Bis das Glück mich findet
sich zu rächen. Möglicherweise ging es ihr ja ähnlich, denn auch ihr war plötzlich der Wunsch nach Sex vergangen. Diese Kehrtwendung hatte beide irgendwie überrascht.
Doch die Tatsache, dass er nicht mit Domino Sex gehabt hatte, war nicht der Grund, weswegen er Emma immer noch vermisste. Er hatte seine Frau schon vermisst, da hatte sie sich gerade erst von ihm getrennt. Er wusste genau, dass er an dem Scheitern der Ehe genauso Schuld hatte wie sie, weil er sie quasi dazu getrieben hatte, sich von ihm zu trennen. Er hatte es ihr fast unmöglich gemacht zu bleiben, mit seiner Eifersucht und seiner Märtyrerhaltung und diesem ganzen Gehabe, das ihn zu einem, wie er geglaubt hatte, besonders sensiblen Menschen machte, was aber nicht wirklich stimmte. Er hätte Emma und Gabriel gern die Schuld am Scheitern seiner Ehe in die Schuhe geschoben, aber wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er genauso gut sich selbst die Schuld daran geben könnte. Er schüttelte den Kopf. Er hatte immer geglaubt, eines Tages zu einem vernünftigen und verantwortungsvollen Erwachsenen heranzureifen, der genau wusste, was er vom Leben wollte, und der hart arbeitete, um es zu erreichen. Er dachte, er würde wie sein Vater werden. Doch in Wirklichkeit war er nichts anderes als ein Chaot. Er hatte rein gar nichts erreicht.
»Dad?«
Greg hatte zum Ufer zurückgeblickt, während er versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Jetzt wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Boot und seinem Sohn zu, der vorn im Bug saß und ihn mit ungeduldiger Miene beobachtete. Und als Greg den Blick auf Lugh heftete, wusste er, dass er zumindest in einer Hinsicht nicht recht hatte. Denn immerhin hatte er es geschafft, einen wunderbaren Sohn zu zeugen.
»Entschuldige, was ist?«
»Du hörst mir überhaupt nicht zu.«
»Ich weiß. Tut mir leid. Was ist los?«
»Könnten wir nicht ein bisschen schneller machen?«
»Schneller?« Greg grinste.
»Ja, Dad. Wenn ich mit Onkel Roy segeln gehe, flitzen wir nur so übers Wasser.«
»Du findest also, dass dein Onkel Roy ein besserer Segler ist als ich?«
»Er ist der Kapitän auf einem großen Schiff«, erwiderte Lugh ehrfürchtig.
»Stimmt«, gab Greg zu. »Ich bin nur ein blasser Abklatsch.«
»Ach, du bist schon ganz okay.«
Greg lachte und ging härter an den Wind, sodass sie pfeilschnell über das Wasser glitten. Egal wie es mit Emma und mir weitergeht, ich habe ja Lugh, dachte er. Und dieser Gedanke tröstete ihn.
Er liebte seinen Sohn. Er liebte es, Vater zu sein – auch wenn er jetzt immer nur zeitweise einen festen Platz in Lughs Leben einnahm. Das war einer der Knackpunkte in den Scheidungsverhandlungen mit Emma. Er wollte so viel Zeit wie möglich mit seinem Sohn verbringen. Emma verhielt sich, was diesen Punkt betraf, momentan alles andere als kooperativ. Greg wusste, es war nur ein taktischer Schachzug, aber es war nicht richtig, die gemeinsame Zeit mit ihrem Kind zum Gegenstand einer Verhandlung zu machen.
Er war froh gewesen, als Emma verkündet hatte, sie werde zu Dominos Party fahren und er könne ja übers Wochenende auf Lugh aufpassen. Greg musste zugeben, dass er gleichzeitig ein wenig gekränkt war, weil Domino Emma eingeladen hatte und ihn nicht. Aber entscheidend war jetzt, dass er zwei Tage mit seinem Sohn verbringen konnte, und Greg war entschlossen, diese Zeit möglichst schön zu gestalten.
Und deshalb gingen sie nach dem gemeinsamen Segelausflug in Lughs Lieblings-Fast-Food-Restaurant und aßen Hamburger und Pommes, und anschließend in ein Sportgeschäft, wo Greg seinem Sohn eine neue wasserdichte Segeljacke kaufte. Lugh umarmte seinen Dad und versicherte ihm, dass er ihn lieb hatte, woraufhin Greg sich so ruhig und gut fühlte wie schon lange nicht mehr. Zufrieden und glücklich gingen die beiden heim, wenngleich Lugh todmüde war von dem anstrengenden Tag. Greg hatte zugestimmt, auf Lugh in ihrem früheren gemeinsamen Haus aufzupassen, statt ihn in seine neue Wohnung im Stadtzentrum mitzunehmen, und auch wenn er sich anfänglich schwertat, dieses Haus zu betreten, das vor Kurzem noch sein Haus gewesen war, überkam ihn ein Gefühl von Geborgenheit, als er mit seinem Jungen in dem vertrauten Wohnzimmer saß.
Es war ein schöner Tag, dachte er, als Lugh endlich im Bett lag (viel später als gewöhnlich, wie Greg wusste; sein Sohn hatte plötzlich wieder neuen Elan bekommen, kaum dass sie das Haus betreten hatten) und er sich vor den Fernseher gesetzt hatte, um die
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