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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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sitzen wir womöglich für immer hier fest. Vol er Sehnsucht blicke ich zu dem schwachen bunten Flackern hoch oben auf und frage mich, ob ich einen Fehler gemacht habe.
    Zumindest ist Jareth bei mir, denke ich, und werfe einen verstohlenen Blick auf meinen Exfreund. Mit ihm bin ich nicht allein. Auch wenn er sich betont gleichgültig gibt, weiß ich doch, dass ihm mein Wohlergehen immer noch am Herzen liegt.
    »Kommt«, treibt Fitter uns ungeduldig an und zeigt auf einen schmalen, niedrigen Tunnel, der in die totale Finsternis hineinführt. »Uns läuft die Zeit davon.«
    Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche, all meinen Mut zusammmenzu-nehmen. Danke sage ich mir, dass ich diese Nummer mit dem dunklen Tunnel doch schon kenne – erst gestern war ich tief unten in der Kanalisation von New York City und da sah es auf den ersten Blick auch nicht anders aus. Aber irgendwas an diesem Tunnel hier jagt mir trotzdem eine Heidenangst ein. Viel eicht liegt es an den unheimlich leuchtenden purpurnen Ranken-gewächsen, die an den Wänden emporklettern. Oder an der glühend heißen Luft um uns herum. Oder an dem Schwefelgestank, der mir in die Nase beißt.
    Nein, es sind wohl eher die durchdringenden Schmerzensschreie, die durch den Tunnel hal en, die mich am meisten ängstigen.
    »Das wird schon«, flüstert Jareth mir ins Ohr.
    Ich zucke zusammen, weil ich nicht bemerkt habe, dass er so nah bei mir steht. »Ich bleibe dicht hinter dir.«
    Dankbar wil ich ihn anlächeln, aber da hat er sich schon wieder abgewandt. Trotzdem fühle ich mich etwas besser, als ich jetzt die ersten zaghaften Schritte hinein ins Dunkle mache. Aus der Ferne dringen weiterhin Ächz-und Stöhnlaute von den Dauerbewohnern dieser Anstalt an mein Ohr.
    Ich schlucke, beschleunige meinen Gang und versuche, mir klarzumachen, dass meine Schwester gerade wahrscheinlich zehnmal so viele Ängste ausstehen muss wie ich. Viel eicht hat sie sogar Schmerzen, genau wie die Person, die da gerade schreit.
    Ich darf mich nicht von meiner eigenen Angst lähmen lassen, sodass ich am Ende nicht mehr dazu in der Lage bin, das zu tun, was getan werden muss.
    »Nein! Ich kann das nicht!«
    Geduckt drehe ich mich um und sehe Race am Eingang des Tunnels stehen, mit einem panischen Gesichtsausdruck.
    »Was ist los, Rockstar?«, fragt Jareth verächtlich.
    Race starrt ihn finster an und fährt sich mit der Hand nervös durch seine stylisch zer-zausten Haare. »Nichts. Ich mag einfach keine engen Räume, okay?«, gesteht er und wird dunkelrot dabei. Ich bemerke, dass dieses kleine Eingeständnis ihn fast umbringt. Besonders vor Jareth. Er muss super-klaustrophobisch sein, um das l aut zuzugeben.
    Jareth grinst selbstzufrieden und sieht so froh aus wie schon lange nicht mehr. »Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht mitzukommen brauchst. Was hast du denn erwartet? Einen roten Teppich?«
    »Hey AC/DC hat wenigstens einen Highway in die Höl e versprochen«, mault Race.
    »Nicht so einen verdammten Trampelpfad, der offensichtlich mal für Hobbits angelegt wurde.« Dann holt er tief Luft und wirft einen forschenden Blick in Richtung Himmel. »Gibt es irgendeinen Weg zurück nach oben? Ich glaube nämlich, ich habe meinen Lockenstab im Bus angelassen. Es wäre mir sehr unangenehm, wenn das ganze Ding in Flammen aufgehen würde, zumal mein Manager mich sowieso schon für einen heimlichen Pyromanen hält und . . .«
    »Tja, Pech für dich«, spotte ich. »Du hast nur eine einfache Fahrt gelöst, mein Lieber. Die einzige Möglichkeit, hier wieder rauszu-kommen, besteht darin weiterzugehen.«
    »Keine Sorge, Rockstar«, fügt Jareth hinzu.
    »Ich gebe dir Rückendeckung.«
    »Na, das ist ja verdammt tröstlich«, brummt Race. »Solange du mir von hinten keinen Pflock reinrammst.«
    »Garantieren kann ich für nichts.«
    »Okay, das reicht!«, unterbreche ich die beiden, weil wir sonst noch die ganze Nacht hier stehen werden. »Race, komm, ich nehme deine Hand, okay? Meinst du, dann geht es besser?«
    Er überlegt kurz. »Meiner Hand geht es dann sicher besser. Aber was ist mit dem Rest von mir? Viel eicht könntest du . . .«
    Ich verdrehe die Augen. »Das ist mein letztes Angebot. Nimm es an oder lass es bleiben.«
    Schnell packt Race meine Hand und ich zerre ihn hinter mir her durch den Tunnel.
    Jareth folgt dicht hinter uns. Es ist so höl endunkel, dass ich die Hand (die andere) nicht vor Augen sehen kann, geschweige denn Fitter, der schon ein gutes Stück vorge-laufen ist. Aber

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