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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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die Gipfel westlich von Denver und überquerten direkt südlich von Cheyenne die Grenze nach Wyoming.
    »Erklär’s mir noch mal«, sagte Bel. » Warum fliegen wir nicht?«
    »Flugreisen sind leicht nachzuverfolgen, besonders wenn eine Bundesbehörde hinter einem her ist. Außerdem ist es für solche Leute auch leicht, Flughäfen beziehungsweise Autoverleihfirmen auf Flughäfen zu überwachen. Auf diese Weise schleichen wir uns gewissermaßen an ihnen vorbei.«
    Sie nickte, sah aber nicht überzeugt aus. Ich hätte hinzufügen können, dass ich Zeit zum Nachdenken brauchte, Zeit zum Planen - Zeit, die mir die Autofahrt bieten würde. Die Sache war die, dass ich keine Ahnung hatte, was wir in Seattle tun sollten. Ich verfügte über keinen klaren Angriffsplan und betete darum, dass mir ein zündender Gedanke käme.
    Am frühen Abend waren wir schon fast tausend Kilometer gefahren. Ich hatte über eine ganze Menge Dinge nachgedacht. Unter anderem darüber, dass es verrückt gewesen wäre, völlig erledigt am Ziel anzukommen. Direkt hinter dem Autobahnkreuz fanden wir ein Motel. Oder es fand uns. Wir fuhren einfach auf den ersten der vielen Rastplätze entlang dem Highway und nahmen uns ein Zimmer.
    Es war ein komisches Gefühl, auszusteigen und zu gehen. Im Kopf saß ich noch immer im Wagen, war noch immer am Fahren. Die ganze letzte Stunde hatte ich nur noch wie eine Maschine funktioniert. Mein linker Arm, der ständig auf der Fensterleiste gelegen hatte, war von der Sonne verbrannt. Bel hatte mich immer wieder am Steuer abgelöst und schien, zumindest anfangs, besser mit dem Auto klarzukommen als ich. Wir hatten ein paar Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Musikauswahl und der Auswahl von Rastplätzen gehabt, aber abgesehen davon, hatten wir eigentlich nicht viel gesprochen. Klar, anfangs schwatzten wir wie zwei Wasserfälle, aber irgendwann gingen uns die Themen aus. Sie erwarb in einem Tankstellenshop ein Schundromänchen und schmökerte eine Weile darin, bevor sie es aus dem Fenster schmiss.
    »Ich kann mich nicht konzentrieren«, erklärte sie. »Jedes Mal, wenn ich das Gefühl habe, jetzt würde ich es schaffen, es zu verdrängen, sehe ich es wieder... sehe ich Max wieder.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen.
    Im Motel stiegen wir beide nacheinander in die Badewanne. Dann ließen wir uns von einem Restaurant Spareribs und Apfelkuchen bringen. Wir glotzten den Fernseher an. Wir tranken Cola mit jeder Menge Eis. Und wir legten uns schlafen. Die Betten waren zu weich, also legte ich mich lieber auf den Fußboden. Als ich nachts aufwachte, lag Bel neben mir. Ich lauschte ihrem Atem und dem gedämpften Verkehrslärm von draußen. Unser Zimmer war in einen schwach orangefarbenen Schimmer getaucht, wie früher, wenn meine Eltern das Licht im Flur eingeschaltet und meine Zimmertür angelehnt ließen, damit die Monster draußen blieben.
    Wie kommt’s, dass die Monster nur nachts auftauchten? Waren die blöd oder was?
    Am nächsten Morgen frühstückten wir wieder in einem Diner. »Weiter nach Westen wird der Kaffee besser«, versprach ich. Aber Bel ließ sich trotzdem nachschenken.
    Wir nahmen die I-80 in westlicher Richtung, quer über die kontinentale Wasserscheide. Es ging durch die Berge, und es waren etliche Touristen unterwegs, die uns gelegentlich aufhielten. Sie reisten in hochmodernen Fahrzeugen, die wie Wohnmobile aussahen, aber so lang wie Busse waren. Und hinten dran hingen in der Regel ihre Autos. Sie fühlten sich wahrscheinlich als Nachfahren der Pioniere. Es war schwer, auf Parkplätzen nicht mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Und wenn man’s nicht schaffte, wurde man mit endlosen Fragen über Europa gelöchert. Eine Frau bestand sogar darauf, uns auf Video zu bannen. Wir versuchten, verliebt und flitterwöchnerisch auszusehen. Es war nicht einfach.
    »Vielleicht würden Drogen helfen«, schlug Bel vor.
    »Nicht auf Dauer. Die würden uns beim Fahren helfen, aber die Symptome lediglich überdecken, sie nicht wirklich beseitigen. Am Ende wären wir krankenhausreif.«
    »Sprichst du aus Erfahrung?«
    Ich nickte, und sie lächelte. »Ich vergess dauernd, um wie viel weltgewandter du bist, Michael.«
    »Komm, schauen wir mal, ob wir die Kühlbox aufgefüllt kriegen.«
    Wir hielten außerhalb von Ogden auf der I-84. Ein weiteres Motelzimmer, ein weiteres langes, heißes Bad, ein weiterer Diner.
    Bel legte den Kopf auf die Tischplatte. »In welchem Staat sind wir noch mal?«, fragte sie.
    »In Utah,

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