Bis das Glück mich findet
nicht gemacht, wenn ich mich weiter um die Buchführung gekümmert hätte.«
»Es war damals praktisch obligatorisch«, verteidigte er sich. »Ich wäre sonst nie aus den roten Zahlen rausgekommen. Und komm mir jetzt bitte nicht mit Ethik und Moral, Domino. Du hast das Leben, das wir führten, ganz gern gemocht.«
»Ja, aber …«
»Es war damals gang und gäbe«, wiederholte er. »Verdammt, das ist es immer noch – alle handhaben es so, ob es nun Politiker sind oder Geschäftsleute, sie durchschauen das System und holen sich die entsprechenden Vorteile heraus und kommen so zu Geld.«
Sie seufzte. Er hatte recht. Sie erinnerte sich sehr gut an die Zeit der Schattenwirtschaft, als der Anteil der Arbeiten, die volkswirtschaftlich nicht erfasst wurden, den regulären Anteil überwog. Sie hatte sich nur nicht klargemacht, dass sie ebenfalls davon profitiert hatte.
»Und steht dir dieses Geld nun zur Verfügung?«, fragte sie. »Bist du jetzt in der Lage, es allen Leuten zurückzuzahlen?«
»So einfach ist das trotzdem nicht.«
Das Geld war in Hochrisikoaktien angelegt gewesen, aber dann geriet der Aktienmarkt stark unter Druck, und ein Großteil des Geldes ging verloren. Brendan hatte gehofft, sich mit diesem Geld von den Ansprüchen der Investoren des Barbados-Projekts freikaufen zu können, doch das war daraufhin nicht mehr möglich.
»Als das alles passiert ist, war ich kurz davor, den Verstand zu verlieren«, erzählte er. »Unabhängig davon, wie sich das mit dem Unternehmen entwickelt hat – und glaube mir, ich war deswegen am Boden zerstört –, konnte ich einfach den Gedanken nicht ertragen, dass Menschen, die ich kannte, die meine Freunde waren, Geld verloren hatten. Nie im Leben hatte ich damit gerechnet, dass etwas Derartiges eintreten würde.«
»Du warst schon immer viel zu optimistisch«, warf sie ein.
»Und dann wurde ich auch noch überfallen. Buchstäblich bis aufs Hemd ausgeraubt.« Seine Hand schnellte hoch zu der Narbe an seiner Wange. »Ich war selbst schuld daran. Ich war in einer üblen Gegend zu Fuß unterwegs und wurde überfallen. Wahrscheinlich kann einem so etwas in jeder Großstadt passieren. Und dummerweise habe ich auch noch versucht, mich zu wehren, womit ich alles noch schlimmer machte.« Er zog sein Hemd aus und zeigte ihr eine weitere Narbe auf seinem Rücken. »Aber am Ende hatte ich doch Glück. Irgendetwas hat sie gestört. Sie nahmen meine Brieftasche mit, mit allen meinen Kreditkarten … ich hatte nichts mehr.«
Dominique fehlten die Worte.
»Ich war mir mein ganzes Leben lang noch nie so armselig vorgekommen«, fuhr Brendan fort. »Ich konnte nicht fassen, dass ich so weit unten angelangt war. Ich war Brendan Delahaye, ein erfolgreicher Geschäftsmann. Und plötzlich lag ich da im Dreck von Panama City, mit blutigem Gesicht, als wäre ich irgendein abgerissener Penner. Als wäre ich ein anderer geworden.«
»Und wie ging es dann weiter?« Sie starrte auf die Narbe, wollte sie berühren, wollte mit dem Finger ihre Spur auf seinem Gesicht nachzeichnen.
»Irgendwie habe ich es schließlich zu meinem Hotel geschafft. Ich hatte dort im Safe etwas Bargeld liegen – ich habe ja meine Kreditkarten nicht benutzt, weil ich Angst hatte, man könnte die Spur zurückverfolgen. Dann saß ich da in meinem Zimmer, blätterte in dieser Zeitschrift, und plötzlich stach mir ein Artikel ins Auge über UNICEF und ein Trinkwasserprojekt in Paraguay. Mit einem Foto von Gabriel. Und den nötigen Angaben, um Kontakt mit ihm aufzunehmen. Und da habe ich ihn einfach angerufen.«
Dominique schwieg.
»Ich erzählte Gabriel, was passiert war, woraufhin er sich spontan anbot herzukommen. Das hat mir so gutgetan. Ich erzählte ihm, dass ich in Panama war und versuchte, an Geld heranzukommen, das ich angelegt hatte. Dass viel davon verloren, aber ein Teil noch angelegt war in … aber das wird jetzt zu kompliziert. Dass ich noch in Panama bleiben müsste, bis ich einen Ausweg aus der ganzen Misere gefunden hätte. Aber Gabriel hat gemeint, das ist der falsche Weg. Wenn ich wirklich alles wieder in Ordnung bringen will, muss ich nach Hause zurückkehren.«
»Gabriel!« Dominique konnte bei Brendans Bericht nur den Kopf schütteln. »Gabriel hat dich überredet heimzukehren? Wie konnte er glauben, er könnte dich zu irgendwas überreden?«
»Ich mag Gabriel«, erwiderte Brendan abwehrend. »Er hat mir geholfen, wieder zur Vernunft zu kommen.«
»Dann hat er also einen dieser allzeit
Weitere Kostenlose Bücher