einleitenden Satz, was wirklich eine Schande ist. ›Warum m ü ssen wir uns wahnsinnig beeilen, Erfolge zu erringen, und wozu st ü rzen wir uns in solch verzweifelte Unternehmungen? Wenn jemand mit seinen Gef ä hrten nicht Schritt h ä lt, so tut er es vielleicht deshalb nicht, weil er einen andern Trommler h ö rt. Lass ihn zu der Musik marschieren, die er h ö rt, wie auch ihr Takt und wie fern sie selbst auch sei.‹ Sehr schade, dass er sich f ü r den Spruch nicht das Copyright hat sichern lassen – von den Tantiemen daf ü r h ä tte er Waiden Pond und viele Meilen Land drum herum aufkaufen k ö nnen. Und er h ä tte sich eine schicke Villa bauen k ö nnen statt der sch ä bigen H ü tte, die er sich aus Abfallholz und gerade geklopften N ä geln zusammengeschustert hat.«
    Jess’ Mischung aus gelehrter Belesenheit und schrulliger Respektlosigkeit ü berraschte mich immer wieder, wie ein Topspin beim Aufschlag im Tennis oder Tischtennis. Aber es gefiel mir, so wie ich Eistee an einem hei ß en Tag mochte. » Hat man dir das alles auf der medizinischen Fakult ä t an der Vanderbilt University beigebracht? «
    » Nein «, sagte sie, » das verdanke ich meinen vier Jahren auf dem Smith College. Br ö ckchen aus Poesie und Philosophie. Oh, und einem unbefriedigenden Ausflug in eine kurze Liaison mit meinem eigenen Geschlecht.«
    » Aha. Dabei war es mir fast gelungen, es zu

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