Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
gereicht, die Typen zu reinigen.
    »Fällt überhaupt nicht auf, sobald die Kamera das verkleinert hat.«
    Das stimmte, wie ich aus Erfahrung wusste. Sobald der Ausweisvordruck ausgefüllt war, kam er in das Gerät - eine Art kofferförmigen Anbau der Kamera -, das eine verkleinerte Kopie davon erstellte, auf die gleichzeitig das Foto aufgedruckt wurde. Normalerweise nahm ich es nicht so genau. Kaum jemand sieht sich einen Ausweis, egal welcher Herkunft oder Beschaffenheit, besonders aufmerksam an. Solange das Foto mit einem übereinstimmte, waren die meisten zufrieden. Aber diesmal war es anders.
    »Denk dran, Harry, ein paar der Leute, mit denen ich zu tun haben werde, könnten dem Ausweis mehr als nur einen flüchtigen Blick schenken. Bau bloß keine Tippfehler ein.«
    »Also bitte, ja? Ich hab an der Abendschule einen Schreibmaschinenkurs gemacht. Siebzig Wörter in der Minute.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es siebzig zweibuchstabige Wörter gibt.«
    Ich überließ ihn seiner Arbeit. Bel zupfte sich ein letztes Haar zurecht und wandte sich mir zu. Sie bot mir den Kamm an, aber ich schüttelte den Kopf. Ich schaute in den Spiegel und sah einen hartgesottenen Kerl, der mir entgegenstarrte. Er hatte kurz geschorenes schwarzes Haar und einen professionellen finsteren Blick. Er sah exakt wie ein Polizist aus.
    »Welches Stadtgebiet willst du?«, fragte Harry von der Schreibmaschine aus.
    »Nimm am besten Central.«
    »Central«, wiederholte er. »Gut, wie man das schreibt, weiß ich.«
    Ein guter Fälscher zeichnet sich natürlich nicht dadurch aus, dass er den Ausweis fälschen kann. Jeder kann einen Ausweis fälschen. Der gute Fälscher zeichnet sich dadurch aus, dass er echte - oder echt aussehende - Blankoausweise hat. Harry verriet niemandem, wo seine Vordrucke herkamen, oder auch nur, ob sie echt waren. Ich vermutete, dass er vor längerem irgendwie an einen echten Blankoausweis gekommen war und einen hilfsbereiten Drucker dazu gebracht hatte, ihm ein paar hundert Kopien davon zu machen. Er hatte auch andere Künste auf Lager, zum Beispiel konnte er einem irgendwelche Dokumente mit einem amtlichen Stempel versehen. Er hatte mir einmal ein Visum für die USA gemacht, das unglaublich echt aussah, bloß dass es, ohne dass ich was davon wusste, ein Studentenvisum war. Die Fragen des Einwanderungsbeamten hätten mir beinah das Genick gebrochen. Als Entschädigung hatte Harry mir beim nächsten Mal einen gefälschten Pass zu einem Sonderpreis überlassen.
    »Dann brauch ich noch eure Unterschriften«, sagte er. Er hatte eine Gelenkleuchte eingeschaltet und sich eine Kassenbrille im John-Lennon-Stil auf die Nase gesetzt - die Sorte Brille, die man als Kind nur unter Strafandrohung trägt, als Erwachsener aber oft heiß begehrt. Ich hatte nie eine Brille gebraucht. Die Leute sagten, das sei ein Zeichen dafür, dass ich immer ein keusches Leben geführt habe.
    Mein Personalausweis würde auf den Namen Michael West lauten, während Bel Bel Harris heißen wollte. Sie meinte, sie wolle ihren Vornamen lieber behalten. Es heißt, die besten Lügen seien diejenigen, die ein Körnchen Wahrheit enthalten, und diese Namen unterschieden sich gerade genug von unseren wirklichen Namen, um die Polizei nicht auf unsere Fährte zu führen. In den USA hatte ich mich gelegentlich schon Michael West genannt, aber noch nie in England. Bel fiel es schon so schwer genug, sich zu merken, dass ich jetzt nicht mehr Mark, sondern Michael hieß. Es war nicht nötig, sie mit einem dritten Vornamen zu verwirren.
    »Okay, Schätzchen«, sagte Harry, »wenn du dich jetzt auf den Stuhl da setzen würdest...«
    Bel sah mich an. »Redet er mit dir?«
    »Ich glaube, er meint dich.«
    »Herrjemine«, sagte Harry, »hab ich für einen Augenblick vergessen. Women’s Lib, hm? Hör nicht auf mich, Süße, hock dich einfach da hin.«
    Bel setzte sich schließlich, und Harry steckte den Ausweisvordruck, den er gerade ausgefüllt hatte, in das Kofferdings.
    »Weder lächeln noch Stirn runzeln«, erklärte er Bel, »einfach natürlich gucken... Das ist ungefähr so natürlich wie eine Zirkusrobbe bei ihrem ersten Auftritt... Besser, besser.« Es blitzte, und Harry richtete sich wieder auf. »Wunderbar. Jetzt noch ne knappe halbe Minute. Setz du dich schon mal, Mark.«
    Wir tauschten die Plätze.
    »Ach übrigens, Harry, knips von mir besser ein paar Bilder extra. Ich will von dir eine vollständige neue Identität.«
    »Das braucht aber Zeit, Mark.«
    »Weiß

Weitere Kostenlose Bücher