Bis das Glück mich findet
gutes Gefühl dabei«, beharrte sie stur.
»Sie haben das Recht auf …«
»Rein gar nichts«, sagte sie aufbrausend. »Ich war so dumm. Brendan war so dumm. Ich will nichts von diesem ganzen Schlamassel haben.«
»Sie müssen auch an Ihre Tochter denken.« Er warf einen Blick hinüber zu Kelly, die kein Wort gesagt hatte, während Colin ihnen ihre Lage dargelegt hatte.
»Ich kann mir eine Arbeit suchen«, sagte Kelly.
»Das hoffe ich, wenn du deinen Collegeabschluss gemacht hast«, erklärte Dominique ihrer Tochter. »Doch jetzt machst du erst einmal mit deinem Studium weiter. Wir werden ein anderes Zuhause finden, und ich werde mir eine Arbeit suchen. Wir kriegen das hin.«
»Was denn für eine Arbeit?«, fragte Kelly.
»Ich bin gut im Organisieren«, sagte Dominique. »Ich finde schon was.«
»Ich bezweifle, dass dir jemand hier in der Gegend Arbeit geben wird.«
»Ich finde eine Arbeit«, sagte Dominique mit fester Stimme. »Und ich werde diesen verdammten Schmuck verkaufen. Und, Colin, ich habe mir überlegt, ob wir nicht auch die Einrichtung verkaufen könnten. Unser Plasmafernseher oder die Waterford-Kristallvase zum Beispiel gehören bestimmt nicht der Bank, und wenn wir das alles verhökern, könnte hübsch was zusammenkommen.«
»Sie sind eine unglaublich starke Frau«, sagte Colin. »Mit dem Wissen, dass man vor Kurzem noch eine millionenschwere Unternehmergattin war, und jetzt …«
»Ich habe mich nie so gefühlt«, erwiderte Dominique. »Deshalb ist mir das jetzt im Grunde auch ziemlich gleichgültig. Und ich bin überhaupt nicht stark. Das, was ich jetzt durchmache, ist mein schlimmster Alptraum. Ich spiele nur die starke Frau, das ist alles.«
Kapitel 20
D ominique hatte das Gefühl, in einer anderen Welt zu leben. Jeden Morgen, wenn sie aufwachte, war die Sonne aufgegangen, und der Himmel war blau (zumindest für ein paar Stunden; schließlich gehörten zu einem echten irischen Sommer unbedingt auch graue Wolken dazu), und jeden Tag wieder verrichtete sie banale Tätigkeiten wie Duschen und Zähneputzen und hin und wieder sogar Frühstücken. In den ersten Tagen unmittelbar nach Brendans Verschwinden hatte Dominique keinen Bissen hinuntergebracht, inzwischen jedoch entwickelte sie hin und wieder ein regelrechtes Hungergefühl, wie sie beinah schockiert feststellte. Doch auch während sie so alltägliche Tätigkeiten verrichtete, wie Radio zu hören oder Teewasser aufzusetzen oder die Waschmaschine zu beladen, gab es immer wieder Momente, wo sie innehielt und ihr jäh wieder ihre Misere bewusst wurde: Ihr Ehemann war verschwunden, und sie hatte keine Ahnung, wohin. Ihr Haus würde demnächst verkauft werden. Sie hatte keinen Job und war praktisch mittellos. Ihr guter Name war in den Schmutz gezogen. An dieser Stelle fing sie gewöhnlich zu zittern an, sodass sie sich rasch hinsetzen und mehrmals tief durchatmen musste, bis sie sich wieder gefasst hatte.
Immer wieder versuchte sie, sich aufzubauen: Mit der Zeit würde Gras über die Sache wachsen, redete sie sich ein, die Leute würden irgendwann Delahaye Developments vergessen; sie war nicht völlig mittellos; sie würde ganz bestimmt einen Job finden, Brendan würde zurückkommen. Aber wirklich überzeugt von alledem war sie nie, und auch nicht sicher, wann diese Dinge eintreffen würden. Und wenn sie in ihrem wunderschönen Garten stand, mit dem fantastischen Ausblick auf den Atlantik, konnte sie immer noch nicht ganz glauben, dass diese Katastrophe tatsächlich eingetreten war und sie dieses schöne Heim verlassen musste. Das hier war ihr Zuhause. Noch nie in ihrem Leben war sie glücklicher gewesen als an diesem Ort. Und hier wollte sie auch bleiben, ungeachtet dessen, was sie zu Colin Pearson gesagt hatte.
Sie hatte gehofft, die Bank würde sich schwertun, einen Käufer für das Haus zu finden. Schließlich war es etwas ganz Besonderes, eine Traumvilla, die sich ein normaler Interessent, der ein Einfamilienhaus suchte, nicht leisten konnte. Außerdem mochte vielleicht nicht jeder die abgeschiedene Lage, auch wenn sie noch so traumhaft war. Vielleicht, dachte sie, kann ich hier doch noch länger wohnen bleiben, als ich anfangs befürchtet habe.
Doch als dann eines Tages Jerry Kavanagh, der Immobilienmakler am Ort, vor ihrer Tür stand und verkündete, er habe bereits eine Reihe Interessenten, die das Anwesen zu besichtigen wünschten, und er würde gerne ein »Zu verkaufen«-Schild in ihrem Garten aufstellen, wurde ihr jäh
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