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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Motels, ein »Love Motel«, mit herzförmigen Wasserbetten, Champagner, Pralinen, Sexvideos... Unser Zimmer sah aus wie eine Kaufhaus-Weihnachtsdekoration, ganz in rotem Samt und Satin gehalten. Die Bettlaken waren schwarz, und auf dem Kopfkissen lag eine einzelne Plastikrose.
    »Man kommt sich vor wie in einer blutenden Nase«, erklärte Bel und ließ sich aufs Bett plumpsen. Als es unter ihr wogte, lachte sie kurz auf - zum ersten Mal seit einer ganzen Weile. Aber nach einer Flasche von einem Gesöff, das die Champagne nicht mal vom Reiseprospekt her kannte, sah alles schon viel besser aus. Und wenn man so auf dem Bett lag, meinte Bel, fühlte man sich ein bisschen so, als wäre man immer noch im Auto. Vom Porno schauten wir uns nur ein kurzes Stück an, gingen dann allerdings gemeinsam in die Wanne. Es war ein Jacuzzi, und Bel drehte die Sprudeldüsen voll auf. Wir fingen an, uns in der Wanne zu lieben, machten dann aber auf dem Bett weiter. Am Ende waren wir so nassgeschwitzt, dass ich dachte, das Bett hätte ein Leck bekommen. Ich hatte Bel noch nie so leidenschaftlich erlebt: Sie klammerte sich an mich wie eine Ertrinkende. Es war Sex, wie man ihn in der Nacht vor seiner Hinrichtung hat oder bevor man in den Krieg zieht. Vielleicht traf auch beides in gewisser Weise auf uns zu.
    Wir schliefen ein, ohne irgendwas zu Abend gegessen zu haben, wachten mitten in der Nacht auf und fuhren zu einem durchgehend geöffneten Supermarkt, wo wir uns mit Proviant eindeckten. Dann saßen wir in unserem Zimmer auf dem Fußboden und aßen mit geräuchertem Schinken belegte Hamburgerbrötchen, die wir mit Coke runterspülten. Anschließend liebten wir uns wieder und dösten dann bis zum Morgen. Wir hatten noch immer über dreihundert Kilometer bis Seattle zu fahren und mussten unterwegs noch einige Entscheidungen treffen - etwa, ob es sicherer sein würde, uns in einem Motel außerhalb der Stadt oder in einem großen Hotel im Zentrum ein Zimmer zu nehmen. Es wäre praktisch gewesen, ein zentrales Basislager zu haben, ebenso praktisch aber, nicht erwischt zu werden.
    Als wir über die I-90 in Seattle eintrafen, schimmerte in der Ferne der schneebedeckte Gipfel des Mount Rainier.
    Es gab verschiedene Dinge, die ich Bel hätte sagen wollen, zum Beispiel, warum ich über Max’ Tod nicht geweint hatte. Ich wollte ihr erklären, warum ich mich nicht so wie sie auf dem Parkplatz aufgeführt hatte. Ich wollte ihr erklären, dass man Dinge wie in einer Flasche in sich einschließen konnte, bis man für sie bereit war. Wenn ich Kline wiederbegegnete, würde die Flasche mit einem Knall aufplatzen. Aber irgendwie fand ich nicht die richtigen Worte. Außerdem hatte ich meine Zweifel, dass sie irgendetwas genützt hätten.
    Es war wieder ein heißer, trockener Tag und der Verkehr äußerst zähflüssig, was aber keinen der Beteiligten besonders zu stören schien. Was Lage und Plan angeht, ist Seattle ziemlich einzigartig. Von Osten kommend, erreichten wir Mercer Island, durchquerten die Insel und gelangten über die lange Brücke auf den schmalen Streifen Land, auf dem, zwischen Lake Washington und Puget Sound gequetscht, die Stadt selbst liegt. Von der Interstate kamen wir direkt ins Herz des rasterartig angelegten Zentrums: Avenues, die von Norden nach Süden verlaufen, Streets von Osten nach Westen. Als ich das letzte Mal hier zu Besuch war, hatte ich vom Flughafen Sea-Tac aus ein Taxi genommen und war durch ein scheinbar nicht enden wollendes Hinterland von schäbigen Motels, Bars und Striplokalen gekommen, die mit dem Spruch »49 schöne Frauen... und eine hässliche« warben. Unsere jetzige Route schien eine viel bessere zu sein. Es kamen ein paar ansehnliche Hotels, durchweg Ableger von namhaften Ketten, in denen vor allem Geschäftsreisende abstiegen. Im ersten, in dem wir fragten, hatten sie ein Zimmer frei, also nahmen wir es. Es war eine große Erleichterung, den Wagen in die Garage zu fahren und mit unserem Gepäck nach oben zu gehen, im Bewusstsein, dass wir jetzt über einen Stützpunkt verfügten. Wir hatten nach einiger Überlegung beschlossen, zentral zu wohnen, da das weniger Fahrerei für uns bedeutete. Wir hatten uns im Pfandleihhaus Ringe besorgt und checkten als Mr. und Mrs. West ein. Bel schaute sich die Broschüren über die Sehenswürdigkeiten der Stadt an, während ich mich ans Telefon setzte.
    Es meldete sich jemand von der Nachrichtenredaktion.
    »Könnte ich bitte mit Sam Clancy sprechen?«
    »Er gönnt sich

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