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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Duschvorhangs zum Trocknen. Auf der anderen Seite des Fensters verästelten sich Blitze am Himmel, und Donner tobte, als würde er auf dem Dach entlangstampfen.
    Ich war schon bei mehreren Unwettern allein im Farmhaus gewesen, aber ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt. Das Gewitter heute Nachmittag war da keine Ausnahme. Vee sollte jetzt eigentlich hier sein, sollte hier übernachten, aber sie hatte beschlossen, sich noch für ein paar Stunden mit Rixon zu treffen, weil sie ihm vorhin abgesagt hatte. Ich wünschte mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen und ihr sagen, ich würde Scott allein verfolgen, wenn sie dafür versprach, mir heute Abend im Farmhaus Gesellschaft zu leisten.
    Die Badezimmerlampen flackerten zweimal. Das war die einzige Warnung für mich, bevor sie verloschen und mich in schattiger Dunkelheit stehenließen. Regen trommelte gegen die Fenster und floss in Strömen daran herunter. Ich stand einen Augenblick still und wartete, ob der Strom vielleicht zurückkäme. Der Regen wurde zu Hagel, der die Fensterscheiben so hart traf, dass ich befürchtete, das Glas würde brechen.
    Ich rief Vee an. »Bei mir ist gerade der Strom ausgefallen.«
    »Ja, hier sind auch die Straßenlaternen ausgegangen.«
    »Hast du Lust zurückzufahren und mir Gesellschaft zu leisten?«
    »Lass mal überlegen. Hmm … ich glaube, nicht besonders. «
    »Du hast mir versprochen, hier zu schlafen.«
    »Ich habe auch Rixon versprochen, mich mit ihm bei Taco Bell zu treffen. Ich werde ihn nicht zweimal an einem Tag versetzen. Gib mir ein paar Stunden, dann bin ich ganz die deine. Ich ruf dich an, wenn’s so weit ist. Ich bin ganz sicher vor Mitternacht bei dir.«
    Ich legte auf und dachte scharf nach, versuchte mich zu erinnern, wo ich zuletzt die Streichhölzer gesehen hatte. Es war zwar nicht so dunkel, als dass ich Kerzen gebraucht hätte, um etwas zu sehen; aber mir gefiel die Idee, die Wohnung so weit zu erhellen wie möglich, besonders weil ich allein war. Licht war eine Möglichkeit, die Monster meiner Einbildungskraft fernzuhalten.
    Auf dem Esstisch waren Kerzen, erinnerte ich mich, wickelte mich in ein Handtuch und ging die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Und es lagen Kerzen in der Schublade. Aber wo waren die Streichhölzer?
    Ein Schatten bewegte sich in den Feldern hinter dem Haus, und ich drehte meinen Kopf abrupt in Richtung Küchenfenster. Der Regen lief die Scheiben hinab und verzerrte die Welt draußen. Ich trat näher, um besser sehen zu können. Doch was auch immer ich gesehen hatte, es war weg.
    Ein Kojote, sagte ich mir, und spürte einen plötzlichen Adrenalinschub. Nur ein Kojote.
    Das Küchentelefon klingelte, und ich griff danach, teils weil ich mich erschreckt hatte, teils weil ich eine menschliche Stimme hören wollte. Ich betete, dass es Vee war, die anrief um mir zu sagen, dass sie ihre Meinung geändert hätte.

    »Hallo?«
    Ich wartete.
    »Hallo?«
    Statisches Rauschen, sonst nichts.
    »Vee? Mom?« Am Rande meines Gesichtsfelds sah ich noch einen Schatten durch die Felder huschen. Ich atmete tief ein, um mich zu beruhigen. Dann sagte ich mir, dass es absolut unmöglich war, dass ich in irgendeiner echten Gefahr schwebte.
    Patch war vielleicht nicht mehr mein Freund, aber er war immer noch mein Schutzengel. Wenn es Probleme gäbe, wäre er hier. Aber noch während ich das dachte, fragte ich mich, ob ich überhaupt noch bei irgendetwas auf Patch zählen konnte.
    Er muss mich hassen, dachte ich. Er will bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben. Wahrscheinlich ist er immer noch wütend, und deshalb hat er gar nicht versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen.
    Das Problem bei diesem Gedankengang war, dass er mich nur wieder wütend machte. Hier stand ich und machte mir Sorgen um ihn, aber aller Wahrscheinlichkeit nach machte er sich keine Sorgen um mich, wo immer er auch sein mochte. Er hatte gesagt, er würde meine Entscheidung, Schluss zu machen, nicht einfach so hinnehmen, aber genau das hatte er getan. Er hatte nicht gesimst oder angerufen. Er hatte nichts getan. Und es war ja nicht so, dass er keinen Grund gehabt hätte. Er könnte genau in dieser Minute an meine Tür klopfen und mir sagen, was er vor zwei Nächten bei Marcie gemacht hatte. Er könnte mir erzählen, warum er weggefahren war, als ich ihm gesagt hatte, dass ich ihn liebte.
    Ja, ich war wütend. Nur dass ich dieses Mal etwas daraus machen würde.
    Ich knallte den Hörer auf die Gabel und durchsuchte mein
Handy nach Scotts Nummer.

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