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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Nahkampf, wusste, dass ich mit dem Messer nichts würde anfangen können, wenn er mich erst mal um Arme und Oberkörper gepackt hielte.
    Ich warf mich zur Seite und fiel zu Boden. Er stieß einen Grunzlaut aus, als er haarscharf an mir vorbeistürmte. Ich hörte ein knirschendes Geräusch und rappelte mich so schnell wie möglich wieder hoch. Ein liegendes Ziel hätte er mit Sicherheit nicht verfehlt. Aber als ich ihn ansah, stand er stocksteif, mit hängenden Armen da. Dann erkannte ich auch, warum. Ein spitzer abgestorbener Ast ragte aus seinem Rücken. Er hatte sich an einer Schierlingstanne aufgespießt.
    »Gedankt sei dem Himmel«, sagte ich. Dann schaltete ich die Stablampe ein, fand meine Pistole wieder und steckte sie mir in den Hosenbund. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, die Leiche zu verscharren, wusste aber, dass es schwierig gewesen wäre. Wenn ich ihn so daließ, würde immerhin so ziemlich jeder Coroner auf einen bizarren Unfall tippen. Nach Mord sah das jedenfalls nicht aus. Ich leuchtete ihm ins Gesicht und sah sofort die Ähnlichkeit mit seinem Bruder.
    »Hallo, Nathan«, sagte ich.
     
    Während der Rückfahrt zum Campingplatz zitterte ich am ganzen Leib. Noch nie war ich dem Tod so nah gewesen, noch nie hatte ich so viel frisches Blut aus nächster Nähe zu Gesicht bekommen. Ich hatte natürlich Max gesehen, aber sein Körper war schon kalt gewesen. Nathan Klines Bild würde mir noch vor Augen schweben, lange nachdem die meiner Opfer verblasst wären. Weder Alkohol noch sonst etwas würden jemals Nathans starres Gesicht aus meinem Gedächtnis tilgen können.
    Clancy und Bel hatten auf meine Rückkehr gewartet und waren noch wach. Als sie mich erblickten, wussten sie, dass einiges ganz schön schiefgelaufen war. Eine Seite meines Gesichts sah geschwollen aus und nahm schon hübsche Regenbogenfarben an. Ich hatte Schmerzen im Brustkorb und hinkte noch immer von dem Tritt gegen meinen Oberschenkel. Meine Haare waren schweißnass und meine Sachen von Erde verdreckt.
    »Ich muss ins Krankenhaus«, sagte ich.
    »In Port Angeles könnte es eins geben.«
    »Das hier ist ein besonderer Fall«, sagte ich.
    »Michael ist Bluter«, erklärte Bel.
    »Dann müssen wir schon nach Seattle oder Tacoma«, meinte Clancy.
    Also packten wir alles zusammen, beziehungsweise sie packten, während ich im Auto sitzen blieb. Ein paar Camper beschwerten sich über den Lärm, bis Bel erklärte, es sei ein Notfall und wir müssten jemanden ins Krankenhaus bringen. Ich hatte gehofft, sie würde nicht darüber reden. Jetzt hatten wir einen Schwarm Camper am Hals, die aus ihren Zelten gekrochen kamen und mich wie ein Zootier angafften. Ich hielt den Kopf gebeugt, damit sie die Blutergüsse nicht sahen. Ich wusste, dass die meisten Camper schon weg sein würden, bevor man Nathans Leiche fand. Aber die Polizei konnte sie überall im Park ausfindig machen und sie wegen heute Nacht befragen. Und jetzt würden sie von einem Mann berichten können, der sein Gesicht vor ihnen versteckt hielt, von einem Notfall und der plötzlichen Notwendigkeit, mitten in der Nacht die Zelte abzubrechen.
    Die Dinge, dachte ich, hatten eine sehr üble Wendung genommen.
    Wir fuhren endlich los, und Bel entschuldigte sich.
    »Ich hab einfach nicht nachgedacht«, sagte sie.
    »Schon okay.«
    Clancy saß am Steuer. Seines Wissens gab es so spät keine Fähren mehr, also fuhren wir auf der 101 Richtung Süden und dann auf der I-5 wieder hinauf nach Tacoma und weiter nach Seattle. Nicht weit von unserem Hotel gab es ein Krankenhaus. Dort mussten wir den üblichen amerikanischen Papierkrieg über uns ergehen lassen, tausend Fragen beantworten, Haftungsausschluss- und Verzichtserklärungen unterschreiben, und natürlich wollten die Leute wissen, wie sie bezahlt werden würden, bevor ein Arzt mich auch nur eines Blickes würdigte. Er war kein Spezialist für Hämophilie, und was ihn zunächst nur interessierte, war, was eigentlich passiert sei.
    »Eine Schlägerei vor einer Bar«, erklärte ich ihm.
    »Schlägereien sind für Leute wie Sie absolut tabu.«
    »Genau das habe ich dem Typen, der mich verprügelt hat, auch gesagt.«
    Zu guter Letzt ließ er mich, wenn auch wenig überzeugt, ziehen, forderte mich aber auf, am nächsten Morgen wiederzukommen und mich von einem Spezialisten untersuchen zu lassen. Ich zahlte in bar am Empfangsschalter, und Clancy fuhr uns ins Hotel.
    Der Nachtportier sagte nichts, als Bel den Zimmerschlüssel verlangte. Vielleicht war es

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