Bis das Glück mich findet
Nachrichten anzuschauen. Er und Emma mussten sich unbedingt in Ruhe zusammensetzen und ihre Differenzen auf eine viel friedlichere Weise als bisher beilegen. Er wusste, ihre jeweiligen Anwälte machten nur ihren Job und wollten für ihr Honorar eine entsprechende Leistung bieten, doch Tatsache war, dass sie beide Lugh liebten und nur sein Bestes wollten, auch wenn ihre Ehe vor dem Aus stand. Sie hatten es geschafft, dieses Wochenende ohne größeren Streit zu arrangieren, da sollte man doch meinen, dass sie auch ihre anderen Probleme auf friedliche Weise lösen konnten, oder?
Vielleicht ist diese Sicht ein wenig zu optimistisch, dachte er, während er eine Bierflasche aufmachte. Aber er würde sich überraschen lassen.
Sein Handy klingelte. Er las Emmas Namen und seufzte. Sie traut mir nicht, dachte er. Sie will sich überzeugen, dass alles okay ist. Typisch Emma.
»Hallo«, sagte er, als sie sich meldete, »alles ist in bester Ordnung. Lugh liegt im Bett und schläft, wir hatten einen super Tag.«
»Das freut mich«, sagte sie.
»Na, schön gefeiert?«
»Bis kurz vor Schluss«, sagte Emma. »Aber dann ist Brendan plötzlich aufgekreuzt.«
Totenstille am anderen Ende der Leitung.
»Greg?«, sagte Emma.
»Du machst Witze!«
»Nein, das ist kein Scherz«, erwiderte Emma. »Und jetzt, wo er wieder da ist, wird bald die Hölle los sein. Besonders wenn die Nachricht nach Cork durchdringt. Deshalb, finde ich, solltest du dich wappnen.«
Emma klappte ihr Handy zu, dann öffnete sie es wieder. Sie scrollte wieder bis G, aber diesmal wählte sie Gabriel Bradys Nummer.
Kapitel 28
K elly und Charlie saßen wieder in dem kleinen Innenhofgarten. Obwohl die Nachtluft noch außergewöhnlich mild war, hatte Kelly einen übergroßen schwarzen Pulli angezogen und die Arme um den Oberkörper geschlungen. Außerdem hatte Charlie den Arm um sie gelegt und drückte sie an sich.
»Alles okay mit dir?«, fragte er, nachdem sie über eine Viertelstunde lang schweigend dagesessen hatten.
»Ja.«
»Sicher?«
Sie schlang die Arme noch fester um ihren Körper und nickte.
»Denn ich sehe doch, was das für ein Schock für dich war.«
Kelly holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Nicht schlimmer als damals, als er abgehauen ist, oder als wir erfahren haben, dass die Firma bankrott ist, oder als wir unser Haus verkaufen mussten. Ich habe mich anscheinend inzwischen an Schocks dieser Größenordnung gewöhnt, Charlie. Schade ist nur, dass es mein eigener Dad ist, der sie mir verpasst.«
Er drückte mitfühlend ihre Schulter.
»Ich liebe ihn«, sagte Kelly. »Aber ich könnte ihn glatt umbringen.«
»Deine Mum hat da wohl ein gewisses Vorrecht«, meinte Charlie trocken.
»Sie liebt ihn auch.« Resignation klang in Kellys Stimme. »Sie wird ihm verzeihen. Das hat sie bisher immer getan.«
Domino saß am Fußende des Doppelbetts, während Brendan neben dem Fenster stand. Irgendwie kam es ihr unangemessen vor, dass er sich in ihrem Schlafzimmer aufhielt, dennoch wollte sie nicht unten im Erdgeschoss mit ihm reden, da Kelly und Charlie noch im Garten saßen. Also hatte sie Brendan nicht weggeschickt, und nun schien er das kleine Zimmer vollständig auszufüllen – sie hatte ganz vergessen, wie groß und kräftig er war. Und attraktiv, auch wenn sie sein Haar, das nun viel grauer war, etwas befremdlich fand.
»Erklär es mir genau«, verlangte sie.
»Ich habe einen Fehler gemacht«, begann er.
»Jeder macht mal einen Fehler«, entgegnete sie. »Deswegen läuft man aber nicht gleich weg. Und wenn du geblieben wärst – wer weiß, vielleicht wären wir mit einem blauen Auge davongekommen. Viele Unternehmen stecken doch derzeit in ernsthaften Schwierigkeiten.«
»Ich gehöre nicht zu den Unternehmern, die so groß und einflussreich sind, dass ihnen nichts Ernsthaftes passieren könnte. Mich hätte man buchstäblich auseinandergenommen. Und das Hauptproblem bestand gar nicht darin, dass die Immobilienpreise so stark gefallen sind.« Wie er erklärte, hatte er Umschuldungen vorgenommen, als verschiedene Teilbereiche seiner Firma unter finanziellen Druck geraten waren, obwohl das im Grunde eine Augenwischerei war. Und ein Teil des Geldes war nicht ordnungsgemäß verbucht worden. Etwa das Barbados-Geld, das nur zum Teil in das dortige Bauprojekt geflossen war.
»Schon gut, schon gut, ich sehe ja ein, dass es kompliziert ist!«, rief Dominique. »Und dass du geglaubt hast, es nicht durchstehen zu können.«
»Ich habe es
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