Bis das Glück mich findet
gerade die Runde macht – dass Brendan sich bei dir gemeldet hat und dass du ihm in sein Exil folgst?«
»Emma! Das ist doch alles Unsinn.« Dominique rang frustriert die Hände. »Ich habe keine Ahnung, wo Brendan sich aufhält, und wenn ich es wüsste, würde ich ihm garantiert nicht nachreisen.«
»Du lügst! Du hast die ganzen letzten Wochen nach ihm gesucht!«
»Das war was anderes.«
»So, wie es was anderes ist mit dir und Greg?«
»Was jetzt? Verdammt noch mal!«, rief Dominique aufgebracht. »Haue ich nun ab, um mit meinem kriminellen Mann ein neues Leben zu beginnen, oder habe ich ein Verhältnis mit meinem Schwager? Entscheide dich, denn beides zusammen geht wohl nicht, Emma.«
»Wirklich nicht?«
Dominique war es klar, sie vergeudete ihre Zeit. Zwischen ihr und ihrer Schwägerin hatte sich eine Kluft aufgetan, die im Moment einfach nicht überbrückt werden konnte.
»Wenn du ernsthaft mit mir reden willst, kannst du mich ja anrufen«, sagte Dominique und griff nach ihrer Handtasche. »Ich halte das hier nicht mehr aus.« Sie ging aus dem Wintergarten, wo ihre Freundin nachdenklich am Fenster zurückblieb.
Sie rechnete nicht damit, in Kürze von Emma zu hören.
Dominique fuhr anschließend zu ihrer Schwägerin June, auch wenn es das Letzte war, was sie wollte. June machte ätzende Bemerkungen über den Grund ihres Besuchs – Dominique wollte sich vergewissern, ob June einverstanden war mit Kellys und Alicias Plänen, eine gemeinsame Wohnung im Studentenwohnheim zu nehmen. Zumindest hätten die beiden Mädchen dann ein Dach über dem Kopf, giftete June, im Gegensatz zu ihr selbst und Barry, denn sie würden demnächst ihr Haus verkaufen. Wie June behauptete, konnten sie es sich nicht mehr leisten, jetzt, wo Barry seine Stelle verloren hatte. Und überhaupt habe Brendan sie mit seinen Aktionen in eine Lage gebracht, die sehr belastend für ihre Ehe sei. Dominique hörte sich die Vorwürfe ihrer Schwägerin an, dann ging sie wieder ohne ein weiteres Wort.
Ihre Besuche bei Emma und June hatten Dominique schwer erschüttert. Sie war es so leid, das Gefühl zu haben, für diese ganzen Probleme verantwortlich zu sein. Und sie hatte es satt, dass jeder glaubte, seine Wut auf Brendan an ihr auslassen zu können.
Maeve holte Dominique am Bahnhof Heuston Station ab. Ihre alte Schulfreundin sah schick und jugendlich aus in ihrer taillierten roten Jacke und ihren DKNY-Jeans, das dunkle Haar zu einem schmeichelnden Bob geschnitten. Dominique spürte ein Gefühl der Erleichterung, als Maeve, ein strahlendes Lächeln im Gesicht, auf sie zustürmte, sie in die Arme nahm und fest drückte.
»Ich freue mich so, dass du gekommen bist«, sagte Maeve herzlich.
»Ich bin so froh, dass du mich eingeladen hast.« Dominique hatte schon wieder einen Kloß im Hals. Sie musste ein paarmal schlucken, ehe sie ihrer Freundin zulächeln konnte.
»Gehen wir«, sagte Maeve. »Wir haben eine Menge nachzuholen.«
Maeve wohnte in einem alten viktorianischen Haus in einer Seitenstraße der Howth Road. Wie sie Dominique erzählte, hatte sie fünf Jahre zuvor Kevin Dalgleish kennengelernt, einen Physiotherapeuten, und war bei ihm eingezogen.
»Wollt ihr heiraten?«, fragte Dominique.
»Wenn seine Scheidung durch ist.« Maeve grinste. »Als ich ihn bekam, war er schon zugeritten.«
»Maeve!«
»Es stimmt aber«, erwiderte Maeve. »Sharon hat ihn zurechtgestutzt.«
»Und warum haben die beiden sich getrennt?«
»Sie haben zu jung geheiratet.«
Dominique seufzte. »Tja, das geht wohl bisweilen in die Binsen.«
»Er hat zwei ganz reizende Kinder«, fuhr Maeve fort. »Und die Trennung von Sharon ging relativ freundschaftlich vonstatten. Es ist also nicht so, dass die zwei sich bekriegen würden.«
»Trotzdem«, sinnierte Dominique, »es wird heutzutage immer schwieriger, einen passenden Mann zu finden, der noch nicht gebunden ist.«
»Bist du denn auf der Suche?«, erkundigte sich Maeve.
»Himmel, nein.« Dominique lachte hohl. »Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass es in meinem Bekanntenkreis nur noch Paare gibt, die sich trennen wollen, kürzlich getrennt haben oder gerade eine neue Beziehung eingegangen sind. Emma und Greg. June – Brendans Schwester – und ihr Mann.«
»Tja, so ist das Leben.«
»Ja.« Dominique seufzte. »Ich hatte es nur nicht erwartet.«
»Also, wie sehen deine Pläne aus, post-Brendan-mäßig?«
Dominique hatte Maeve die ganze Geschichte erzählt, bis auf die Stelle, wo Greg ihr
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