Bis das Glück mich findet
fehlenden Geld und erwähnte, dass man ihr geraten hatte, sich einen Anwalt zu suchen.
»Bei dieser Suche könnte ich dir vielleicht sogar helfen«, sagte Gabriel. »Ich habe einen Freund, der Jurist ist. Ich werde ihn anrufen.«
»Das wäre ja super.«
»Mach dir keine Sorgen, Domino. Wir beide werden dieser Sache auf den Grund gehen.«
Während Kelly aus der Einfahrt fuhr, dachte sie, so etwa muss es sein, wenn man richtig berühmt ist. Eine Schar Reporter und Fotografen sprang zur Seite, als sie aufs Gaspedal trat und mit quietschenden Reifen auf die Hauptstraße einbog. Vermutlich schrieben sie bereits an einer Story über die verwöhnte Prinzessin von Atlantic View.
Ihre Kollegen im Funkgebäude begrüßten sie mit einer Mischung aus Überraschung und Mitgefühl. Dan Connolly, der Leiter des Senders, versicherte ihr, wie sehr er ihr Erscheinen an ihrem Arbeitsplatz an einem Tag wie diesem zu schätzen wisse, fügte aber hinzu, dass sie gleichzeitig eine der Hauptpersonen der Story war, um die sich die Medien rissen.
»Lokalsender, lokale Interessen«, meinte er lapidar. »Dürfen wir Sie interviewen, Kelly?«
»Einverstanden«, sagte sie und saß kurz darauf in dem winzigen Studio Mona Corry-Jones gegenüber, deren Vormittagsprogramm eigentlich jeder in der Gegend hörte.
»Mein Vater hat sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen«, lautete Kellys Antwort auf Monas Frage. »Und wenn er verschwunden ist, dann höchstens weil er versucht, irgendwelche Deals auszuhandeln, damit Arbeitsplätze erhalten werden und das Unternehmen gerettet werden kann.«
»Es wurde bereits unter Insolvenzverwaltung gestellt«, hielt Mona dem entgegen. »Für eine Rettung von Delahaye Developments ist es wohl schon zu spät.«
»Wenn einer noch das Ruder herumreißen kann, ist es mein Dad«, erwiderte Kelly.
»Wäre es nicht besser gewesen, wenn er geblieben wäre?«, fragte Mona. »Wenn er für sein Verhalten geradegestanden und versucht hätte, mit dem Insolvenzverwalter zusammenzuarbeiten?«
»Sie haben vielleicht recht«, gab Kelly zu. »Aber ich bin überzeugt, er hat gute Gründe.«
Dominique hörte das Interview im Radio, während sie gerade die fünfte Tasse Tee dieses Vormittags trank. Das Herz schlug ihr bis zum Hals bei dem Gedanken, welche Art von Fragen man Kelly stellen und wie diese antworten würde. Doch als das Interview zu Ende war, fand sie, dass ihre Tochter ihre Sache extrem gut gemacht hatte, und schickte ihr eine entsprechende SMS.
Immer wieder riefen Journalisten bei ihr zu Hause an. Es kam auch ein weiterer Anruf von Stephanie Clooney, verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen hätten sie gebeten, sie, Dominique, wissen zu lassen, dass man es akzeptieren würde, wenn sie sich aus den Vorstandsgremien zurückzöge; Brendans Rechtsanwältin, Ciara, rief ebenfalls an, sie habe keinerlei Hinweis, was seinen Aufenthaltsort betreffe, und habe seit über einer Woche nicht mehr mit ihm gesprochen. Detective Inspector Peter Murphy meldete sich, um sich zu erkundigen, ob Brendan in der Zwischenzeit aufgetaucht sei (Dominique fragte sich, ob sie es ihm gesagt hätte, falls dem so wäre); und Lily kam zu Besuch, um zehn Jahre gealtert, seit Dominique sie zuletzt gesehen hatte. Emma, die Lily begleitete, fiel aus allen Wolken, als sie Gabriel sah.
»Ich dachte, du bist in Südamerika.«
»War ich auch, bis letzte Woche«, erwiderte er. »Ich war gerade in London, als ich die Nachricht bekam, und ich bin sofort hergeflogen.«
»Du siehst gut aus«, sagte sie nach einer kleinen Pause. »Offenbar hat dir die Zeit dort drüben gutgetan. Und deine Kleidung steht dir auch.«
Gabriel schaute an sich hinunter auf seine Jeans und sein T-Shirt.
»Ich musste diese Entscheidung treffen«, erklärte er.
»Besser spät als nie«, sagte sie mit einem leicht provozierenden Unterton.
»Aber sie ist mir nicht leichtgefallen«, erwiderte er. »Das kannst du mir glauben.«
Zur absoluten Überraschung eines jeden, der ihn kannte, hatte Gabriel sich vor einiger Zeit entschieden, den Klerus zu verlassen. Nach jahrelangem Ringen mit seinem Gewissen sei er schließlich zu der schmerzlichen Erkenntnis gelangt, dass er sich hinsichtlich seiner Berufung geirrt habe.
Evelyn war natürlich am Boden zerstört, als Gabriel sie besuchte, um ihr seinen Entschluss mitzuteilen. Der Gedanke, einen Sohn zu haben, der Priester war, hatte ihr all die Jahre Trost und Freude bereitet.
»Aber was willst du denn jetzt machen?«, jammerte
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