Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
sechzehn sei. Er hat mich verfolgt, nach der Schule und nach der Arbeit. Er hat gesagt, er würde auf mich aufpassen, und ich sollte ihm dankbar sein. Dann hat er das mit meinen Spielschulden herausgefunden.
Er hat sie bezahlt, dachte wohl, ich würde das als Gefallen ansehen und mich deshalb seiner Gruppe anschließen wollen. Er hat es einfach nicht kapiert – ich wollte nur, dass er verschwand. Als ich ihm sagte, ich würde meinen Vater dazu bringen, ein Kontaktverbot gegen ihn zu verhängen, hat er mich in das Lagerhaus geschleppt, mich gefesselt und mir das Brandzeichen verpasst. Er hat gesagt, das wäre der einzige Weg, wie er mich schützen könnte. Eines Tages würde ich es verstehen und ihm dafür danken.« Der Tonfall von Scotts Stimme sagte mir, dass dieser Tag niemals kommen würde.
»Hört sich an, als sei er ganz besessen von dir.«
Scott schüttelte den Kopf. »Er denkt, ich hätte ihn hintergangen. Meine Mutter und ich sind hierhergezogen, um ihm zu entkommen. Sie weiß nichts von der Nephilimgeschichte oder vom Brandzeichen, sie denkt einfach, er sei ein Stalker. Wir sind umgezogen, aber er will mich nicht entkommen lassen, und er will auch nicht, dass ich den Mund aufmache und von seinem Geheimkult erzähle.«
»Weiß er, dass du in Coldwater bist?«
»Keine Ahnung. Deshalb brauche ich den Ring. Als er mit dem Brandmarken fertig war, hat er mir den Ring gegeben. Er sagte, ich müsste ihn behalten und andere Mitglieder finden, um sie zu rekrutieren. Er hat mir gesagt, ich dürfte ihn nicht verlieren. Es würde etwas Schlimmes passieren, wenn ich ihn verlöre.« Scotts Stimme zitterte leise. »Er ist verrückt, Nora. Er könnte mir alles Mögliche antun.«
»Du musst mir helfen, ihn zu finden.«
Er kam zwei Schritte näher. »Vergiss es. Ich werde ihn nicht suchen gehen.« Er streckte die Hand aus. »Jetzt gib mir den Ring. Hör auf, Zeit zu schinden. Ich weiß, dass er hier ist.«
Ohne nachzudenken, drehte ich mich um und rannte weg. Ich knallte die Badezimmertür hinter mir zu und schloss ab.
»Das wird allmählich langweilig«, sagte Scott durch die Tür hindurch. »Mach auf.« Er wartete. »Glaubst du, dass mich diese Tür aufhalten kann?«
Das glaubte ich nicht, aber ich wusste auch nicht, was ich sonst machen sollte. Ich drückte mich an die hintere Wand des Badezimmers, und da sah ich das Schälmesser auf der Ablage liegen. Ich bewahrte es im Badezimmer auf, um Kosmetikpackungen aufzuschneiden und Etiketten leichter von meinen Kleidern abschneiden zu können. Ich nahm es, mit der Klinge nach vorn.
Scott rammte seinen Körper gegen die Tür und stieß sie auf, knallte sie gegen die Wand.
Wir standen uns gegenüber, und ich richtete das Messer auf ihn.
Scott kam auf mich zu, riss mir das Messer aus der Hand und richtete es auf mich. »Na, und wer hat jetzt das Sagen?«, sagte er höhnisch.
Der Flur hinter Scott war dunkel, Licht aus dem Badezimmer fiel auf die ausgeblichene Blumentapete im Flur. Der Schatten bewegte sich so vorsichtig die Tapete entlang, dass ich ihn beinahe übersah. Rixon tauchte hinter Scott auf, in der Hand den Ständer der Messinglampe, die meine Mutter auf dem Tisch im Eingang stehen hatte. Er zog Scott die Lampe mit einem vernichtenden Schlag über den Kopf.
»Uuff«, blubberte Scott und wankte herum, um zu sehen, was ihn erwischt hatte. Reflexartig riss er das Messer hoch und hieb blind um sich.
Das Messer traf nicht, und Rixon schmetterte die Lampe auf Scotts Arm, woraufhin der das Messer in dem Moment fallen ließ, als er seitwärts an der Wand zusammenbrach. Rixon trat das Messer auf den Flur hinaus, außer Reichweite. Er rammte seine Faust in Scotts Gesicht. Blut spritzte an die Wand. Rixon schlug wieder zu, und Scott rutschte die
Wand herunter, bis er zusammengesunken auf dem Boden saß. Rixon griff ihn am Kragen und hielt ihn lang genug aufrecht, um einen dritten Schlag zu platzieren. Scotts Augen rollten nach hinten.
»Rixon!«
Ich wandte mich von der gewalttätigen Szene ab, als ich Vees hysterische Stimme hörte. Sie kam die Treppe herauf, benutzte das Geländer, um schneller anzukommen. »Hör auf, Rixon. Du bringst ihn noch um!«
Rixon ließ Scotts Kragen los und trat zurück. »Patch würde mich umbringen, wenn ich es nicht täte.« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf mich. »Bist du okay?«
Scotts Gesicht war blutüberströmt, und bei dem Anblick drehte sich mir der Magen um. »Ich bin okay«, sagte ich benommen.
»Bist du sicher?
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