Bis das Glück mich findet
deiner Tochter, und da Kelly von ihrem Daddy nach Strich und Faden verwöhnt wird, brauchen wir uns um sie wohl keine Sorgen zu machen. Ich wette, er hat eine hübsche Summe in einem Treuhandfonds für sie angelegt, während wir anderen ruiniert sind.«
»June!« Diesmal war es Greg, der laut geworden war. »Du machst wirklich alles nur noch schlimmer. Ich weiß, es ist eine stressige Zeit für dich. Aber wenigstens hast du deine Familie um dich herum. Brendan dagegen ist verschwunden.«
June blickte trotzig in die Runde. »Brendan hat sich alles, was passiert ist, selbst zuzuschreiben. Und er hat sich mit dem Geld anderer Leute aus dem Staub gemacht, und das ist eine Tatsache, vor der ihr alle bequem die Augen verschließt. Barry und ich, wir sind die unschuldigen Leidtragenden.«
»Domino und Kelly sind auch unschuldige Leidtragende.«
June machte den Mund auf zu einer Erwiderung, überlegte es sich jedoch anders.
»Bitte geh jetzt«, sagte Dominique müde. »Ich weiß, du bist durcheinander und bestürzt. Ich weiß, manches, was du da von dir gibst, meinst du gar nicht so. Aber einiges schon, und ich ertrage es jetzt einfach nicht, mir das anzuhören. Also geh.«
»Na gut«, erwiderte June eingeschnappt. »Ich muss jetzt sowieso zu den Kindern und mit ihnen reden. Barry ist immer noch im Büro mit Matthew und dem Insolvenzverwalter, oder wer auch immer inzwischen das Sagen hat. Barry ist nämlich derjenige, der jetzt in der Schusslinie steht.«
Dominique nickte. »Ja, und das tut mir auch sehr leid.«
»Du kannst nichts dafür, Dominique«, sagte Emma. Sie schaute auf die Uhr. »Ich mach mich jetzt auch auf den Weg, muss mal nachsehen, ob zu Hause alles in Ordnung ist. Ich komme später wieder.«
»Was machst du mit Lugh?«
»Ich bring ihn zu Lily, das ist kein Problem.«
»Danke, Emma.«
»Ist schon okay.« Emma schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln. »Ich bin bald wieder da.«
Das Haus wirkte leer, nachdem Emma und June gegangen waren. Greg bot sich an, Tee zu machen, und ging in die Küche. Dominique blieb auf der Couch sitzen und starrte mit leerem Blick vor sich hin, während Kelly mit ihrem Handy zugange war, SMS las und selbst welche verschickte.
»Machst du dir Sorgen?«, fragte Kelly. Ihr Handy war vorübergehend verstummt.
»Selbstverständlich.«
»Was meinst du, was mit Dad passiert ist?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Und was wird nun aus uns?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Ich meine, man liest ja öfter, dass Leute alles verloren haben. Aber das wird uns doch nicht passieren, oder? Es ist doch nicht unsere Schuld, dass das Unternehmen Pleite gemacht hat. Und ich wette, dass Dad auch keine Schuld trifft. Ich glaube einfach nicht, dass er die Leute betrogen hat. Das würde er nie tun, meinst du nicht auch?«
»Natürlich nicht. Wenn wir ihn wiedergefunden haben, können wir uns um die Zukunft der Firma und alles andere Gedanken machen. Aber bis dahin ist er das Einzige, was zählt.«
»Es ist ihm nichts passiert«, sagte Kelly. »Ich weiß es.«
»Ich weiß es auch«, erwiderte Dominique, auch wenn sie sich nicht sicher war, wen sie mit diesen Worten trösten wollte – sich selbst oder ihre Tochter.
Die Gardai, wie die Polizeibeamten in der Republik Irland genannt werden, kamen zu ihnen ins Haus. Detective Inspector Peter Murphy hatte einen Durchsuchungsbeschluss. Dominique hatte noch nie in ihrem Leben so ein Schreiben gesehen. Fassungslos starrte sie darauf.
»Vielleicht sollten wir uns einen Rechtsanwalt besorgen, Domino«, meinte Greg. »Ehe wir den Beamten erlauben, durch das ganze Haus zu trampeln.«
»Der Durchsuchungsbeschluss ist korrekt«, erklärte Peter Murphy. »Wir sind befugt, alle Räumlichkeiten zu durchsuchen, und das werden wir jetzt tun. Sie können natürlich ihren Rechtsanwalt anrufen – ich halte das übrigens für eine gute Idee –, aber damit können Sie die Hausdurchsuchung nicht verhindern.«
»Lass sie suchen«, sagte Dominique zu Greg. »Wenn sie etwas entdecken, das uns bei der Suche nach Brendan helfen könnte, hätte es ja was Gutes.«
»Vielleicht.« Greg war immer noch skeptisch. »Aber …«
»Das geht in Ordnung«, erklärte Dominique dem Beamten. »Tun Sie Ihre Arbeit.«
Dominique kam sich vor wie in einem schlechten Film, als die Beamten sich die Zimmer vornahmen. Sie waren äußerst korrekt und höflich und gingen sehr systematisch vor, dennoch zerlegten sie quasi Brendans Büro und nahmen alle Akten mit. Während der ganzen
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