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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nicht das erste Mal, dass bei ihnen weit nach Mitternacht abgerissen aussehende Gäste in Wanderkluft auftauchten.
    Wir öffneten die Flasche Tequila, die Bel besorgt hatte, und ich machte mir aus ein paar Eiswürfeln und einem Handtuch einen kalten Umschlag für meine Blutergüsse.
    »Ich kapier’s immer noch nicht«, begann Clancy. »Sie sagen, sein Name ist Nathan Kline? «
    »So stand’s in seiner Akte.«
    »Glauben Sie, er ist irgendwie mit unserem Kline verwandt?«
    »Er sah ihm ziemlich ähnlich.«
    Er schüttelte den Kopf. »O Gott«, sagte er.
    »Und was immer er sein mochte, unter einem ›Jünger der Liebe‹ stelle ich mir etwas anderes vor. Er war im waffenlosen Kampf so gut wie ich mit Gewehren. Ich kann von Glück reden, dass wir im Dunkeln kämpften. Bei Tageslicht hätte er mich umgebracht.«
    »Was war er also dann?«
    »Exarmy, was in der Richtung. Vielleicht CIA oder NSC. Ich weiß lediglich, was er ist , nämlich tot.«
    Bel starrte mich an, also erwiderte ich den Blick.
    »Ich fühl mich ganz und gar nicht toll dabei, Bel, aber diesmal war’s eindeutig ein Fall von er oder ich. Und ich habe ihn nicht getötet, das hat ein Ast getan. Und er hätte mich getötet.«
    »Ich weiß«, sagte sie leise. »Ich bin froh, dass er tot ist.« Dann widmete sie sich wieder ihrem Drink.
     
    Clancy fuhr nicht nach Hause. Er schlief in einem Sessel, während Bel und ich die Betten nahmen. Wir redeten noch eine ganze Weile, und als uns endlich die Augen zufielen, ging schon die Sonne auf. Ich schlief wahrscheinlich eine Stunde, vielleicht ein bisschen länger. Dann suchte ich das Bad auf, schloss die Tür und schaltete das Licht ein. Ich sah aus, als hätte ich einen Zusammenstoß mit einem Sattelzug gehabt. Meine Brust und mein Oberschenkel schillerten in Purpur- und Schwarzblautönen. Ein Auge war halb geschlossen. Die ganze Wange tat weh, wenn ich sie anfasste, aber zumindest waren meine Zähne noch vollzählig.
    Ich nahm nicht an, dass ich sterben würde. Bluter sterben heutzutage eher selten - solange sie ein paar grundsätzliche Dinge beachten. Aber ich würde trotzdem wieder ins Krankenhaus fahren und mich richtig durchchecken lassen.
    Ich ging hinunter in die Lobby und hinaus in die Frische eines neuen Tages. Nur in meinem Kopf herrschte noch tiefe Nacht, und ich befand mich mitten im Wald und wurde von einem durchgeknallten Dschungelkämpfer auseinandergenommen. Ich bemühte mich, beim Gehen nicht zu hinken. Ich hatte saubere Sachen angezogen. Es waren ein paar Frühaufsteher unterwegs, die zur Arbeit fuhren oder durch die Straßen schlurften und den herumliegenden Müll durchwühlten. Ich schlenderte zur Wasserfront, um ein bisschen nachzudenken.
    Ich war mir sicher, dass Nathan Klines Bruder gewesen war, was die Disciples in eine sehr enge Beziehung zum NSC brachte. Aber eine Frage ließ mir keine Ruhe: Kannte bei den Disciples überhaupt jemand Nathans wahre Identität? Und zweitens, was war so wichtig, dass Nathan, um sie zu schützen, fast acht Jahre lang undercover operiert hatte? Mittlerweile konnten sie seine Leiche entdeckt haben. Sie würden vielleicht die Polizei benachrichtigen. Wenn sie es nicht taten, dann wäre das ein starkes Indiz dafür gewesen, dass die ganze Sekte in der Sache mit drin hing. Gewissheit, so viel war klar, würde ich mir nur dadurch verschaffen können, dass ich wieder auf die Halbinsel fuhr.
    Außerdem wollte ich Nathans Haus am Hood Canal genauer in Augenschein nehmen. Und wenn ich es tun wollte, dann würde es möglichst bald geschehen müssen - bevor Kline vom allzu verdächtigen Ableben seines Bruders erfuhr.
    »Prächtiger Tag heute«, sagte eine Frau zu mir, während sie einen Supermarkt-Einkaufswagen über die Bahngleise schob. Ein Güterzug war gerade vorbeigekrochen und hatte die paar Autos aufgehalten. Er war mit Holz beladen gewesen, Abertausenden von Planken aus Kanada auf dem Weg nach Süden. Wir hatten beide zugesehen, wie er nicht enden wollend an uns vorübergerollt war.
    »Prächtiger Tag heute«, wiederholte sie und winkte mir zu, während sie sich entfernte.
     
    Wir frühstückten auswärts: riesige Blaubeermuffins und dazu starken Kaffee. Ich teilte Clancy und Bel mit, dass ich wieder auf die Halbinsel wolle.
    »Sie sind völlig übergeschnappt«, meinte Clancy.
    Wir hatten uns die Frühnachrichten im Radio angehört, aber es war nichts über Nathans Tod gekommen. Und auch in Clancys Redaktion waren keine Meldungen über irgendwelche

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