Bis das Glück mich findet
ihrer Tochter, dass ihr Haushalt in einem Monat locker diese Summe – und oft noch mehr – verschlungen hatte. Aber immerhin machte dieses Bargeld die Sache leichter. Auch wenn es eindeutig für Kelly bestimmt war. Von ihrem Vater. Für ihren Geburtstag.
»Er deutet an, dass er hofft, bald wieder hier zu sein«, sagte Kelly.
»Ich weiß.«
»Vielleicht bringt er ja alles wieder ins Lot.«
»Vielleicht.«
»Aber andererseits könnte die Tatsache, dass er uns Geld dagelassen hat, auch bedeuten, dass er nie mehr zurückkehren will. Vielleicht … vielleicht ist er zu dem Schluss gekommen, dass er das alles nicht mehr packt und …« Kelly schluckte, Tränen stürzten ihr aus den Augen.
»Ach, Liebling!« Dominique legte den Arm um ihre Tochter. »So etwas darfst du gar nicht denken.« Sie holte tief Luft. »Dein Dad hätte doch nicht seine ganze Kleidung mitgenommen, wenn er etwas … so Schlimmes vorgehabt hätte.«
»Wahrscheinlich nicht.« Kellys Stimme zitterte. »Meinst du, er vermisst uns?«
Dominique starrte wieder auf die Karte, als könnte sie dem Geschriebenen eine neue Botschaft entnehmen.
»Ja, da bin ich mir sicher.«
»Ich weiß, er hat etwas Schreckliches getan, Mum. Ich weiß, dass die Leute ihm für das alles die Schuld geben. Aber ich will nicht, dass ihm etwas zustößt.«
»Ich auch nicht«, sagte Dominique leise, legte die Karte auf den Tisch und nahm ihre Tochter in den Arm. »Ich auch nicht.«
Doch als ihr Blick erneut auf die hübsche pinkfarbene Karte fiel, hatte Dominique nur noch einen einzigen Wunsch. Sie wollte ihren Mann umbringen, weil er ihre Tochter zum Weinen gebracht hatte.
Greg kam auf dem Nachhauseweg von der Arbeit auf einen Sprung bei ihnen vorbei. Zum ersten Mal in ihrem Leben wollte Dominique ihn eigentlich lieber nicht sehen. Sie hatte immer noch Emmas Worte im Ohr. Sie musste daran denken, wie oft Emma in der Vergangenheit ironische Bemerkungen darüber gemacht hatte, wie gut Dominique und Greg einander verstanden. Hatte Emma damals auch schon geargwöhnt, Dominique würde versuchen, ihr den Ehemann auszuspannen?
Dominique tat sich schwer, einem Dritten, und vor allem Emma, die Art ihrer Beziehung zu Greg zu erklären. Soweit ihr bekannt war, hatte Emma nach wie vor keine Ahnung, dass Greg in seiner Jugend Depressionen gehabt hatte und was der Auslöser dafür gewesen war. Dominique hatte Gregs Geständnis nicht weitererzählt, weil ihr so etwas nicht zustand. Aber es war nicht richtig, fand sie, dass Greg es vor Emma geheim hielt. Es gehörte sich einfach nicht, dass Dominique in Gregs Geheimnis eingeweiht war, seine Ehefrau hingegen nicht.
Dominique machte sich auch Gedanken, weil sie damals im Garten Emma und Gabriel offenbar gestört hatte. Die beiden schienen sich auch ohne Worte zu verstehen, und die Art, wie Gabriel Emmas Hand gehalten hatte, war von einer Zärtlichkeit, die Dominique nicht vermutet hätte. Jedenfalls hatte die Szene ein tiefes Gefühl des Unbehagens in ihr ausgelöst.
»… eigenes Geld?«
Gregs Frage schob ihre Grübeleien über Emma und Gabriel beiseite. Dominique schilderte, wie ihr Gespräch mit dem Rechtsanwalt verlaufen war, und meinte abschließend, Ende der Woche würde sie wohl erfahren, wie es mit dem Haus weitergehen würde. Dann fing Greg wieder zu reden an, aber Dominique hörte nur mit halbem Ohr zu.
»Entschuldigung?«
»Ich hätte dir diese Frage schon früher stellen sollen«, wiederholte Greg, »aber hast du eigentlich eigenes Geld?«
Dominique musste an Kellys fünftausend Euro denken, die jetzt in dem Safe in Brendans Büro lagen, neben den wertvollen Schmuckstücken, die er ihr im Lauf der Jahre geschenkt hatte.
»Ein bisschen Geld haben wir schon«, sagte sie zögernd. »Für eine kurze Zeit werden wir über die Runden kommen, und dann kann ich ja immer noch meine Brillanten und den anderen Schmuck verkaufen. Zum Glück hat er mir viele teure Klunker geschenkt.«
»Kann ich mir denken. Aber es ist eine Schande, dass du das jetzt alles verkaufen musst.«
»Ich werde sowieso kaum Gelegenheit haben, diese Stücke je wieder zu tragen.« Ein trauriges Lächeln umspielte ihren Mund. »Colin scheint mir ein fähiger Anwalt zu sein, und ich hoffe sehr, dass ich Ende der Woche besser einschätzen kann, wie wir finanziell dastehen.«
»Gut.«
»Ich habe ihm auch die Spendensumme übergeben, die bei meiner letzten Benefizveranstaltung für das Kinderkrankenhaus zusammengekommen ist. Nach dem ganzen Ärger, den
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