Bis das Glück mich findet
gestanden hatte, ein bisschen verliebt in sie zu sein. Es musste schließlich nicht sein, dass man den Eindruck bekam, Sinn und Zweck ihres Daseins war es, Ehen zu zerstören.
»Ich kann nicht auf Dauer bei Lily wohnen«, erklärte sie. »Das hatte ich zwar ohnehin nicht vor, aber ich weiß noch nicht genau, wo ich eigentlich hinziehen will. Eine Großstadt, denke ich. Ich muss mir einen Job suchen, und in Castlecannon oder in der Nähe davon kriege ich nie einen. Außerdem fühle ich mich dort nicht mehr wohl.«
»Zieh doch wieder nach Dublin«, schlug Maeve vor.
»Ich habe schon darüber nachgedacht«, gab Dominique zu. »Es würde mir gefallen, wegzukommen von all diesen Leuten. Besonders von der ganzen Delahaye-Sippe. Aber das würde bedeuten, dass ich Kelly zurücklassen müsste, und ich weiß nicht, ob ich das tun kann.«
»Sie will doch jetzt ohnehin in dieses Studentenwohnheim ziehen, oder?«
»Ja, aber trotzdem. Und außerdem«, fügte Dominique hinzu, »ist das Leben hier bestimmt viel teurer. Und ich muss jetzt auf mein Geld achten.«
»Hey, das hast du doch früher auch getan, genau wie ich. Haben wir uns, als wir jung waren, je etwas geleistet, was nicht von Dunnes oder Penneys war?«
»Stimmt.« Plötzlich ging ein Grinsen über Dominiques Gesicht. »Aber ich habe mich so an mein glamouröses Leben gewöhnt, dass ich es jetzt einfach nicht mehr schaffe, von Designerläden auf Billigläden umzusteigen.«
Maeve lachte, dann schaute sie ihrer Freundin forschend ins Gesicht.
»Wenn du wirklich mit dem Gedanken spielst, wieder nach Dublin zu ziehen, wüsste ich schon, wo du unterkommen könntest.«
»Ja?«
»Ich habe ein Haus in Fairview«, berichtete Maeve. »Es ist vermietet. Die Mieter ziehen nächsten Monat aus.«
»Ein Haus?«, fragte Dominique überrascht. »Ich wusste nicht, dass du Immobilienbesitzerin bist.«
»Ich habe es vor ein paar Jahren gekauft«, berichtete Maeve. »Aber dann bin ich bei Kevin eingezogen. Deshalb vermieten wir es.«
Dominique nickte.
»Ich würde es sehr gerne an dich vermieten«, sagte Maeve. »Ich weiß, dass du eine ordentliche Mieterin bist.«
»Das ist jetzt aber nicht eine Geste der Nächstenliebe oder so was in der Art, oder?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Maeve. »Ich würde von dir ganz normal Miete verlangen.«
»Lass mich mal darüber schlafen«, bat Dominique. »Und außerdem muss ich erst noch mit Kelly reden.«
»Klar«, sagte Maeve locker, »sag mir einfach Bescheid.«
Während ihres Aufenthalts in Dublin besuchte Dominique auch ihre Eltern in Drimnagh. Als sie durch den Vorgarten zum Haus ging, musste sie daran denken, dass bei ihrem letzten Besuch alles in ihrem Leben noch perfekt zu sein schien. Sie war sich sogar eine Spur herablassend vorgekommen, als sie ihre Eltern in deren einfachem Reihenhäuschen besuchte. Nun ist genau das eingetreten, wovor meine Mutter mich immer gewarnt hat, dachte sie, als sie klingelte. Wie hatte Evelyn immer gesagt? Hochmut kommt vor dem Fall.
Als sie und Brendan mit der Zeit ein immer größeres Einkommen hatten, hatte sie ihren Eltern angeboten, ihnen finanziell unter die Arme zu greifen, damit sie in ein größeres Haus in einer besseren Gegend umziehen könnten, aber Seamus hatte seine Tochter nur verwundert angesehen. Wieso ausziehen? Sie wohnten nun schon ihr ganzes Leben lang in diesem Haus und hätten hier Wurzeln geschlagen. Evelyn pflichtete ihm bei, sie fühlten sich wohl hier unter ihresgleichen und strebten nicht nach Höherem. Was du auch nicht tun solltest, hatte sie, sehr zu Dominiques Ärger, hinzugefügt.
Der kleine Garten war, wie immer, tadellos gepflegt, der Rasen sorgfältig gemäht, die Rabatten gejätet und die Blumen in exakt dem gleichen Abstand gepflanzt. Das Haus roch auch wie immer. Als Evelyn ihrer Tochter öffnete, empfing sie der vertraute Geruch nach Pledge-Möbelpolitur und Rosen. Dominique fiel auf, dass ihre Eltern in der Zwischenzeit den Teppichboden im Erdgeschoss durch Parkett ersetzt hatten.
»Ist leichter zu pflegen«, erklärte Evelyn.
Dominique hatte ihnen schon vor Jahren angeboten, mit Brendans Hilfe neue Böden verlegen zu lassen, aber ihre Eltern hatten das Angebot dankend abgelehnt. Damals hatte sich Evelyn nicht von ihrem Axminster-Teppichboden trennen können.
»Na, wie geht es dir denn so?«, fragte Evelyn, als sie beide am Küchentisch Platz genommen hatten. »Irgendwas von ihm gehört?«
Dominique schüttelte den Kopf.
»Ich kann es immer noch
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