Bis aufs Blut - Thriller
sein, aber es hatte einen hübschen alten blechernen Klingelton, der, nachdem Johns den Hörer abgenommen hatte, noch leicht nachhallte.
»Monica, bitte keine Anrufe... Also gut, stellen Sie ihn durch. Hallo, Ray, was kann ich für Sie tun? Nein, ich habe heute früh keine Nachrichten gehört. Worum geht’s?« Er sah Hoffer an und wandte den Blick danach nicht mehr ab. »Das ist interessant. Wann war das? Hmm, tja, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Nein, diesmal kein Kommentar. Danke, auf Wiedersehen.«
Er legte auf, ließ aber die Hand auf dem Hörer.
»Das war ein Reporter«, teilte er Hoffer mit. »Er sagt, ein örtlicher Radiosender sei von jemandem angerufen worden, der behauptete, der Auftragsmörder zu sein.«
»Irgendein Spinner«, meinte Hoffer. »Was hat er sonst noch gesagt?«
»Er sagt, er möchte den zwei osteuropäischen Staaten versichern, dass er nicht den Auftrag hatte, den Diplomaten zu ermorden. Er sagt, er habe genau die Person getroffen, auf die er es abgesehen hatte.« Johns sah sehr blass aus, als er die Hand vom Telefonhörer nahm. »Ich glaube, ich brauche jetzt etwas Stärkeres als Tee.«
Unter dem Fenster stand ein Getränkeschrank. Johns goss eine dunkle Flüssigkeit in zwei winzige Kelchgläser. Das Glas, das er Hoffer reichte, enthielt kaum mehr als einen kleinen Schluck. Hoffer schnüffelte daran.
»Sherry«, erklärte Johns und leerte sein Gläschen in einem Zug.
Hoffer, der dem Zeug bislang nur im englischen Trifle begegnet war, kippte es sich beherzt in den Mund und ließ es dort einmal kreisen, bevor er es hinunterschluckte. Im ersten Moment schmeckte es streng, aber dann wurde es zu einer reifen Glut, die ihm den Magen wärmte.
»Nicht schlecht«, sagte er.
»Glauben Sie noch immer, dass der Anruf von einem Spinner kam?«, fragte der Anwalt.
»Ich weiß nicht.«
»Vielleicht hat Ihr Mann gerade sein Gewissen entdeckt.«
»Tolles Gewissen.« Hoffer konnte sich auf die Frage nach Ricks’ Kleidung noch immer keinen Reim machen. »Der Polizist, mit dem Sie gestern gesprochen haben, der, der wissen wollte, was Mrs. Ricks normalerweise trug - dürfte ich fragen, wer das war? War es vielleicht Chief Inspector Broome? Oder DI Edmond?«
»Nein, keiner von beiden - mit denen hatte ich schon vorher gesprochen. Er war neu im Ermittlungsteam. Er entschuldigte sich dafür, dass er Fragen stellen würde, die man mir wahrscheinlich bereits gestellt hatte.«
»War er allein?«
»Nein, er war in Begleitung eines anderen Officers.«
»Er hatte nicht zufällig braunes Haar?«
»Schwarzes Haar - sehr kurz geschnitten, wie ich mich erinnere.«
Hoffer geriet langsam ins Grübeln. Mark Wesley hatte von Capaldi einen gefälschten Ausweis bekommen …
»Haben sich die beiden ausgewiesen?«
»Oh, durchaus. Der Mann hieß Wes... nein, warten Sie.« Hoffer war beinah vom Stuhl aufgesprungen, aber der Anwalt kramte wieder auf seinem Schreibtisch herum, versuchte, irgendeinen Zettel oder sonst was zu finden. »Da ist es. Inspector West.«
»Kein Vorname?«
»Nein. Der andere Officer war eine Frau, eine Detective Constable Harris.«
Hoffer schüttelte langsam den Kopf. »Kenn ich beide nicht«, sagte er, hatte aber gewisse Zweifel, dass das wirklich so stimmte.
Bob Broome schien nicht begeistert, ihn zu sehen. Die Vine-Street-Wache war das gewohnte düstere Tohuwabohu. Broome wollte Hoffer nicht zu sich herauflassen, also wartete Hoffer darauf, dass Broome herunterkam.
»Ich hab zu tun«, sagte Broome kurz angebunden, als er endlich erschien.
»Sie werden schon Zeit für mich finden, Bob, wenn Sie erst mal hören, was ich habe.«
Broomes Augen verengten sich. »Ich hab schon so genügend Spinner am Hals.«
»Sie glauben doch nicht, dass dieser Anrufer ein Spinner war, oder?«
»Ich weiß nicht.«
»Haben Sie eine Aufzeichnung davon oder nur eine Abschrift?«
Broome kniff die Augen noch enger zusammen. »Sind Sie nur deswegen hier - um mich wegen des Anrufs auszuhorchen?«
Hoffer schüttelte verächtlich den Kopf. »Sagen Sie mir nur eins; DI West und DC Harris, kennen Sie die?«
»Vornamen?« Hoffer schüttelte den Kopf. Broome ließ noch ein paar Sekunden verstreichen. »Von beiden noch nie was gehört.«
»West klingt doch ein bisschen wie Wesley, nicht?«
»Kommen Sie schon, Hoffer, wie lautet Ihre Story?«
»Könnten wir uns vielleicht oben darüber unterhalten? Hier unten im Wachraum komme ich mir vor wie ein Opfer.«
Broome beschloss, dem Amerikaner
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