Bis das Glück mich findet
doch nur daran interessiert, möglichst schnell ihr Geld zurückzubekommen. Tja, und damit ist sie obdachlos.«
»Sie ist nicht obdachlos, sie wohnt bei Lily. Für sie ändert sich vorerst gar nichts.«
»Aber es ist eine Zumutung, für beide.«
»Vielleicht«, gab Emma zu und legte ihre Zeitung beiseite. »Aber wir können ihr da auch nicht weiterhelfen. Es sei denn …« Sie schaute ihren Mann forschend an. »Du hast doch nicht etwa vor, ihr und Kelly anzubieten, bei uns zu wohnen, oder?«
»Nein«, antwortete Greg, doch es klang nicht überzeugend.
»Gütiger Himmel.« Emma stand auf, ihr Körper vibrierte förmlich vor Empörung. »Ich weiß, das Ganze ist für alle eine Katastrophe, aber wir persönlich sind eigentlich nicht so sehr betroffen, Greg. Wir sind zum Glück nicht in Brendans Geschäfte verwickelt. Wir sind nicht verpflichtet, sie bei uns aufzunehmen. In keiner Weise.«
»Die beiden machen jetzt wirklich Schlimmes durch«, erwiderte Greg. »Domino bemüht sich nach Kräften, aber sie tut sich schwer in Lilys Haus.«
»Ich will nicht, dass sie sich hier schwertut.«
»Ich dachte, sie ist deine Freundin.«
»Ja. Aber ich sehe das Ganze auch realistisch. Sie muss sich auf eigene Füße stellen, Greg. Das hat sie noch nie getan. Und du kannst nicht ewig derjenige sein, der ihr zu Hilfe eilt, damit sie nicht auf die Nase fällt.«
»Ich bin nicht …«
»Ach, hör doch auf«, schnaubte Emma verächtlich. »Die ganze Situation bietet dir die Gelegenheit, wieder einmal als Dominos Retter aufzutreten.«
»Das stimmt nicht.«
»Wenn Brendan sie nicht geschwängert und überstürzt geheiratet hätte, wärst du ihr vielleicht irgendwann begegnet und hättest sie ihm ausgespannt, und alle wären jetzt glücklich.«
»Emma!«
»Selbst bei ihrer Hochzeit«, fuhr Emma unbeirrt fort, »als sie uns beide miteinander bekannt gemacht hat, warst du scharf auf sie.«
»Das ist nicht wahr«, erwiderte Greg mit schneidender Stimme. »Ich war die meiste Zeit mit dir zusammen, oder weißt du das nicht mehr?«
»Ja, stimmt. Nachdem sie mich an dich abgeschoben hatte. Wahrscheinlich wolltest du sie nicht enttäuschen.«
»Stimmt, damals warst du ja auch noch scharf auf den Bruder.« Ein bedrohlicher Ton hatte sich in seine Stimme geschlichen. »Vielleicht bist du das ja immer noch.«
»Fang ja nicht davon an«, sagte Emma. »Ich warne dich.«
»Ich hätte es erkennen müssen.« Greg schüttelte den Kopf. »Domino hat es sogar ausgesprochen damals. Hey, Greg, hat sie gesagt, könntest du nicht meine Freundin von der Tatsache ablenken, dass mein wahnsinnig attraktiver Bruder ein Priester ist?«
Emma schwieg. Sie erinnerte sich gut an die Szene. Und sie wusste auch noch, dass sie nicht auf andere Gedanken gebracht werden wollte, von wem auch immer. Aber dann hatte Greg ihr zugelächelt und sie um den nächsten Tanz gebeten, und dabei war ihr bewusst geworden, was Dominique mit ihrer Bemerkung gemeint hatte, Greg sei wie ein zweiter Gabriel, denn er war fast so attraktiv wie ihr Bruder und besaß auch dessen achtsame Gelassenheit und Ruhe.
Emma hatte damals den Eindruck gehabt, mit Greg etwas Besonderes aufgetan zu haben. Sie hatte sich gefreut, als er sie um ein Wiedersehen bat. Und sie hatte auch keine Sekunde gezögert, als er sie bat, seine Frau zu werden.
»Aber jetzt ist er kein Priester mehr, nicht wahr?« Greg schaute seine Frau herausfordernd an.
»Das ist ja lächerlich«, bemerkte Emma kühl. »Das Ganze ist längst vorbei, außerdem ist er ewig weit weg.«
»Nicht weit genug.«
»Sag mal, willst du mich jetzt absichtlich provozieren?«, fragte Emma. »Bist du letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass du unsere Ehe kaputtmachen willst?«
Die beiden starrten einander an und waren sich dessen bewusst, dass Emma soeben eine Grenze überschritten hatte.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Greg nachdenklich. »Ich weiß nicht, was ich tun will, Emma.«
»Dann vergiss das Ganze. Vergiss ihn.«
»Ich reiche nicht an ihn heran, habe ich recht? In keiner Weise.«
»Darum geht es nicht.«
»Ach?« Er schaute sie aus schmalen Augen an.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Sie ignorierten es eine Weile, aber es klingelte beharrlich weiter.
Greg nahm den Hörer ab.
»Hallo, Domino«, sagte er nach einigen Augenblicken. »Ja, klar, ich kann ein paar Sachen aus deinem Haus holen und sie dir vorbeibringen.«
Emma lachte verächtlich auf, dann ging sie aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich
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