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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Bühnenflüstern, »seit der Women’s Lib ist nichts mehr so, wie es einmal war. Als meine Carlotta ihren BH verbrannt hat, wusste ich, das ist das Ende. Cheers.«
    »Cheers.« Ich trank einen Schluck Bier und fing Bels Blick auf. Sie zwinkerte mir zu. »Harry«, sagte ich, »wir brauchen was.«
    »Wir?«
    »Bel und ich.«
    »Was braucht ihr? Eine Heiratserlaubnis?«
    »Nein, etwas, das uns durch ein paar Türen hilft, etwas mit amtlichen Stempeln drauf.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich hatte gehofft, dir würde was einfallen.«
    Er rieb sich das unrasierte Kinn. »Ja, ich könnte euch vielleicht was machen. Wann bräuchtet ihr’s?«
    »Heute Abend.«
    Er riss die Augen auf. »Jesses, Mark, du hast mir schon ein paar harte Nüsse vorgelegt, aber das...«
    »Könntest du es trotzdem machen?«
    »Ich hab eigentlich nicht vorgehabt, heute Abend zu arbeiten...« Woraus ich zweierlei schloss: erstens, dass er es machen konnte ; und zweitens, dass er sich gerade überlegte, wie viel er mir dafür abknöpfen konnte.
    »Das wäre Barbezahlung?«, fragte er. Ich nickte. »Bargeld lacht, das weißt du ja selbst.«
    »Das weiß ich.«
    »Jesses, heute Nacht, ich weiß nicht...«
    »Wie viel, Harry?«
    Er nahm seine Kappe ab und kratzte sich den Kopf, ohne an seine Psoriasis zu denken. Riesige Hautschuppen rieselten auf seine Schultern herab. »Tja, Mark, du weißt, dass meine Preise sich immer in einem vernünftigen Rahmen halten.«
    »Mit dem Unterschied, Harry, dass ich diesmal nicht bezahlt werde.«
    »Tja, das ist nun dein Problem, Mark, nicht meines. Ich verlange nur einen fairen Preis.«
    »Also, dann nenn mir deinen fairen Preis.«
    »Fünfhundert.«
    »Was kriege ich für fünfhundert?«
    »Zwei Personalausweise.«
    »Nicht gerade viel.«
    Er zuckte die Achseln. »Das Beste, was ich so kurzfristig bieten kann.«
    »Wie lang würd’s dauern?«
    »Ein paar Stunden.«
    »In Ordnung.«
    »Hast du das Geld bei dir?« Ich nickte, und er schüttelte den Kopf. »Läuft in Tottenham mit fünfhundert Piepen in der Tasche rum, und ich könnte wetten, er hat nicht mal ein Messer dabei.«
    Hinter uns begann der Automat einen weiteren Gewinn für Bel auszuspucken.
    »Das ist eindeutig dein Glücksabend«, sagte Harry die Kappe.
     
    »Macht’s euch gemütlich.«
    Was in Harrys Wohnung nicht ganz einfach war. Zum einen versanken die vorhandenen Sitzgelegenheiten unter Stapeln von alten Zeitungen und Illustrierten. Zum anderen wurde die Hälfte des ohnehin schon kleinen Wohnzimmers durch ein improvisiertes Fotoatelier beansprucht. An der Wand hing ein weißes Bettlaken als Hintergrund, und auf einem Stativ stand eine einsame zerschrammte Blitzleuchte. Harry verpasste ihr einen Klaps.
    »Ich hoffe, die Birne ist nicht hin, die Scheißdinger kosten ein Vermögen.« Die Birne blitzte einmal auf, ging dann an und blieb an. »Prima«, sagte Harry. Es gab einen schlichten Holzstuhl, der normalerweise dem Kater vorbehalten zu sein schien, aber Harry kippte das widerstrebende Vieh auf den Boden und rückte den Stuhl vor das Bettlaken, richtete dann die Leuchte so aus, dass sie einen imaginären Punkt direkt über der Lehne anstrahlte. »Prima«, sagte er noch einmal.
    Dann fing er an, mit seinem Lieblingsspielzeug herumzuhantieren. Es war eine Spezialkamera, die in einem Aufwasch ein Foto (geringfügig kleiner als ein Passfoto) machen, es auf eine Ausweiskarte drucken und das Ganze anschließend laminieren konnte. Harry tätschelte den Apparat. »Hab ich von einer Firma, die Pleite gemacht hat. Die stellten vorher Studentenausweise her.«
    Bel stand vor einem Spiegel und kämmte sich die Haare. Der Spiegel war groß und alt und sechseckig, und in seiner Mitte prangte ein gestelltes Foto eines Brautpaars samt Brautzeuge und Brautjungfer.
    »Ihre Eltern?«, fragte Bel.
    »Nö, hab ich auf der Brick Lane gekauft. Viele fallen drauf rein. Ich klär sie nicht immer auf.«
    »Wo kommt diese Musik her?«
    »Von oben, irgendwelche schwarzen Kids.«
    Der hämmernde Bass klang wie ein gestresster Herzschlag. Er schien die ganze Wohnung einzuhüllen.
    »Können Sie sich nicht beschweren?«, fragte Bel. Harry lachte und schüttelte den Kopf.
    »Okay«, sagte er, »dann füll ich mal eben die Ausweise aus.«
    Er hatte eine alte mechanische Schreibmaschine von der Sorte, wie sie Büros in den Siebzigern reihenweise auf den Sperrmüll warfen. Sie war stabil gebaut, aber die Typenhebel hätten mal wieder justiert werden müssen. Oder vielleicht hätte es auch

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