Bis das Glück mich findet
–, »dass er seine ganzen Sachen mitgenommen hat.«
»Ich weiß«, sagte Kelly niedergeschlagen. »Aber das heißt noch lange nicht, dass er keinen Plan hat. Oder dass er nicht mit uns reden will.«
»Mag sein.« Dominique legte ihrer Tochter den Arm um die Schultern. »Ich wünsche mir ja auch, dass er mit uns Kontakt aufnimmt.«
Kelly ging nach oben in ihr Zimmer, ließ sich voll bekleidet auf ihr Bett fallen und schlief sofort ein. Greg und Dominique blieben noch eine Weile auf der Couch im Wohnzimmer sitzen. Im Hintergrund lief der Fernseher, aber für Nachrichtensendungen war es schon zu spät. Und das Telefon war ebenfalls verstummt. Dominique hatte das Gefühl, in einer anderen Realität zu leben, abgeschnitten vom wirklichen Leben. Irgendwo da draußen war Brendan und strickte an einem Plan. Aber wie immer dieser Plan aussah, sie und Kelly waren darin offenbar nicht vorgesehen. Er hatte sie beide im Stich gelassen, ohne ein Wort der Erklärung, obwohl er ganz genau wusste, dass sein Verschwinden wie eine Bombe einschlagen würde. Er hatte das Ganze geplant und sie nicht vorgewarnt. Und das war eine Sache, die sie weder verzeihen noch begreifen konnte. Was auch geschehen war, wie ernst seine Probleme auch waren, es war doch nicht zu viel verlangt, von ihm zu erwarten, dass er sich seiner Frau anvertraute, oder?
»Alles okay mit dir?«, brach Greg das Schweigen, das zwischen ihnen entstanden war.
Dominique lachte gequält auf. »Klar. Alles bestens.«
»Domino …«
»Er hat das alles geplant«, sagte sie. »Schon lange geplant. Er hat uns verlassen.« Sie presste die Zähne zusammen. »Und uns hat er auch ruiniert.«
»Das kann man doch jetzt noch gar nicht wissen, Domino.«
»Ich weiß, dass er fort ist. Ich weiß, dass die Firma pleite ist. Mehr brauche ich, glaube ich, nicht zu wissen.«
»Ich bin sicher, dass er versucht, einen Ausweg zu finden«, sagte Greg.
»Das habe ich anfangs auch geglaubt. Aber jetzt …«
»Du musst dich hinlegen.« Greg war die Erschöpfung in ihrer Stimme nicht entgangen.
»Ich könnte jetzt unmöglich schlafen. Außerdem muss ich wach bleiben, fall sich etwas Neues ergibt.«
»Versuch es, Domino. Heute Nacht wird sich nichts Neues mehr tun. Geh nach oben und leg dich hin.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Aber du solltest schlafen. Es muss wirklich nicht sein, dass du auch noch aufbleibst.«
»Ich schlafe immer schlecht, selbst unter idealen Bedingungen«, sagte er. »Emma ist fürchterlich genervt deswegen.«
»Na, dann werden wir beide wohl die ganze Nacht durchmachen.«
Sie schloss die Augen. Sie wollte jetzt mit niemandem mehr reden. Nicht einmal mit Greg.
Barry Keane, Junes Mann, war der Erste, der am nächsten Morgen vor der Tür von Atlantic View stand. Er kam bereits kurz nach sieben Uhr, aber da war Dominique schon längst wieder aktiv. Sie hatte bereits geduscht und frische Kleidung angezogen und trug nun ein ärmelloses Leinentop und Caprihosen. Ihr Haar, das noch feucht vom Duschen war, hatte sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und so wirkte sie, trotz der Sorgenfalten auf ihrer Stirn, jung und verletzlich.
Barry informierte sie und Greg, dass die Banken die Bestellung eines Insolvenzverwalters gefordert hatten. Dass Matthew, der Chefbuchhalter, der Polizei gegenüber ausgesagt hatte, und dass er selbst, Barry, im Lauf des Vormittags wieder ins Firmenbüro fahren und dem Insolvenzverwalter zur Hand gehen würde. Außerdem lagen dem Obersten Gericht mehrere Anträge von Gläubigern vor, Brendans Vermögenswerte einzufrieren, weil er vielen Personen sehr viel Geld schuldete. Kernpunkt dabei war das Geld, das er sich von Privatinvestoren zur Finanzierung des Barbados-Projekts besorgt hatte. Für dieses Bauvorhaben war eine eigene Firma ins Leben gerufen worden, deren Firmenkonto jedoch keinerlei Guthaben aufwies. Die Finanzfachleute versuchten derzeit herauszufinden, wo das Geld verblieben war, doch im Moment hatten sie noch keinerlei Anhaltspunkte. Und natürlich hatte auch niemand eine Ahnung, wo Brendan sich aufhielt. Allerdings gab es zum jetzigen Zeitpunkt, wie Barry betonte, noch keinen einzigen konkreten Hinweis, dass es sich um Betrug handelte. Derzeit war nur die Rede von Missmanagement und mangelhafter Transparenz.
»Danke, Barry«, sagte Dominique, als ihr Schwager mit seinem Bericht zu Ende war. »Du hast dich wirklich großartig verhalten. Ich weiß das zu schätzen.« Dann lächelte sie dünn und entschuldigte
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