Bis das Glück mich findet
interessieren sich inzwischen schon längst wieder für andere Dinge.«
»Das glaube ich eigentlich nicht«, erwiderte Dominique. »Hast du nicht den Artikel in der Zeitung letztes Wochenende gelesen? Da ging es nur um all diese Leute, die wegen deinem Dad Geld verloren haben.«
»Noch haben sie überhaupt nichts verloren«, erwiderte Kelly bockig. »Und der Staatsanwalt hat auch noch nicht Anklage gegen ihn erhoben, deshalb ist es nicht richtig, wenn die Leute davon ausgehen, dass Dad etwas Unrechtes getan hat, nur weil er nicht hier ist, um sich zu verteidigen.«
Dominique fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis Kellys Glaube an Brendan zu bröckeln anfangen würde. Sie selbst hatte inzwischen praktisch jeden Glauben an ihn verloren.
Kelly hatte alles so satt. Sowohl das Gerede als auch das plötzliche Schweigen, wenn sie ein Zimmer betrat; sowohl ihre ständige Sorge als auch ihre Bemühungen, unbekümmert zu wirken.
Sie war nicht in dem Maß wie ihre Mutter erschüttert über das Scheitern der Firma oder über ihre veränderten Verhältnisse, auch wenn diese reichlich unsicher waren, aber sie konnte nicht an ihren Vater denken, ohne in einen Zwiespalt der Gefühle zu geraten. Schön und gut, dass ihr Vater ihr diese Karte und das Geld dagelassen hatte, aber eigentlich hätte sie sich etwas ganz anderes gewünscht. Nämlich dass er zurückkam und sie sich gemeinsam ihren Problemen stellten. Die ganze Zeit über hatte er betont, wie wichtig die Familie war und wie stark sie als Gemeinschaft waren, wenn sie nur zusammenhielten. Doch nun stand eindeutig fest, dass er selbst nicht daran glaubte.
Sie teilte nicht das Gefühl ihrer Großmutter und ihrer Mutter, eine gewisse Verantwortung zu haben. Kelly wusste, viele Menschen waren abhängig von ihrem Vater, und es tat ihr auch wirklich leid, dass sie nun ihren Arbeitsplatz verloren hatten. Und trotzdem. Jeden Tag scheiterte irgendwo ein Unternehmen, und in Kellys Augen war es einfach nicht richtig, eine Einzelperson dafür verantwortlich zu machen. Gewiss, ihr Vater hätte sein Unternehmen besser führen müssen, aber immerhin hatte er sein ganzes Leben lang Menschen Arbeit gegeben und sie unterstützt. Und deshalb war es nun ausgesprochen unfair, fand Kelly, dass man kein gutes Haar mehr an ihm ließ. Die Tatsache, dass so viel Geld verschwunden war, stellte schon eher ein Problem dar, doch Kelly glaubte keine Sekunde lang daran, dass ihr Vater sich damit aus dem Staub gemacht hatte.
Kellys Freunde schnitten sie nicht in dem Maß, wie das offenbar bei Dominique und ihren Charity-Freundinnen der Fall war. Zugegeben, anfangs waren sie etwas verlegen gewesen, aber dann hatten sie sich zusammengetan und aufmunternde Kommentare und Freundschaftsbekundungen auf ihrem Bebo-Profil hinterlassen. Kelly und Alicia waren sich zwar einig, dass nicht jede Botschaft ehrlich gemeint und der eine oder andere Kommentar sogar richtig gemein war, dennoch waren die meisten ihrer alten Freunde nach wie vor mit ihr befreundet. Sie akzeptierten, dass jeder mal einen Fehler machte. Dominiques Freunde taten das nicht. Und das bedeutete wohl, dass Kelly viel besser dran war als ihre Mutter.
Greg und Emma saßen in ihrem Wintergarten. Jia, die es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, einfach bei ihnen hereinzuschneien, war mit Lugh spazieren gegangen, sodass die beiden ganz unerwartet allein miteinander waren.
»Hast du heute schon mit Domino geredet?« Greg schaute von seinem Kreuzworträtsel auf, mit dem er die vergangene halbe Stunde über beschäftigt gewesen war.
Emma legte ihre Zeitung zusammen und schüttelte den Kopf.
»Heute noch nicht«, sagte sie. »Wieso?«
»Ach, ich frage mich nur, ob sie schon irgendwelche Pläne hat, wo sie in Zukunft wohnen wird.«
»Sie kann doch noch eine Weile bei Lily bleiben.«
»Sie dreht durch, wenn sie noch länger bei Lily wohnen muss.«
»Woher weißt du das?«
»Das sehe ich.«
»Du hast ja schon immer erkannt, was in ihr vorgeht«, stellte Emma nüchtern fest.
»Fang bloß nicht wieder damit an«, gab Greg zurück. »Ich mache mir nur Sorgen um sie, weiter nichts.«
»Und das ist auch nichts Neues.« Emmas Ton war immer noch gelassen. »Sie macht sich ja auch andauernd um dich Sorgen.«
»Was soll das Ganze?«, fuhr er sie an. »Warum bist du auf einmal so gereizt?«
»Der Stress«, erwiderte Emma lapidar.
»Es liegt ein Gebot für Dominos Haus vor«, fuhr Greg fort. »Ich nehme an, dass die Bank darauf eingeht. Die sind
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