Bis das Glück mich findet
hatte, versuchte, die Gemüter zu beschwichtigen. »Es ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für so eine Diskussion.«
»Mein Bruder war immer schon ein Angeber«, zischte June wütend. »Und dieses arrogante Getue. Hat sich für klüger als alle anderen gehalten. Und wir müssen jetzt die Suppe auslöffeln.«
»Halt den Mund, June.« Emmas Stimme klang überhaupt nicht mehr sanft, und sowohl Kelly als auch Dominique zuckten zusammen. »Wenn du es nicht schaffst, ihm jetzt die Stange zu halten, dann verzieh dich besser.«
Das Telefon klingelte erneut. Alle starrten es einen Moment lang gebannt an, bis Greg aufstand und abnahm.
»Ja«, sagte er. »Verstehe.«
Er legte auf und wandte sich an Dominique und Kelly. »Im Dubliner Haus ist er nicht«, sagte er. »Es gibt nicht die geringste Spur von ihm.«
Dominique hätte sich durch Gregs Auskunft gern erleichtert gefühlt. Doch das Einzige, was sie spürte, war, dass ihre Anspannung weiter wuchs bei der Frage, wo er sein könnte und was er gerade machte. Oder was er getan haben könnte. Ein Frösteln ging durch ihren Körper, und Kelly legte ihr den Arm um die Schultern.
»Also«, sagte Emma schließlich in die Stille, »wenn er nicht in Dublin ist, wo, zum Teufel, ist er dann?«
»Frankreich, vielleicht?« Dominique hob den Kopf, ihr Gesicht war aschfahl. »In dieser neuen Wohnanlage? Oder London? Barbados?«
»Wir werden wohl oder übel mit dem Insolvenzverwalter reden müssen«, sagte Greg. »Und auch mit der Polizei. Er muss gefunden werden.«
»Was, wenn er nicht gefunden werden will?«, fragte Kelly leise. »Was ist dann?«
Aber niemand wusste eine Antwort auf diese Frage.
Kapitel 16
N ur weil Brendan sich bis jetzt nicht gemeldet hat, kann man doch nicht davon ausgehen, dass er einfach auf und davon ist, ohne eine Spur zu hinterlassen, dachte Dominique. Alle reagierten total übertrieben. Er würde schon wieder auftauchen. Das hatte er bisher immer getan. Aber diesmal würde er ihre geballte Wut zu spüren bekommen, schwor sie sich, dafür, dass er ihr und der ganzen Familie so viel Kummer und Sorgen bereitete.
Wahrscheinlich befand er sich gerade in einem harten Verhandlungsgespräch, von dem er sich nicht einfach loseisen konnte, und versuchte alles Mögliche, um diese Liquidation, von der alle redeten, doch noch abzuwenden. Er hatte sein Handy ausgeschaltet, weil er nicht gestört werden wollte, und das war auch der Grund, weshalb er sie nicht anrief. Er würde zu gegebener Zeit schon wieder auftauchen und sich bei ihr melden. Was immer schiefgelaufen war, was immer die Probleme waren, Brendan würde alles wieder ins Lot bringen. Das hatte er immer getan.
Sie hatte einen Kloß im Hals und musste schlucken. Und wenn er es diesmal nicht tat? Was wäre, wenn die anderen recht hatten? Wenn er sich auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht hatte? Wie würde sie dann reagieren? Der Gedanke, ihn zu verlieren, war schlicht unerträglich für sie. Sie konnte mit dem Verlust der Firma leben, selbst mit dem Verlust von viel Geld, aber sie durfte auf keinen Fall Brendan verlieren. Ohne ihn war sie ein Nichts. Weder Charity-Queen noch Glamour-Gattin. Ein Niemand. Er war das Fundament, auf dem ihr ganzes Leben aufgebaut war, ohne ihn konnte sie nicht leben.
Er hatte sie nicht verlassen. Das würde er nicht tun. Konnte er nicht getan haben. Früher oder später würde er anrufen. Sie brauchte einfach nur abzuwarten.
Aber das Warten war anstrengend, besonders weil die Geschichte von dem Zusammenbruch von Delahaye Developments und seiner Tochterunternehmen inzwischen die Schlagzeilen beherrschte und Reporter und Fernsehkameras vor dem Hauptsitz der Firma in Cork Stellung bezogen hatten und für einen beständigen Fluss von Spekulationen und Mutmaßungen sorgten.
»Ich begreife nicht, wie man einfach solche Sachen behaupten kann«, sagte sie verzweifelt, als einer der Reporter im Fernsehen andeutete, Brendan habe massive Spielschulden. »Er ist so vorsichtig. Er spielt nicht. Diese Leute haben keine Ahnung, wovon sie reden.«
Ein paar Stunden zuvor hatte sie ihre Eltern angerufen, um sie über das Geschehen zu informieren. Evelyn reagierte mit Bestürzung auf die schlechte Nachricht, die Dominique ihr erzählte.
»Heißt das, du weißt nicht, wo er ist?«, fragte sie zum fünften Mal.
»Genau.«
»Und sonst weiß es auch keiner?«
»Nein.«
»Dann musst du zum heiligen Antonius beten.«
»Wie bitte?«
»Er hilft einem, Sachen
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