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Bis das Glück mich findet

Bis das Glück mich findet

Titel: Bis das Glück mich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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nicht begreifen«, sagte Evelyn. »Zugegeben, er war nicht der Schwiegersohn meiner Wahl, aber er war fleißig und strebsam, und ich dachte, dass ihr euer Leben schon hinbekommt.«
    Es ist nicht richtig, dachte Dominique. Es ist nicht richtig, dass meine Eltern sich immer noch um mich Sorgen machen müssen. Sie merkte, dass sie besorgt waren, sie sah es an der Art, wie Evelyn ihre Gleitsichtbrille putzte: Ohne ihre Tochter anzusehen, einzig darauf konzentriert, dass die Gläser blitzblank waren, ehe sie sich die Brille wieder auf die Nase setzte.
    Sie hat sich nicht viel verändert, dachte Dominique. Jetzt, wo Evelyn über siebzig Jahre alt war, war sie zwar ergraut, aber sie kleidete sich in dem gleichen Stil wie eh und je (heute: Tweedrock mit einem gelben Pulli), und sie hatte noch die gleiche Frisur, nur eben in Silbergrau. Aber Dominique konnte an der Frisur erkennen, dass sie immer noch einmal in der Woche zu dem Friseur in ihrem Viertel ging, zum Waschen und Legen. Dominique wusste noch, dass ihr ihre Mutter mit vierzig Jahren schon alt vorgekommen war. Zu Recht. Aber inzwischen passte ihr Alter zu ihr.
    »Ich bete gerade eine Novene für dich«, sagte Evelyn.
    »Danke.«
    »Father Moran hat letzten Sonntag eine Messe für dich gelesen«, fügte Seamus hinzu.
    »Danke«, sagte Dominique wieder.
    Dominique glaubte nicht, dass die Gebete und die Messe ihre Situation irgendwie verbessern würden. Aber es verschaffte ihren Eltern ein besseres Gefühl, und das war doch was Gutes.
    »Wie geht es Kelly?«, erkundigte sich Seamus.
    »Oh, die ist in Topform«, erwiderte Dominique. »Sie wohnt jetzt mit Alicia und zwei anderen Mädchen zusammen und ist sehr glücklich.«
    »Das bezweifle ich«, widersprach Evelyn. »Schließlich ist ihr Vater verschwunden.«
    »Relativ glücklich, den Umständen entsprechend.«
    »Und Lily?«, fragte Evelyn. »Ich habe vor ein paar Wochen mit der armen Frau telefoniert. Sie hat ein sehr schweres Kreuz zu tragen.«
    »Natürlich macht sie eine schwere Zeit durch. Aber sie ist sehr tapfer.«
    »Und du?«, fragte Seamus leise. »Wie geht es dir denn?«
    »Ich schaffe das schon«, erwiderte Dominique.
    »Es ist schön, dass du gekommen bist«, sagte Seamus.
    »Ich finde es auch schön.« Dominique stellte überrascht fest, dass sie meinte, was sie sagte. Schweigen breitete sich am Tisch aus, dann stand Evelyn auf.
    »Tee und Kuchen«, sagte sie und legte Dominique den Arm um die Schultern. »Ich habe einen Apfelkuchen gebacken.«
    »Wie schön«, sagte Dominique, ebenfalls aufrichtig.
    »Natürlich solltest du nach Dublin ziehen«, sagte Kelly, als Dominique wieder zu Hause war und ihrer Tochter von Maeves Angebot erzählte. »Mir geht es prima hier, Mum. Ich könnte es sowieso nicht brauchen, dass du hier herumhängst.«
    »Na großartig«, erwiderte Dominique trocken.
    »Das ist jetzt anders rübergekommen, als ich es gemeint habe.« Kelly schaute ihre Mutter betreten an. »Ich wollte damit eigentlich nur sagen, dass ich jetzt mein eigenes Leben lebe und mich wohl dabei fühle.«
    »Wie geht es Alicia?«
    »Sie ist ziemlich durcheinander«, erwiderte Kelly. »Bei ihnen zu Hause wird andauernd nur gestritten, und sie ist heilfroh, dem allen entflohen zu sein. Sie hat furchtbare Angst, dass ihre Eltern sich scheiden lassen.«
    Die Ehen der Delahayes gehen alle den Bach runter, dachte Dominique, auch wenn sie es Barry kaum verdenken konnte, dass er June verlassen wollte.
    »Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt«, sagte Dominique.
    »Würdest du Dad verzeihen, wenn er jetzt wieder heimkäme?«
    »Es wäre sehr schwierig«, erwiderte Dominique nachdenklich.
    »Er hat immer nur unser Bestes gewollt.«
    »Ich weiß.«
    »Ich wüsste trotzdem gern, wo er sich aufhält.«
    »Ich auch.«
    Kelly wickelte sich eine Strähne ihres glänzenden rotblonden Haars um den Finger.
    »Glaubst du, dass er eine andere Frau hat?«
    Dominique schwieg.
    »Hat er uns wegen einer anderen Frau verlassen?«, bohrte Kelly nach.
    »Das glaube ich nicht. Es war in erster Linie, weil er mit seinem Unternehmen gescheitert ist, denke ich.«
    »Hatte er ein Verhältnis?«, fragte Kelly.
    »Wieso fragt du das?«
    »Männer machen Dummheiten. Auch Väter.«
    Dominique seufzte. »Ich weiß.«
    »Nun, hatte er eines?«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung.«
    »Warum ist das alles so schwierig?«, fragte Kelly. »Wie kann es sein, dass man einen Menschen gleichzeitig lieben und hassen kann?«
    »Tja, das ist wohl eines der

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