Bis bald, Sharma!
darauf verzichten. Durch eine Heirat mit mir? Schrecklich! Wir wussten ganz genau, dass er niemals ohne mich zu heiraten, jemals nach Deutschland kommen könnte. Papiere ... Papiere, wie ich dieses Wort hasste. Ich fragte ihn einmal, ob er mich auch noch mal aus Liebe heiraten würde, wenn er schon längst gültige Papiere hätte?
„Aber natürlich, ich liebe dich, ich will dass du meine Frau wirst, ich will mein gan zes Leben mit dir zusammen sein“. Natürlich glaubte ich ihm. Ich wollte ihm glauben.
Er beruhigte mich mit lieben Worten und sagte, dass nur die Zeit seine Liebe zu mir beweisen würde. Das waren gute Worte, ich aalte mich in ihrer Wirkung.
Meine Angst und mein Misstrauen hatten mit mir selbst zu tun.
Und meine Träume offenbarten mir mein angeknackstes Vertrauen. Wie konnte man Vertrauen zu einem Menschen aufbauen? Ich wusste nic ht, wie ich das anfangen sollte. Bei jeder Kleinigkeit kippte ich um und reagierte wie ein armseliger Wurm mit Eifersucht und Argwohn. Ich wusste zu gut, dass ich so unsere Liebe zerstören konnte. Vielleicht wollte ich das sogar, weil ich unbewusst Angst davor hatte, mich in dieser Liebe zu verlieren.
Manchmal stachelte mein kleines Teufelchen mich dazu an, ich solle ihn testen! Ich hatte den wahnwitzigen Gedan ken, die Idee, mir selbst einen anonymen Brief zuzuschicken, der eine Warnung über Sharmas Person enthielt. Ich schrieb:
Hallo, wir kennen den Sharma und wissen, dass er Sie heiraten will. - Aber Vorsicht! - Wir wollen Sie warnen, wir kennen die Wahrheit über diesen Mann. - Er will sie nur heiraten, weil er in Deutschland leben will. - Er ist ein Betrüger. Glauben Sie ihm nicht - er wird Ihr Herz brechen!
Der Schreiber dieses Briefes muss anonym bleiben, sonst bekommen wir große Prob leme! Also, wir haben Sie gewarnt!
Ich schickte mir diesen Brief zwar zu, aber ich brachte es nicht übers Herz, Sharma diesen gemeinen Brief zu zeigen. Ich hätte zwar unheimlich gern seine Reaktion darauf erfahren, aber ich liebte ihn zu sehr und wollte ihn mit dieser großen Lüge nicht verwirren und kaputtmachen. Wenn er wissen würde, dass eine fremde Person, die ihn kennt, mich vor ihm warnte - was ja in Wirklichkeit nicht der Fall war, würde er sich sicher seinen Kopf zermartern, warum Leute so über ihn reden könnten und ihn in dieser grausamen Art verleumdeten. Er würde, falls er wirklich ein sauberes Herz hätte, diese Sache nie mehr vergessen können und immer wieder mit Kummer daran zurückdenken. Den Brief aber an mich abgesandt zu haben, bereitete mir schon Genuss genug. Mein kleiner Teufel in mir! Hahahaha …
Früher hatte ich oft solche grausamen Spiele mit Männern gespielt, um ihre Liebe zu testen. Ich ließ sie stundenlang warten und sagte dann das Treffen ab. Ich behauptete, dass ich sie mit anderen Frauen in Kneipen gesehen hätte und wollte ihre Reaktion sehen und wie sie sich in Widersprü chen wanden. Nach ein paar Wochen oder Monaten ließ ich sie dann wie eine heiße Kartoffel fallen und auch ihr Flehen und Betteln an meiner Tür oder am Telefon interessierte mich nicht. Ich glaube, ich liebte meine Männer früher nicht stark genug, weil ich es fertigbrachte, sie um den Finger zu wickeln, schlecht zu behandeln und dann abzuschieben. Aber jetzt mit Sharma sah ich, dass das Fehlen meiner Grausamkeiten ein gutes Zeichen war, dass ich ihn wirklich mit Haut und Haar liebte und ihn nicht unnötig verunsichern und verletzen wollte. Andererseits hatte ich Angst, dass meine früheren Grausamkeiten jetzt zu mir zurückkommen würden, sich der Spieß quasi umdrehte, und Sharma MICH jetzt schlecht behandeln könnte. Ich wartete tatsächlich darauf und glaubte, dass es geschehen würde, wenn ich ihn dazu ein bisschen anstachelte. Würde er mir einen Giftpfeil zurückschießen? Mich zappeln lassen im Netz der Giftspinne? Manchmal wünschte ich es mir direkt, dass er mich auf perverse Weise schlecht behandelte, damit ich sagen konnte: „Aha, ich hab es gewusst, ich bin seiner Liebe nicht wert, es ist nur gerecht, dass er mich wegschmeißt.
Natürlich wollte ich nicht weggeschmissen werden, ich liebte ihn ja wie verrückt - es war eine schizophrene Situa tion. Wie ein Tiger auf der Jagd lag ich ständig auf der Lauer. Wann würde er mich verletzen? Ich wünschte mir, dass er mich trotzdem sehen wollte, wenn ich ihm sagte, ich könne nicht zu ihm nach Salzburg kommen. Aber seine Reaktion würde sein - das wusste ich sicher: „Ja Jasmin, wie du
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