Bis das Glück mich findet
Emma war es nicht anders gewesen.
Er hatte Emma gebeten, mit ihm auszugehen, weil Dominos Bruder Gabriel Priester war. Greg hatte noch nie etwas für Priester übriggehabt. Besonders seit dieser Geschichte mit Maria. Der Ortspfarrer hatte sie zu Hause besucht, nachdem sie das Baby verloren hatte. Er hatte mit Maria geredet und ihr irgendwie eingetrichtert, dass dies alles nur passiert war, weil sie mit ihm, Greg, gesündigt hatte. Maria hatte deswegen einen Hass auf Greg entwickelt. Und er wiederum hatte Hass auf den Priester empfunden. Wenn er nun Gabriel eins auswischen konnte, indem er mit dem Mädchen ging, das in ihn verliebt war, so war das in Gregs Augen eine feine Sache.
Er hatte ursprünglich nicht beabsichtigt, mit Emma eine feste Beziehung einzugehen. Doch dann hatte er gemerkt, dass es ihm gefiel, mit ihr zusammen zu sein. Sie war witzig und lebhaft und ganz anders als die anderen Mädchen, die er bisher kennengelernt hatte. Diese Traurigkeit, die ihr angehaftet hatte, als er sie bei der Hochzeit kennengelernt hatte, und die er auf Gabriel zurückführte, gehörte nicht zu ihrem Wesen. Alles, was sie früher über Gabriel gesagt hatte, tat sie nun als albern ab, sie sei einfach dumm gewesen, und dann küsste sie ihn auf eine Weise, die ihn überzeugte, dass sie es ehrlich meinte. Und allmählich hatte er sich in sie verliebt, weil sie so wunderschön und witzig und geistreich war und es langsam Zeit wurde, dass er sich eine wunderschöne, witzige, geistreiche Freundin zulegte, denn sein Liebesleben hatte bisher nur aus unbefriedigenden One-Night-Stands bestanden.
Das Zusammenleben mit Emma war nicht immer einfach gewesen. Es gab Zeiten, da war sie liebevoll und zauberhaft und eine angenehme Gefährtin, und dann wieder war sie ungeduldig und gereizt, sodass man kaum mit ihr reden konnte. Wenn sie unglücklich war, schien er irgendwie nicht fähig, sie aufzuheitern, wie es ihm bei Domino immer gelang. Deswegen hatte er auch Schuldgefühle, weil er als Ehemann eigentlich in der Lage sein sollte, ein Lächeln in das Gesicht seiner Frau zu zaubern. Doch in gewisser Hinsicht war sie ein so viel komplizierterer Mensch als seine Schwägerin. Domino war leicht zufriedenzustellen. Emma war da entschieden anspruchsvoller und brauchte viel mehr Aufmerksamkeit. Aber er liebte sie.
Er hatte sich sehr gefreut, als Emma endlich schwanger geworden war, doch diese Monate, die eine Zeit aufregender Freude für sie beide hätten sein sollen, fielen leider zusammen mit der Erkrankung ihrer Mutter und der Tatsache, dass sie wieder Kontakt zu Gabriel Brady aufnahm. Für ihren seelischen Beistand, wie sie Greg damals erklärte – er hatte es ihr keine Sekunde lang abgekauft. Er hatte sie nach ihren Gefühlen Gabriel gegenüber befragt, und sie hatte ihn angelächelt.
»Meine Gefühle für Gabriel«, antwortete sie völlig gelassen, »sind die gleichen wie deine für Domino.«
Was ihm die ganze Zeit zu schaffen machte.
Er hatte nie ernsthaft über seine Gefühle für Domino nachgedacht. Und wie sie sich vielleicht auf seine Umgebung auswirken könnten. Er hatte nie einen Gedanken darauf verschwendet, wie Emma das Ganze möglicherweise aufnahm. Immer wenn sie nachbohrte, erwiderte er, Domino tue ihm einfach ein bisschen leid, weil sie so früh hatte heiraten müssen und ein Baby bekommen hatte, und beides sei schwierig gewesen. Und wie sie dann anschließend plötzlich ins Rampenlicht gezerrt worden war, was ihr, seiner Einschätzung nach, nicht besonders gefiel. (An dieser Stelle schnaubte Emma immer verächtlich; da täusche er sich aber gewaltig. Domino liebe es, sich zur Schau zu stellen, auch früher schon.)
Als Greg Domino in ihrem Haus in Fairview besucht hatte, war er in der Absicht hingegangen, mit ihr zu schlafen. Er war sich sicher gewesen, dass sie es auch wollte. Es stand ihm zu, mit ihr ins Bett zu gehen, fand er. Schließlich hatte Emma sich von ihm getrennt, und Brendan hatte Domino verlassen. Er hatte den Eindruck, Domino und er selbst waren die einzige Konstante in einer sich verändernden Welt.
Aber es war nicht dazu gekommen. Er konnte es immer noch nicht begreifen. Er hatte nicht etwa Gewissensbisse bekommen, doch in dem Moment, in dem Domino ihre Bluse über die Schulter gezogen hatte, hatte er plötzlich überhaupt nicht mehr das Bedürfnis verspürt, mit ihr zu schlafen. Wie er jetzt erst erkannte, hatte er sich die ganze Zeit eingebildet, sie sei seine Traumfrau. Vielleicht auch sein Mittel, um
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