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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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stellte ich fest, dass der Fernseher noch lief. Ich hatte mir die Frühnachrichten angesehen. Jetzt lief irgendeine Quasselshow, und einer der Gäste war Hoffer. Viel Bildschirmzeit gönnte man ihm nicht, grad ein paar Minuten, aber er war trotzdem allgegenwärtig, hustete aus dem Off, zappelte und redete dazwischen, wenn andere Gäste sprachen. Ich rief Bel herüber, damit sie sich das ansah. Inzwischen waren sie bei den »Fragen und Antworten« angelangt. Der Gastgeber ging mit gezücktem Mikro die Stuhlreihen entlang.
    »Das ist Jimmy Bridger«, sagte Bel. »Die Show guck ich mir manchmal an.«
    Eine Dame mittleren Alters stand gerade auf, um eine Frage zu stellen. »Ist Mr. Hoffer verheiratet?« Die Kamera wechselte zu Hoffer, der einen teuren Anzug trug und darin billig aussah.
    »Nein, Ma’am«, antwortete er. Dann legte er das Gesicht in charmante Falten. »War das ein Antrag?« Alle fanden das wahnsinnig komisch. Jemand anders fragte ihn, ob er Probleme mit seinem Gewicht hätte. Er konnte es nicht bestreiten.
    »Ich muss noch ein bisschen zulegen, bevor ich Sumoringer werden kann, und Sie wissen ja, diese letzten paar Pfunde sind immer die schwersten.«
    Das Publikum bepisste sich förmlich.
    »Eine Frage an einen anderen unserer Gäste«, sagte der Gastgeber, damit auch klar war, dass er nicht vorhatte, Hoffer die ganze Show zu überlassen. Es drängte sich mir irgendwie der Verdacht auf, dass es gewisse Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden gegeben hatte.
    »Und das ist der Mann, der Jagd auf dich macht?«, fragte Bel skeptisch.
    »Das ist er. Mein Schatten. Manchmal glaube ich, der ist einzig und allein deswegen hinter mir her, weil er dadurch ins Fernsehen kommt.«
    »Was hat er denn davon?«
    »Zum einen schmeichelt es seiner Eitelkeit. Zum anderen ist er Geschäftsmann, und ich bin eine gute Werbung für ihn. Soweit ich feststellen kann, bin ich sogar die einzige Werbung, die er hat.«
    »Der sieht mir nicht so aus, als ob er sich auch nur einen Schnupfen einfangen könnte, geschweige denn dich.«
    »Das«, sagte ich leise, »macht ihn ja gerade so gut.«
    Ich bat Bel, ihre Sachen zu packen, und verstaute den letzten Rest von meinen. Ich hatte vor, mit dem Auto nach Glasgow zurückzufahren, uns Fahrkarten nach Süden zu besorgen und es Bel zu überlassen, die weiteren Verbindungen zu sich nach Hause herauszufinden. Ich für meinen Teil wollte nach London zurückkehren. Was sonst konnte ich schon tun? Ich würde warten, bis Shattuck aus dem Unterholz kroch. Er wäre nicht das erste Opfer, auf das ich wartete.
    Bel war nicht glücklich.
    »Heißt das, die Verlobung ist gelöst?«
    »Das stand doch von vornherein fest.«
    Ihr entging mein veränderter Ton nicht. »Was ist los, Michael?«
    »Nichts. Ruf einfach Max an und sag ihm, dass du mit ein bisschen Glück heute Abend wieder zu Hause bist. Sag ihm, du rufst ihn noch einmal aus Glasgow an und lässt ihn wissen, wann genau du ankommst.«
    Also rief sie an. Es dauerte ein bisschen, bis Max abnahm. Dann verdrehte Bel die Augen, und ich wusste, dass es nur der Anrufbeantworter war.
    »Hallo, Dad, ich bin’s. Bleib in Reichweite des Telefons, wenn du wieder da bist. Ich bin wahrscheinlich heute Abend zurück. Ich meld mich noch einmal, sobald ich meine Ankunftszeit weiß. Tschüs.«
    Wir checkten aus dem Hotel aus, aber bevor wir abfuhren, wollte Bel erst noch einmal in den Ort.
    »Wozu?«
    »’n paar Mitbringsel kaufen. Komm schon, Michael, das ist mein letzter Urlaubstag.«
    Ich schüttelte den Kopf, aber dann zogen wir doch los. Während sie shoppte, ging ich am Hafen entlang spazieren. Die Fähre nach Mull hatte gerade abgelegt. Die Insel lag knapp zehn Kilometer vor der Küste, hinter der kleineren Insel Kerrera. Die Sonne schien, und ein paar Bootsverleiher gingen ihrem Geschäft nach, das hauptsächlich darin bestand, für die Videokameras der Touristen zu posieren. Nah beim Hafen gab es ein Hotel, in dem wir versucht hatten, Zimmer zu bekommen. Eine niedrige Mauer lief daran entlang, und ich stemmte mich hoch und genoss einfach nur die Sonne. Dann stand Bel plötzlich vor mir und drückte mir eine große Papiertüte in die Hände.
    »Hier«, sagte sie.
    »Was ist das?«
    »Das Mitbringsel für dich.«
    In der Tüte lag ein dicker Shetlandpullover.
    »Probier ihn an«, forderte sie mich auf. »Wenn er nicht passt, kann ich ihn noch umtauschen.«
    »Sieht gut aus.«
    »Aber probier ihn an!«
    Ich zog das Jackett aus, legte es auf die Mauer

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