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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Wagen. Vermutlich war der vor uns der Handlanger; die Person, mit der ich reden musste, saß wahrscheinlich im schickeren Auto, wahrscheinlich auf dem Rücksitz. Als ich näher kam, summten Fensterscheiben herunter. Die Scheiben waren getönt, die Sitze mit cremefarbenem Leder bezogen. Vom Fahrer konnte ich lediglich den Hinterkopf sehen, aber der Mann im Fond lächelte mich an.
    »Hallo«, sagte er. Er trug keine Sonnenbrille, sondern eine ganz normale und hatte kurzes blondes Haar. Seine Lippen waren schmal, sein Gesicht war mit Sommersprossen übersät. Er sah so aus, als wäre sein Kopf noch nicht ganz erwachsen geworden. Er hatte einen Anzug und ein weißes Hemd an, dessen Manschetten eine kleine Spur zu lang für das Jackett waren. Das Hemd war bis zum Kragen hochgeknöpft, aber er trug keinen Schlips.
    »Guten Morgen«, sagte ich. »Gibt’s ein Problem?«
    Er tat so, als wäre alles in bester Ordnung. »Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns ein paar Minuten Ihrer Zeit opfern könnten.«
    »Meinungsforscher gehen normalerweise nicht so entschlossen vor«, entgegnete ich. Ich dachte: Das ist ein Amerikaner . Arbeitete er für Hoffer? Nein, den Eindruck machte er ganz und gar nicht.
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie und Ihre Freundin einsteigen würden.«
    »Sie meinen, in Ihren Wagen?«
    Sein Lächeln strahlte unvermindert weiter. »Genau das meine ich.«
    Ich zuckte die Achseln. »Worum geht’s?«
    »Das lässt sich in fünf Minuten erklären.« Er hielt eine Hand hoch, Finger und Daumen gespreizt.
    »Sie hätten sich in der Stadt mit uns unterhalten können.«
    »Bitte, steigen Sie einfach ein.«
    Endlich tauchte ein weiteres Fahrzeug aus Richtung Oban auf, ein Volkswagen Kombi mit Wohnwagen. Der Wagen wies ein deutsches Nummernschild auf.
    »Oh-oh«, sagte ich, »hier naht ein internationaler Zwischenfall.«
    Der Dreckskerl lächelte einfach weiter. Wie er aussah, hätte er keine Probleme damit gehabt, für den Rest des Tages den Verkehr aufzuhalten.
    »Ich geh meine Freundin holen«, sagte ich.
    Während ich zu unserem Auto zurücklief, fragte der Fahrer eines vorüberschleichenden Vans, was los sei. Ich zuckte bloß die Achseln. Dann steckte ich den Kopf in den Ford Escort.
    »Bel«, sagte ich, »ich möchte, dass du ganz ruhig bleibst, okay? Hier, nimm die Schlüssel. Ich möchte, dass du den Autoatlas nimmst, dann aussteigst, den Kofferraum aufschließt und unser Gepäck rausholst. Wir wechseln das Auto.«
    Dann hob ich den Regenmantel auf und ging nach vorn zum Maestro. Fahrer und Beifahrer beobachteten mich in ihren Außenspiegeln. Als ich auf sie zukam, öffneten sie beide ihre jeweilige Tür. Ich ging auf die Beifahrerseite, in Deckung vor dem entgegenkommenden Verkehr, und zeigte dem Beifahrer meinen Regenmantel. Er konnte den Lauf der MP sehen.
    »So was kennen Sie bestimmt«, sagte ich. »Jetzt erzählen Sie es Ihrem Partner.«
    »Er hat’ne Knarre«, sagte der Mann. Er war ebenfalls Amerikaner.
    »Wir statten Ihrem Boss einen Besuch ab«, sagte ich und deutete mit der Maschinenpistole an, dass sie aussteigen sollten. Sie gingen vor mir her. Als wir den Kofferraum des Escort erreichten, befahl ich ihnen weiterzugehen. Der Deutsche war aus seinem Auto gestiegen und redete gebrochen, aber hitzig auf den Roverfahrer ein, der ihm, wie es aussah, nicht die geringste Beachtung schenkte.
    Bel hatte unsere zwei Reisetaschen herausgeholt. Ich nahm die eine und sie die andere, dann gingen wir zurück zum Maestro und stiegen ein. Ich startete den Motor, und wir ließen den Schlamassel hinter uns. Bel kreischte vor Erleichterung auf und gab mir einen Kuss auf die Wange.
    »Ich hab mir vorhin fast ins Höschen gemacht!«
    »Hast du die Schlüssel vom Escort?«, fragte ich grinsend. Sie klimperte damit.
    »Dann sitzen die da fest, bis sie ihn entweder von der Straße geschoben oder gelernt haben, wie man auf Deutsch ›Fahren Sie mit Ihrem Wohnwagen zurück‹ sagt.« Ich versuchte, meine Schultern zu entspannen, während ich mich wie ein Rennfahrer über das Lenkrad beugte. »War aber ganz schön knapp«, sagte ich. »Zweimal am selben Tag ist einfach zu knapp.«
    »Glaubst du, die hatten was mit Hoffer zu tun?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Zu aalglatt. Die rochen irgendwie nach Behörde. Man kriegt so eine unverwechselbare Art von Selbstgefälligkeit, wenn man weiß, dass man den ganzen Staat hinter sich hat.«
    »Dann haben die also was mit Prendergast zu tun?«
    Sie hatte mich missverstanden.

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