Bis das Glück mich findet
retten, was noch zu retten ist. Versucht, irgendwo Geld aufzutreiben. Deswegen ist er auch nicht nach Hause gekommen. Deshalb hat er sich nicht gemeldet. Er hätte es mir gesagt, wenn etwas passiert wäre. Ich weiß es.«
»Domino, seit gestern Nachmittag, als er dieses Gespräch mit der Bank hatte, war er für niemanden mehr zu erreichen. Offensichtlich ist es nicht gut gelaufen, denn er hat angeblich wütend den Raum verlassen. Niemand weiß, wo er steckt.« Sie musste schlucken. »Barry hat die Polizei eingeschaltet.«
Dominique war wie vom Donner gerührt. »Warum?«
»Brendan weiß offenbar schon seit einiger Zeit, dass das Unternehmen in einer Krise steckt«, sagte Emma unglücklich. »Und über seine eigene Situation weiß er auch bestens Bescheid. Er muss großen Stress gehabt haben. Wir machen uns Sorgen, dass …«
»Dass was?«
»Nun ja, dass er sich abgesetzt hat«, sagte Emma.
»Abgesetzt?« Dominique machte ein verwirrtes Gesicht. »Wohin?«
»Das ist es ja«, erwiderte Emma. »Wir haben keine Ahnung. Aber wir müssen es unbedingt herausfinden. Er darf sich jetzt der Verantwortung nicht entziehen. Er kann nicht einfach abhauen.«
Als das Telefon erneut klingelte, riss es Dominique förmlich von ihrem Stuhl. Aber es war Kelly. Dominique hatte gleich nach dem Gespräch mit Emma versucht, sie telefonisch zu erreichen, aber Kelly hatte ihr Handy ausgeschaltet. Dominique hatte ihr zwar eine SMS geschickt, dennoch erfuhr Kelly in einer Sondermeldung im Radio vom Zusammenbruch des väterlichen Unternehmens. Der Sender hatte davon Wind bekommen, noch ehe ihr Interview mit Norah gesendet werden würde, und Stephen, der Produzent, hatte Kelly gefragt, ob sie am Vortag zufällig auch Dominique interviewt hätte. Als Kelly angewidert mit einem Nein geantwortet hatte, war seine Enttäuschung nicht zu übersehen gewesen.
»Du musst jetzt heimkommen«, sagte Emma, die eilig ans Telefon gegangen war, um Dominique zuvorzukommen. »So schnell wie möglich.«
Kelly traf zur gleichen Zeit wie Greg im Haus ein, der ebenfalls von Emma alarmiert worden war, und ein paar Minuten vor June, die im Haus ihrer Eltern gewesen war.
»Draußen vor dem Tor sind Reporter«, verkündete June aufgelöst, während sie, ein Wirbel aus klirrenden Armreifen und schwerem Parfum, ins Wohnzimmer stürmte. »Hier bei euch und auch vor Mums Haus. Wahrscheinlich lauern sie inzwischen auch schon vor unserem. Wie die Geier sind diese Leute, bedrängen uns mit Fragen.«
»Welche Fragen?«, wollte Emma wissen.
»Ob wir etwas über Brendan erfahren haben. Ob er mit dem Firmenvermögen durchgebrannt ist. Ob wir uns Sorgen machen, es könnte ihm etwas zugestoßen sein. Nach dir haben sie auch gefragt, Domino.«
»Mum?« Kelly setzte sich neben Dominique. »Müssen wir uns Sorgen machen, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte?«
»Nein.« Dominiques Unterlippe zitterte, aber ihre Stimme war fest. »Alles kommt wieder in Ordnung. Deinem Dad wird nichts passieren. Er ist dabei, einen Ausweg zu finden. Das weiß ich.«
Aber war Brendan wirklich gerade damit beschäftigt, eine Lösung zu suchen?, fragte sich Dominique insgeheim. Oder hatte er sich einfach still und heimlich davongemacht? Doch ein derartiges Verhalten wäre völlig untypisch für ihn. Normalerweise wurde er mit allen Widrigkeiten fertig, die das Leben ihm bescherte. Er war verlässlich … Dominique spürte, dass sie Kopfschmerzen bekam, und presste die Finger gegen die Schläfen.
»Ich fasse es nicht, dass er uns so etwas angetan hat.« June, die in einen der üppig gepolsterten Sessel gesunken war, war kreideweiß im Gesicht.
»Noch hat er dir überhaupt nichts angetan«, versetzte Dominique gereizt.
»Er hat uns in den Bankrott getrieben« erwiderte June. »Uns alle. Die Existenz von jedem von uns ist eng mit dieser Firma verknüpft, und er hat uns alle ruiniert.«
»Wie kommst du auf die Idee, dass ihr ruiniert seid, Tante June?«, fragte Kelly. »Onkel Barry ist doch nur ein Angestellter in der Firma, nicht wahr? Und er hat bis jetzt sehr gut verdient. Wie könnte es euch da schlecht gehen?«
»Werd mir ja nicht frech, junge Dame«, konterte June. »Dein Vater, der Barry dazu überredet hat, sich an allen möglichen Projekten zu beteiligen, schuldet Barry eine Menge Geld.«
»Ja, aber …«
»Du hast keine blasse Ahnung, wovon du redest, also versuche bitte nicht, ihn in Schutz zu nehmen«, sagte June.
»June.« Greg, der sich ebenfalls neben Dominique gesetzt
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