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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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soviel Distanz wie nötig zwischen mich und den Blutsee. Ich hörte hinter mir das Toben der Flüssigkeit und erwartete schon, dass mächtige Wellen gegen meinen Rücken klatschten und mich nach vorn auf den Boden schleuderten. Es war der reine Horror. So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt: vor dem Blut zu fliehen, das sich in diesem unterirdischen Tempel des Schreckens gesammelt hatte.
    Als ich den Boden des Brunnens erreichte, hatte mich noch keine Welle erwischt. Ich kam mir trotzdem vor, als hätte ich im Blut der längst Verstorbenen gebadet. Diese Welt hier wäre perfekt für Vampire gewesen.
    Nicht nur das Blut verfolgte mich, sondern auch der kalte Hauch. Er hing mir im Nacken wie eine Wand aus Eis. Die Tore einer anderen Welt mussten sich geöffnet haben. Ich glaubte sogar, im Klatschen der Wellen ferne Schreie zu hören, aber die bildete ich mir wohl nur ein.
    Der Blick nach oben! Verdammt, der Ausschnitt war so klein und schien von mir überhaupt nicht erreicht werden zu können.
    Als ich auf der zweituntersten Stufe stand, warf ich einen Blick zurück. Ich hatte die Lampe noch eingeschaltet. Jetzt bekam ich mit, wie die Flut aus dem Gang strömte und dabei gewaltige Wellenberge warf, die gegen das Gemäuer klatschten.
    Die Lampe aus und hoch. Es war ein Klettern gegen die Zeit. Ich konnte mir vorstellen, dass das Blut schneller stieg, als ich kletterte, aber ich schaute nicht zurück, denn jede Sekunde war kostbar.
    Greifen, treten – greifen, treten. Nur nicht den Rhythmus verlieren. Nur nicht abrutschen. Wenn ich in die Masse hineinfiel, dann war ich verloren.
    Ich setzte den Kampf fort. Die Kälte blieb, der Blutgeruch und der Geschmack blieben auch, aber das Blut erreichte mich nicht. Über mir wurde das helle Viereck der Hoffnung allmählich größer.
    Kurz vor dem Ende des Schachts fiel mir wieder mein Freund Bill ein. Ich hätte ihn eigentlich oben am Rand sehen müssen. Ich erwartete, dass er mir die Hand reichte, um mir über den Rand des Brunnens nach draußen zu helfen, aber er war nicht da. Verbissen drückte ich mich in die Höhe. Ich sah die letzten Sprossen schon vor mir, zählte sie ab, und trotzdem kam mir der Rand noch meilenweit entfernt vor.
    Wenn ich hochblickte, verschwamm die Umgebung vor meinen Augen. Sie wurde zu einem roten wallenden Tuch, das aber nichts mit dem Blut zu tun hatte, dessen Masse innerhalb des Schachts immer höher stieg.
    Es war der Kampf gegen die Erschöpfung. Ich wollte ihn nicht verlieren, riss mich noch einmal zusammen und mich mit einem letzten Klimmzug bis zum Rand des Brunnens hoch.
    Andere Luft. Hitze! Das grelle Licht der Sonne. Ich war wie ein Mensch, der es geschafft hatte, den düsteren Kammern der Hölle endgültig zu entkommen.
    Mein rechtes Bein hob ich zuerst unter unsäglichen Mühen an, legte es auf den Rand und konnte mich so für einen Moment ausruhen. Dann rutschte ich weiter, zog dabei auch das andere Bein nach, lag auf dem Rand und rollte mich nach rechts.
    Wäre ich ein Filmheld gewesen, ich wäre aufgesprungen und hätte womöglich noch die Krawatte zurechtgezupft. Doch ich war ein Mensch, der sich leer und ausgepumpt fühlte und froh sein konnte, der unheimlichen Masse entwischt zu sein.
    Nichts ist unendlich im Leben. Auch mein Zustand hielt nicht ewig an. Es gelang mir wieder, klarer zu denken. Auch meine Sinne funktionierten besser. Ich hörte noch das Rauschen, aber das war eher ein Echo in meinem Kopf. Mit dem Blut hatte es weniger zu tun.
    Meine Sinne waren da, das Denken ebenfalls – und mir fiel wieder ein Name ein. Bill Conolly!
    Der Gedanke an ihn versetzte mir einen Stich. Was war passiert? Bill Conolly war jemand, auf den man sich hundertprozentig verlassen konnte. Wenn er jetzt nicht da war, dann hatte das einen triftigen Grund.
    Schon wieder schrillte die Alarmsirene in meinem Kopf. Auch wenn wir die Gegner nicht sahen, sie sahen uns, und genau das störte mich gewaltig.
    Etwas war hier faul!
    Bei diesem Gedanken wollte ich mich erheben und hatte die Arme bereits angewinkelt, um die Hände abzustützen, als es passierte. Ich hörte die Schritte. Sie knirschten auf dem mit kleinen Steinen bedeckten Boden. Sie wurden auch lauter, und dann hörte ich sie dicht neben meinem rechten Ohr.
    Das ist nicht Bill, durchfuhr es mich.
    Ich wollte aufspringen, doch die Bewegung erstarrte schon im Ansatz. Etwas Kaltes drückte gegen meinen Nacken. Es war nicht nur kalt, sondern auch rund.
    Die Mündung einer Pistole.
    Und eine

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