Bis das Glück mich findet
einer der Wohltätigkeitsorganisationen, für die sie tätig ist, heute rasche Schritte unternommen hat, um das Vereinsvermögen zu sichern. Mrs Delahaye ist ab heute für keines der Konten mehr zeichnungsberechtigt.«
Dominique war entsetzt. Indem der Berichterstatter das Gegenteil erzählte, deutete er an, sie könnte irgendwie in Brendans Geschäfte verwickelt sein. Ihr wurde übel.
»Wir sind völlig schockiert.«
Jetzt hatte sich der Reporter auf die Straße begeben und unterhielt sich mit dem jungen Mädchen, das im Supermarkt des Ortes hinter der Ladentheke stand. Dominique kannte sie. Cathy Callery. Ihr Vater war mit Brendan zur Schule gegangen.
»Ich kenne Mr Delahaye gut«, erzählte sie. »Er kauft bei uns immer seine Zeitung. Und manchmal ein Sandwich. Er ist sehr leutselig.«
»Ein sehr netter Mann«, sagte eine Frau, die der Reporter auf der Straße angesprochen hatte. »Hat viel für unsere Stadt getan.«
»Ich hatte immer den Eindruck, dass er nicht ganz koscher ist«, sagte eine Dritte. »Er färbt sich die Haare.«
Dominique kniff verdutzt die Augen zusammen. Brendan färbte sich die Haare nicht. Bei seinem Farbton fielen die wenigen grauen Haare, die er hatte, kaum auf. Wer war diese Frau? Warum befragte man sie überhaupt? Sie hatte keine Ahnung.
Und dann machte die Kamera einen Schwenk, und plötzlich erkannte Dominique auf dem Bildschirm ihr Haus. Diesmal zuckte Dominique regelrecht zusammen, vor allem als sie die Fahrzeuge dieser vielen Reporter draußen vor dem Tor sah, und erst recht als die Teleobjektive sich auf die Fenster richteten. Dominique fuhr erschrocken zurück, als könnte sie tatsächlich gesehen werden.
»Zahlreiche Besucher kamen heute ins Haus der Familie Delahaye«, intonierte der Sprecher mit ernster Stimme. »Darunter mehrere Beamte der Polizei. Es liegen uns noch keine Informationen vor, ob im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Brendan Delahaye Gesetzesverstöße vermutet werden.«
»Soll ich ausschalten?«, fragte Greg.
Dominique schüttelte den Kopf. Wieder zeigte man Bilder von dem Ehepaar Delahaye.
»Ich muss wissen, was sie über uns berichten.«
»Nein, Domino.«
»Doch.«
Es wurde Mitternacht, und Brendan hatte immer noch nichts von sich hören lassen. Dominique hatte über zwanzig Nachrichten auf seiner Mailbox hinterlassen, und Kelly hatte ihm Dutzende SMS geschickt, ohne dass irgendeine Reaktion von Brendan erfolgt wäre. Beide mussten sich nun eingestehen, dass es offenbar nicht zu Brendans Plan gehörte, dass Frau und Tochter über seinen Verbleib und sein Treiben Bescheid wussten. Andererseits hatte er sie auch früher nie daran teilhaben lassen. Er hatte das Ganze offenbar schon längere Zeit geplant. Und Dominique hatte immer noch nicht die leiseste Ahnung, was hier eigentlich vorging.
Kapitel 17
G reg beabsichtigte, über Nacht in Atlantic View zu bleiben. Dominique fragte Emma (die zurückgekommen war, nachdem sie Lugh bei Lily und Maurice untergebracht hatte), ob sie denn mit diesem Plan einverstanden wäre. Nach einem raschen Blick zuerst auf sie, dann auf ihren Mann nickte Emma. Sicher würde es Dominique und Kelly guttun, meinte sie, wenn jemand bei ihnen bliebe. Sie selbst sei zwar auch dazu bereit, aber vielleicht wäre es besser, wenn Greg ihnen Beistand leistete. Vor allem falls Brendan auftauchen würde.
»Denn ich würde den Kerl glatt umbringen«, sagte Emma. »Egal, was passiert ist, er hätte dich anrufen müssen.«
»Wieso soll er mich anrufen?«, erwiderte Dominique mit kläglicher Stimme. »Er hat uns verlassen und seine Kleidung mitgenommen.«
»Vielleicht kann er uns gar nicht anrufen«, wandte Kelly ein. »Vielleicht musste er fortgehen und hat deshalb seine Sachen mitgenommen, und jetzt ist sein Telefonguthaben verbraucht.«
»Liebling, die Firma zahlt seine Telefonrechnungen. Sein Guthaben kann gar nicht verbraucht sein.«
»Vielleicht hat Onkel Barry ihm den Hahn zugedreht. Oder diese Leute, die jetzt die Vorgänge in der Firma untersuchen«, erwiderte Kelly mit trotziger Miene.
»Ich könnte mir vorstellen, dass Barry nichts lieber täte.« Dominique seufzte. »June hat uns ja eindeutig zu verstehen gegeben, dass das Verhältnis zwischen Barry und Brendan alles andere als herzlich ist. Aber Schatz, selbst wenn es ihm aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, uns von seinem Handy aus anzurufen, könnte er immer noch einen Festnetzanschluss benutzen, und Tatsache ist doch« – ihre Stimme geriet ins Stocken
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